St. Peter (München)

St. Peter (München)
Die Sankt-Peter-Kirche
Der Alte Peter (links) in unmittelbarer Nähe des Marienplatzes
Dach der Kirche
Amtliche Gebäudetafel
Altar und Deckengemälde
Heilige Walburga im linken Seitenaltar
Der Hochaltar
Deckenfresko
Ganzkörperreliquie der Hl. Munditia

Die Pfarrkirche Sankt Peter, deren Turm im Volksmund Alter Peter genannt wird und zu Münchens Wahrzeichen zählt, ist die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens.

Inhaltsverzeichnis

Lage

St. Peter (Petersplatz 1) steht auf dem Petersbergl, der einzigen nennenswerten Erhebung innerhalb der historischen Altstadt Münchens. Unterhalb des Petersbergls in nordwestlicher Richtung liegt der Marienplatz, in südwestlicher Richtung der Rindermarkt. Die Pfarrkirche ist der geistliche Mittelpunkt des Graggenauer Viertels.

Geschichte

Romanischer Vorgängerbau

Am Petersbergl gab es oberhalb einer Straßenkreuzung schon im 8. Jahrhundert eine Niederlassung von Mönchen (möglicherweise aus dem Kloster Tegernsee oder, wahrscheinlicher, aus dem Kloster Schäftlarn). Unter der Kirche gibt es einen gewölbten Raum, den Fachleute in die vormerowingische Zeit, also zwischen Spätantike und frühem Mittelalter, datieren. Bereits im 11. Jahrhundert hatte sich noch vor der Stadtgründung das ursprünglich wohl aus Holz errichtete Kirchlein nach den Ausgrabungen aus dem Jahr 1958 zu einer romanischen Kirche entwickelt, die eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei eingebundenen Westtürmen war. Ob diese typische bayerische Klosterkirche der Romanik der Gründungsbau war, ließ sich nicht nachweisen.

Nach anderen Quellen handelt es sich bei dem sogenannten „Alten Raum“ unter dem nördlichen Teil des Chors lediglich um Überreste der um 1158 erbauten herzoglichen Zollstation.[1]

Nachweisbar ist dagegen, dass Herzog Otto I. die Kirche 1181 erweitern ließ und diese erweiterte Kirche 1190 durch Bischof Otto II. von Freising geweiht wurde.

Bau der gotischen Kirche

Ab 1278 wurde die romanische durch eine prunkvollere gotische Basilika ersetzt. Eine größere Kirche wäre eigentlich nicht erforderlich gewesen, da der Pfarrbezirk von St. Peter auf die südliche Hälfte der Stadt geschrumpft war als am 24. November 1271 die zweite Münchner Pfarrei der Marienkapelle gegründet worden war. Vielmehr sollte mit dem am 17. Mai 1294 durch Bischof Emicho von Freising geweihten Neubau einem möglichen Bedeutungsverlust entgegengewirkt werden. Das dreischiffige Langhaus, das noch keine Seitenkapellen hatte, war durch außenliegende Strebepfeiler gegliedert.[2]

Am 14. Februar 1327 fiel fast ein Drittel Münchens einer Brandkatastrophe zum Opfer. Der Ostchor von St. Peter brannte bis auf die Außenmauer nieder, das Kirchenschiff selbst konnte gerettet werden, die Türme brannten aus. Wahrscheinlich wurde am Ende des Kirchenschiffes eine Mauer eingezogen, um weiterhin Gottesdienste feiern zu können. Beim Wiederaufbau wurde die Kirche um zwei Joche verlängert. Die Wände des Langhauses wurden nach außen verlegt, sodass zwischen den ins Kircheninnere einbezogenen Strebepfeilern Seitenkapellen angelegt werden konnten.[2] Diese wurden zumeist von Patriziern gestiftet, verfügten über eigene Geistliche und dienten der Stifterfamilie auch als Grablege.[3][2] 1365[4] oder 1368 konnte der neue gotische Hochchor durch den Freisinger Fürstbischof Paul geweiht werden. 1378/1379 erhielt er noch zwei gotische Gewölbeeindeckungen. Von 1379 bis 1386[5] wurde das Westwerk umgestaltet, wobei man sich bewusst von der gotischen Zwei-Turm-Anlage löste. Die beiden ausgebrannten Türme wurden abgeschrägt und zwischen den beiden Stümpfen ein einzelner Turm errichtet, der heute mit seiner offenen, rundumlaufenden Aussichtsgalerie ein beliebter Aussichtspunkt ist. Um 1407 wurden die beiden vorgelagerten Treppentürmchen am Westportal angesetzt.

Hochbarocker Um- und Ausbau

Seine neue Turmbekrönung (mit offenem Tempietto, wahrscheinlich nach Plänen von Heinrich Schön d. Ä.) erhielt der „Alte Peter“ nachdem am 24. Juli 1607 ein Blitz die beiden Spitzhelme des Westwerks zerstört hatte.[6]

Um die Raumnot zu mildern, entschloss man sich noch vor dem Dreißigjährigen Krieg zu einer Erweiterung nach Osten, die wahrscheinlich Isaak Bader plante. 1630 begann der Abbruch des gotischen Ostchores, um die Erweiterung durch einen barocken Dreikonchenchor[7] zu ermöglichen. Durch die Kriegswirren konnte dieser erst 1636 eingewölbt werden. Danach wurde die Umgestaltung des Langhauses durch Hans Heiß in Angriff genommen, die 1654 abgeschlossen war (Ummantelung der bisherigen Achteckpfeiler, Neueinwölbung, Einbau der Orgelempore, Einbau der Oratorien über den Seitenschiffen, Seitenportale anstelle des gotischen Westportals).[3]

Spätbarocke Umgestaltung

Im 18. Jahrhundert wurde zunächst der Chor einschließlich Hochaltar (ab 1730[3]) und später das Langhaus (1752–1756[3]) im spätbarocken Stil umgestaltet. Nikolaus Gottfried Stuber entwarf den neuen Hochaltar inspiriert von Berninis Cathedra Petri im römischen Petersdom und realisierte ihn mit Egid Quirin Asam[8]. Der Chor wurde durch Ignaz Anton Gunetzrhainer neu eingewölbt. Johann Baptist Zimmermann übernahm die kunstvolle Stuckierung und Nikolaus Christian Stuber die Ausmalung des Chores[3]. Im Langhaus dagegen stammen von Zimmermann sowohl die Stuckierung als auch die Fresken[3] in den rundbogigen Blendfenstern und an der Decke, die Szenen aus dem Leben des Apostel Petrus zeigen.

Restaurationen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Die Purifikationswelle des 19. Jahrhunderts ging spurlos an St. Peter vorbei, obwohl es drei Restaurierungen gab.

  • Grüne Renovierung 1844: Entdeckung des spätgotischen Schrenck-Altares, einziger erhaltener Sandsteinaltar der Gotik in München;
  • Gelbe Renovierung 1882
  • Graue Renovierung 1911/1912

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

1944/1945 wurde St. Peter weitgehend zerstört. Insbesondere die Volltreffer zweier Sprengbomben beim Fliegerangriff am 25. Februar 1945 beim Corpus-Christi-Altar richteten schlimme Schäden an: Faktisch standen nur noch der ausgebrannte Turmstumpf sowie die Außenmauern des Hochchores. Ein Wiederaufbau schien unmöglich. Das Baubüro des erzbischöflichen Ordinariats und das Landesamt für Denkmalpflege sahen zunächst – auch aus finanziellen Gründen – nur einen Erhalt des Chores und des wahrzeichenhaften Turmes vor. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kirchenruine daher bereits zum Abriss freigegeben, die Sprenglöcher bereits gebohrt. Auf Initiative der beiden Stadtpfarrer von St. Peter, Max Stritter (1937–1949) und Max Zistl (1949–1983), rettete Michael Kardinal Faulhaber die Kirche. Der Wiederaufbau begann 1946, 1951 beschloss der 1950 gegründete „Wiederaufbauverein Alter Peter“, die Turmkuppel nach historischen Aufnahmen wiederherzustellen. Mit der Aufsetzung des Kreuzes auf dem Turmhelm am 8. September 1951 und der Weihe des Hochaltares am 27. Juni 1954 durch Joseph Kardinal Wendel wurde der Wiederaufbau der äußeren Form abgeschlossen. Die Rekonstruktion des Inneren, um die sich besonders Rudolf Esterer und Erwin Schleich verdient machten, wurde durch die Rekonstruktion der Deckenfresken im Langhaus durch den Freskanten Hermenegild Peiker) im Jahr 2000 abgeschlossen.

Stadtpfarrer von St. Peter ist gegenwärtig (2010) Prälat Herbert Jung.

Bedeutende Kunstwerke

Hochaltar

Der barocke Hochaltar wurde in den Jahren 1730-1734 von Nikolaus Gottfried Stuber, Johann Georg Greiff und Egid Quirin Asam geschaffen.

Inmitten des Altars befindet sich eine von Erasmus Grasser geschaffenene Figurengruppe. Sie zeigt den thronenden Petrus bei der Schriftauslegung. Zu seinen Füßen befinden sich vier Figuren der Kirchenväter, deren Blicke auf Petrus gerichtet sind, und in deren Händen sich geschlossene Bücher befinden. Die Figur des Petrus trägt eine Tiara, die abgenommen werden kann. Traditionsgemäß geschieht dies beim Tod eines Papstes. Am Tag der Amtseinführung des neugewählten Papstes wird der Petrus-Figur die Tiara wieder aufgesetzt. Die Petrus-Figur war Gegenstand besonderer Verehrung und ist das einzige Element, das aus dem früheren gotischen Altar übernommen wurde.[8]

Weitere Kunstwerke

  • Leben des Apostel Petrus. Deckenfresken mit ikonographischen Motiven (Johann Baptist Zimmermann, 1753-1756 (Rekonstruktion durch Hermenegild Peiker, 1999-2000).
  • Hl. Katharina von Alexandrien, Figur am St.Eligius-Altar (Nördliche Turmkapelle) (Ignaz Günther, um 1765).
  • Hl. Margareta, Figur am St.Eligius-Altar (Nördliche Turmkapelle) (Ignaz Günther, um 1765).
  • St. Martins-Altar (sog. „Schrenck-Altar“) (um 1400)
  • Sechs Tafelbilder des gotischen Hochaltares (Jan Polack, 1517), fünf befinden sich als Dauerleihgabe im Bayrischen Nationalmuseum, eines ist verschollen.
  • Die Kreuzigung Petri. Spätgotisches Dreikönigstriptychon (unbekannt, 1477)
  • 'Aresinger-Epitaph (Nördliche Turmkapelle) (Erasmus Grasser, 1492).

Grablege wichtiger Personen

Filialkirchen

Der Pfarrei St. Peter sind folgende Filialkirchen zugeordnet:

Tochterpfarreien

Turm und Aussichtsplattform

Kirchturm mit Aussichtsplattform

Bis zur Spitze des päpstlichen Turmkreuzes ist der „Alte Peter“ 91 Meter hoch. Eine Aussichtsplattform befindet sich außerhalb der Turmwächterstube in 56 Meter Höhe über Grund, sie ist über 306 Stufen an der Glockenstube vorbei zu erreichen. Bei Föhn kann man von dort eine Fernsicht von bis zu 100 Kilometern genießen. Die Plattform ist ganzjährig zugänglich.

Glocken

Zwölferin, kleinste und älteste Glocke des Geläuts. Ihr formbedingt charakteristisches Klangbild prägt das Gesamtgeläut.
Tonbeispiel: Vollgeläut mit Angelusglocke (inkl. Einläuten; Ende ausgeblendet)
Dauer: 02:01

Im Turm der Peterskirche befinden sich acht Glocken. Sieben Glocken sind läutbar und bilden das tontiefste und eines der größten Geläute Münchens.

Unter den Glocken befinden sich vier historische Glocken. Die älteste und zugleich kleinste Glocke ist die Provisurglocke, die auch als Arme-Sünder-Glocke bezeichnet wird. Sie stammt aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1327 und wurde beim sog. Versehgang (Provisur) des Priesters zu den Sterbenden bzw. bei Hinrichtungen auf dem Marienplatz geläutet. Heute hängt sie hinter einem vergitterten Fenster im Untergeschoss des alten Nordturms, ist aber nicht Teil des siebenstimmigen Geläutes.

Unwesentlich jünger ist die sog. Zwölferin, die kleinste Glocke des Geläutes. Sie stammt aus dem Jahr 1382 und hat eine bienenkorb-ähnliche Form, durch die das charakteristische Klangbild dieser Glocke entsteht, das durch die schwere Rippenkonstruktion an Fülle gewinnt. Ihr Name deutet darauf, dass diese Glocke früher mittags um 12 Uhr geläutet wurde. Zwei Glocken stammen aus der Barockzeit: Die Elferin, die früher um 11 Uhr geläutet wurde, wurde 1665 von Johann Kippo, die Petrusglocke 1720 vom Münchner Gießer Johann Christoph Daller gegossen.

Die übrigen vier Läute-Glocken wurden in den 1950er Jahren gegossen.

Die große Jubiläumsglocke ist die größte Glocke Münchens und war bis zum Guss der Christus-Salvator-Glocke für die Abteikirche zu Scheyern die tontiefste Glocke Bayerns. Sie wurde 1958 anlässlich der 800-Jahr-Feiern der Landeshauptstadt gegossen und der Kirchengemeinde von der Prinzregent-Luitpolt-Stiftung als Jubiläumsglocke geschenkt. Sie erklingt jeden Sonntag und an Feiertagen jeweils um 18 Uhr für fünf Minuten solistisch, zum Gedenken an die Verstorbenen der Stadt. Im Vollgeläut findet sie nur an Hochfesten bzw. zu besonderen Pfarrfesten, zum Jahresschlussamt und in der Neujahrsnacht Verwendung.

Jeden Samstag wird um 15 Uhr der Sonntag mit dem Geläut des Pfarrgottesdienstes (d1–f1–g1–a1) etwa sieben Minuten lang eingeläutet, sofern es sich nicht um einen festlichen Anlass handelt (hierbei käme Glocke 2 hinzu, an Hochfesten Glocken 2 und 1). Zum Hochfest Mariä Himmelfahrt 2010 erklang nicht wie üblich das Vollgeläut, sondern das sogenannte Salve-Regina-Motiv mit der Angelusglocke (c1–e1–g1–a1) untermauert von der Jubiläumsglocke als Hochfestglocke. Die Angelusglocke läutet sonst im Vollgeläut aus harmonischen Gründen nicht mit. Solistisch ruft diese zum täglichen Angelusgebet morgens um 7 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends – je nach Sonnenuntergang – zwischen einschließlich 17 Uhr und einschließlich 21 Uhr.

Zur 850-Jahr-Feier der Stadt München fand am Sonntagabend, dem 15. Juni 2008, erstmalig ein Glockenkonzert am Alten Peter statt.

Im Zuge einer Sanierung erhielten alle Glocken Holzjoche, teilweise neue Klöppel und zum Teil neue Läutemotoren.[9]

Nachfolgend eine Übersicht zu den Glocken:

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
 
1 Jubiläumsglocke 1958 Karl Czudnochowsky 6500 f0
2 Petrusglocke 1720 Johann Christoph Daller 2250 c1
3 Maximiliansglocke 1957 Karl Czudnochowsky 1500 d1
4 Angelusglocke 1951 Karl Czudnochowsky 950 e1
5 Maria-Hilf-Glocke 1958 Karl Czudnochowsky 800 f1
6 Elferin 1665 Johann Kippo 600 g1
7 Zwölferin 1382 <unbekannt> 700 a1

Orgel

Die Orgel

Die Hauptorgel von St. Peter wurde 2003 durch die Orgelbaufirma Klais aus Bonn erbaut. Sie hat 58 Register auf 4 Manualen und Pedal, mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen. Der Spieltisch ist zusätzlich für die Ankopplung der Chororgel eingerichtet. Die Disposition (Klanggestalt und Registerübersicht) der gesamten Orgelanlage entstand in Zusammenarbeit mit dem Orgelsachverständigen Prof. Karl Maureen und Organist Dr. Berndt Jäger.

I Hauptwerk C–a3
1. Praestant 16'
2. Principal 8'
3. Doppelflöte 8'
4. Viola 8'
5. Bordun 8'
6. Octave 4'
7. Blockflöte 4'
8. Quinte 22/3'
9. Superoctave 2'
10. Terz 13/5'
11. Mixtura maior 2'
12. Mixtura minor 1'
13. Bombarde 16'
14. Trompette 8'
Zimbelstern
II Solowerk C–a3
(schwellbar)
15. Flauto amabilis 8'
16. Salicional 8'
17. Unda maris 8'
18. Gedackt 8'
19. Principal 4'
20. Gemshorn 4'
21. Flageolet 2'
22. Sesquialtera II 22/3'
23. Mixtur IV 2'
24. Tromba 8'
25. Clarinette 8'
Glockenspiel
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
26. Bourdon 16'
27. Principal 8'
28. Flûte harm. 8'
29. Viola da Gamba 8'
31. Vox coelestis 8'
32. Rohrflöte 8'
33. Octava 4'
34. Flûte octaviante 4'
35. Nazard harm. 22/3'
36. Octavin 2'
37. Tierce harm. 13/5'
38. Plein jeu 22/3'
39. Basson 16'
40. Trompette harm. 8'
41. Hautbois 8'
42. Clairon harm. 4'
Tremulant
IV Bombardewerk C–a3
43. Grand Cornet III-V 22/3'
44. Tuba magna 16'
45. Tuba mirabilis 8'
46. Tuba alta 4'


Pedal C–g1
47. Untersatz 32'
48. Principalbass 16'
49. Violonbass 16'
50. Subbass 16'
51. Octavbass 8'
52. Violoncello 8'
53. Superoctave 4'
54. Mixtur V 22/3'
55. Contraposaune 32'
56. Posaune 16'
57. Trompete 8'
58. Clarine 4'
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
    • Suboktavkoppeln: III/III, III/I
    • Superoktavkoppeln: III/III, III/I, III/P

Intonation: Andreas Brehm (Fa. Klais)

Die Chororgel steht auf der Nordempore des Chorraumes. Das zweimanualige Instrument wurde ebenfalls von der Orgelbaufirm Johannes Klais (Bonn) erbaut und Ende Juni 2011 fertiggestellt. Es hat 16 Register auf zwei Manualen und Pedal, die in einem Gesamtschwellwerk untergebracht sind. Eine Besonderheit der Orgel sind das Röhrenglockenspiel und das Vogelstimmenregister "Nachtigall" ("Rossignol chasseur"). Außerdem ist die Orgel mit einer eigenen elektronischen Setzeranlage ausgestattet.

Die Chororgel kann werkweise an jedes Manual des Spieltisches der Hauptorgel frei angekoppelt werden, und hat dann gewissermaßen die Funktion eines "Fernwerkes". Durch ihre besondere Konstruktion auf Schienen ist die Orgel manuell fahrbar angelegt, um sie möglichst vielfältig und sowohl klanglich direkt zu Begleit- und Enseblezwecken als auch als ganz indirekt im Raum klingendes Fernwerk einsetzen zu können.[10]

I Hauptwerk C–a3
1. Principal 8'
2. Gemshorn 8'
3. Octave 4'
4. Rohrflöte 4'
5. Waldflöte 2
6. Mixtur IV 11/3'
7. Trompete 8'
Glockenspiel
Rossignol
II Schwellwerk C–a3
8. Gedackt 8'
9. Aeoline 8'
10. Schwebung 8'
11. Dolce 4'
12. Harmonia aetheria IV 22/3'
13. Vox humana 8'
Tremulant
Pedal C–g1
14. Subbass 16'
15. Offenbass 8'
16. Fagott 16'
  • Koppeln
    • Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
    • Sub- und Superoktavkoppeln: jeweils II/I, II/II (nur elektrisch vom Hauptspieltisch der großen Orgel zu bedienen)

Intonation: Dominik Haubrichs (Fa. Klais)

Kuriosa

  • In St. Peter wurde nach dem II. Vatikanischen Konzil kein Volksaltar errichtet. Es wird auch im Novus Ordo von Paul VI. die Hl. Messe mit dem Rücken zum Volk zelebriert, was im Novus Ordo ebenso wie zuvor im Tridentinischen Ritus möglich ist. Gemäß dieser Tradition werden in St. Peter als Messgewänder nicht die heute üblichen modern-gotischen, sondern die bis zur Liturgiereform bekannten römischen Kaseln getragen.
  • Die Hochaltarfigur des Petrus besitzt eine abnehmbare Tiara. Unmittelbar nach dem Eintreffen der Todesnachricht eines Papstes wird diese Tiara abgenommen und auf einen Seitenaltar gestellt, zuletzt 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II.. Nach der Wahl des neuen Papstes wird dann die Tiara dem Petrus wieder aufgesetzt.
  • Die Verkehrsfunkmelodie des Bayerischen Rundfunks nimmt bis heute die Melodie Solang der alte Peter auf.
  • Karl Valentin beantwortete die Frage, warum am Turm acht Zifferblätter angebracht seien, mit den Worten „Ja mei, damit acht Leute gleichzeitig auf die Uhr schauen können.“
  • Im 91 Meter hohen Turm schlagen häufig Blitze ein, zuletzt am 27. Juli 1995.
  • Eine Legende meint, das Turmkreuz habe sich durch einen Fußtritt des Teufels um 90° gedreht. In Wirklichkeit hatte sich durch den vorherrschenden Westwind das Kreuz immer stärker geneigt, bis seine Spitze sich gegenüber der Basis um etwa 45 cm nach Osten verschoben hatte, wodurch die Gefahr eines Absturzes des Kreuzes auf das Kirchenschiff bestand. Aus diesem Grund wurde es unter König Ludwig II. bei einer Turmrenovierung erneuert und quer zur Windrichtung aufgestellt, um ein erneutes Verbiegen zu verhindern.
  • Beim Richtfest am Geburts- und Namenstag von Ludwig II. am 25. August 1876 warf der Spenglergeselle Lorenz Wach wie üblich das nach dem Trinkspruch geleerte Glas vom Turm, es landete unversehrt auf dem Boden und wird noch heute im Kirchenschatz von Sankt Peter aufbewahrt [11].
  • In einem Fensterportal der Chorapsis steckt noch eine österreichische Kanonenkugel, welche während der Koalitionskriege vom Gasteig aus auf die Kirche abgefeuert wurde.
  • Als S.H. Papst Pius VI. im Jahr 1782 im Rahmen seiner Reise nach Wien zu Kaiser Josef II. die Stadt München wegen der Einrichtung einer Nuntiatur besuchte und in St. Peter ein Pontifikalamt hielt, hinterließ er der Kirche eine Prunkstola, welche bis heute im Besitz der Pfarrei ist. Eine große vergoldete Gedenktafel links neben dem Altar erinnert an diesen Papstbesuch.

Literatur

  • Erwin Schleich: Die St. Peterskirche in München. Ihre Baugeschichte und ihre Beziehungen zur Stadt im Mittelalter, dargestellt auf Grund der Ergebnisse der Ausgrabungen. (Diss.) München 1958.
  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
  • Norbert Knopp: Die Frauenkirche zu München und St. Peter. Müller & Schindler, Stuttgart 1970, ISBN 3-87560-000-2 (Große Bauten Europas; Bd. 3).
  • Christian Behrer: Das Unterirdische München. Stadtkernarchäologie in der bayerischen Landeshauptstadt. Buchendorfer Verlag, München 2001, ISBN 3-934036-40-6, Kap. 4.2.1: St. Peter, S. 61-83.
  • Winfried Nerdinger,Inez Florschütz (Hg): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, Katalogband, Architekturmuseum der TU-München, ANton Pustet, Salzburg-München 2005
  • Lothar Altmann: Kath. Stadtpfarrkirche St. Peter München (Schnell, Kunstführer Nr. 604), 6. Aufl, Regensburg 2008 (Schnell & Steiner; ISBN 978-3-7954-4377-1); englische Ausgabe: 4th ed., Regensburg 2008 (ISBN 978-3-7954-4257-6); italienische Ausgabe: Regensburg 2010 (ISBN 978-3-7954-6887-3).

Quellen

  1. Altmann, Regensburg 2008, Seite 4.
  2. a b c Anne Wermescher: Der Schrenkaltar in St. Peter in München – Aufbau, Material und historische Überarbeitung. In der Reihe Aus dem Pfarrarchiv von St. Peter in München, Heft 10, München 2005, Seite 7.
  3. a b c d e f Altmann, Regensburg 2008, Seite 6.
  4. Altmann, Regensburg 2008, Seite 5. Vgl. auch Wermescher, München 2005, Anmerkung 5 zu Seite 7.
  5. Josef H. Biller, Hans-Peter Rasp: München Kunst & Kultur. München 2003, ISBN 3-7787-5125-5, S. 351
  6. Nach Altmann war die Neugestaltung des Turms bereits 1614, nach Biller/Rasp erst 1621 abgeschlossen. Vgl. Altmann, Regensburg 2008, Seite 6. bzw. Biller und Rasp, München 2003, Seite 351.
  7. Josef H. Biller, Hans-Peter Rasp: München Kunst & Kultur. München 2003, ISBN 3-7787-5125-5, S. 352
  8. a b Daniela Crescenzio: Italienische Spaziergänge in München, Band I - Florenz Venedig Rom, 2. Aufl., IT-INERARIO, Unterhaching 2009, ISBN 978-3-9813046-0-2, S. 76–81
  9. Beschreibung der Glocken auf der Website des Erzbistums München und Freising
  10. Informationen zur Chororgel bei Die Orgelseite und auf der Website der Erbauerfirma
  11. Pfarrbrief St. Peter Juli/August 2004

Weblinks

 Commons: St. Peter (München) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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