- St. Peter und Paul (Zürich)
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Die 1874 geweihte neugotische Kirche St. Peter und Paul in Zürich Aussersihl ist das erste römisch-katholische Kirchengebäude, das nach der Reformation in Zürich erstellt wurde. Sie ist die Mutterkirche und Sitz der Zentralpfarrei der römisch-katholischen Kirche in Zürich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1807 erlaubte ein Dekret des kleinen Rats wieder eine katholische Gemeinde in Zürich. Den Katholiken, die vorher nur im Kloster Fahr, einer aargauischen Enklave, den Gottesdienst besuchen konnten, wurde die St.-Anna-Kapelle für Gottesdienste überlassen. 1844 konnte die rasch gewachsene Gemeinde in die Augustinerkirche wechseln. Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil kam es zu einer Kirchenspaltung. Die Mehrheit, die die Konzilsbeschlüsse ablehnte, blieb als Christkatholische Kirche in der Augustinerkirche. Die romtreue Minderheit musste im Theaterfoyer ihre Gottesdienste feiern.
1874 konnte die römisch-katholische Gemeinde die neu erstellte Notkirche in Aussersihl einweihen. Die als «Armeleutekirche» bezeichnete schlichte Saalkirche hatte bei der Einweihung weder Bänke noch Kanzel, Altaraufbauten oder Taufstein.
1895 wurde die zu klein gewordene Kirche durch einen Anbau an der Frontseite und einen neugotischen Turm erweitert. 1944 wurde die Kirche renoviert, wobei die neugotischen Farben durch einen weissen Anstrich ersetzt wurden. Von 1979 bis 1982 wurde die Kirche einer Totalrenovation unterzogen und die ursprünglichen neugotischen Farben restauriert. Dabei wurde eine der heiligen Anna geweihte Seitenkapelle angebaut und die Eingangstüre auf der «Frauenseite» erhielt ein bronzenes Frauentor, dessen Reliefs die Bedeutung der Frau in der Heilsgeschichte darstellen.
Kultgegenstände
Hochaltar
Der neugotische Hochaltar stammt vom Holzbildhauer Theodor Schnell d. Ä. in Ravensburg und wurde 1884 eingeweiht. Das Geld dafür wurde im Lauf von zehn Jahren durch den «Fünfrappenverein» zusammengetragen, einer Gruppe von deutschen Dienstmädchen und Tiroler Maurern, die jede Woche fünf Rappen spendeten (der Lohn eines Dienstmädchens war damals fünf Franken monatlich). Unter der Mensa (Tisch des Herrn) des Hochaltars befindet sich ein heiliges Grab, das in der Karwoche geöffnet wird.
Die Zwillingsmonstranz von Muri
Die ärmliche Kirche besass bereits bei der Einweihung ein ungewöhnlich kostbares, einzigartiges Kultgerät: Die Zwillingsmonstranz von Muri. Diese Monstranz war eine von zwei Anfang des 18. Jahrhunderts in der Blütezeit des Klosters Muri geschaffenen spätbarocken, vergoldeten Silbermonstranzen mit Laubwerk und Email verziert.
Beide Monstranzen wurden 1841 bei der Aufhebung des Klosters vom Kanton Aargau konfisziert. Eine von ihnen gelangte zurück nach Muri, die andere wurde zusammen mit weiteren Kultgegenständen nach Frankreich verkauft, wo der päpstliche Nuntius den gesamten Kultschatz 1851 ersteigerte und in den Vatikan bringen liess. Als der damalige katholische Pfarrer von Zürich, Anton Scalabrini, wenige Monate vor der Vollendung der Kirche auf einer seiner zahlreichen Bettelreisen nach Rom kam, spendete ihm Papst Pius IX. nicht nur 5'000 Franken, sondern schenkte ihm auch die Zwillingsmonstranz aus der Pariser Versteigerung.
Literatur
- Guido Kolb: Als die Priester noch Hochwürden hiessen. Ein Lesebuch zum 200-Jahr-Jubiläum der katholischen Gemeinde Zürich, Edition NZN bei TVZ, Zürich 2007, ISBN 978-3-290-20038-1
Weblink
47.3721568.527699Kategorien:- Kirchengebäude in Zürich
- Kirchengebäude im Bistum Chur
- Peter-und-Paul-Kirche
- Neugotisches Kirchengebäude in der Schweiz
- Erbaut in den 1870er Jahren
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