- St. Trinitatis (Altona)
-
Die evangelisch-lutherische Hauptkirche St. Trinitatis in der Altonaer Altstadt war die Hauptkirche der einstigen Stadt Altona im heutigen Hamburg. Das barocke Kirchengebäude wurde nach Kriegszerstörung bis 1969 äußerlich in alter Form wieder hergestellt und erhielt eine neuzeitliche Innenausstattung.
Inhaltsverzeichnis
Die Kirche in Altona
An der Stelle des heutigen Gotteshauses befand sich ursprünglich eine zum Pfarrbezirk Ottensen gehörende Kirche aus den Jahren 1649/1650. Der Kirchturm wurde bereits 1686 abgebrochen und ein neuer Turm durch den Altonaer Zimmermeister Jacob Bläser von 1688 bis 1694 errichtet. Bekrönt wurde dieser 70 Meter hohe Bau mit einem mehrfach geschwungenen Kupferhelm in holländischer Manier. Für das 1664 zu Stadt erhobene Altona wurde er zum Wahrzeichen, und natürlich sollte er auch den Hamburger Türmen Konkurrenz machen, auffällig ist bis heute die Ähnlichkeit der Turmspitzen von St. Trinitatis und St. Katharinen. Der Turm wurde außerdem zum Vorbild für den neuen Helm der St. Laurentius-Kirche in Tönning genommen.
Nachdem die alte Kirche mit den Jahren baufällig wurde und zudem den repräsentativen Ansprüchen der Zeit nicht mehr genügte, wurde ein Neubau geplant. Seit 1737 war Altona auch eine eigene Propstei mit Johann Bolten als ihrem ersten Propsten. Die künftige Altonaer Hauptkirche wurde von 1742 bis 1743 errichtet, den Auftrag erhielt der holsteinische Baumeister Cay Dose. Den Grundstein legte Bernhard Leopold Volkmar von Schomburg, Präsident der Stadt Altona, am 11. April 1742.
Cay Dose plante die neue große Kirche auf einem kreuzförmigen Grundriss im Anschluss an den Bläserschen Turm. Die Monogramme der beiden dänischen Könige Christian V. und Christian VI. an den Sandsteinportalen zeigen, welche Bedeutung der großen neuen Hauptkirche in der damals zweitgrößten Stadt des dänischen Reiches beigemessen wurde. Der Innenraum war ganz ähnlich wie die spätere St. Michaelis als eigenständiger protestantischer Predigtraum angelegt. Emporen und Logen umfassten die Gemeinde, die auf die große raumbeherrschende Kanzel ausgerichtet war, während der barocke Hauptaltar vor dem Ostfenster an das Ende des Raumes gerückt war. Zwei sich durchkreuzende, von Außenwand zu Außenwand gespannte Tonnengewölbe überdeckten den Innenraum und bildeten im Schnittpunkt der vier Kreuzarme eine Vierung, über der sich im äußeren Bild der Kirche der große Dachreiter erhob. Die prächtige barocke Ausstattung der Hauptkirche St. Trinitatis war ein bewusster und moderner Gegensatz zu den noch aus der Gotik stammenden Kirchen im benachbarten Hamburg, das etwas Gleichartiges lediglich mit dem kleineren Vorgängerbau der Michaeliskirche bieten konnte. Alte Bilder des Innenraumes lassen die Pracht und den Zusammenklang von Architektur, Plastik, Stuck und Malerei im Sinne des barocken Gesamtkunstwerkes nur ahnen. An der Kirche wurden in den folgenden Jahren nur unbedeutende Änderungen vorgenommen. Erst 1897 überformte man die ursprünglich recht nüchterne Turmfassade mit neobarocken Dekorationselementen.
Die Hauptkirche St. Trinitatis war eines der Gotteshäuser, in dem Altonaer Pastoren und andere Geistliche am 11. Januar 1933 das Altonaer Bekenntnis verlasen. Dieses war angesichts des Altonaer Blutsonntags wesentlich von Hans Asmussen konzipiert worden. Asmussen war seit 1932 Pastor der 2. Pfarrstelle der Hauptkirchengemeinde, bis er im Februar 1934 wegen seines Widerstandes gegen das Kirchenregiment der Deutschen Christen zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde.
Pastoren
Hauptpastoren
- Johann Bolten, 1737–1757
- Adam Struensee, 1757–1759
- Georg Christian Adler, 1791–1804
Pastoren/Prediger
- Eustasius Friedrich Schütze, 1741–1758
- Friedrich Wilhelm Wolfrath, 1781–1789 (Adjunkt)
- Johann Adrian Bolten, 1782–1807
- Nikolaus Funk, 1791–1840
- Hans Asmussen, 1932–1934
Zerstörung und Wiederaufbau
Die heute nahezu isoliert stehende Kirche war einst komplett in das Ensemble der Altonaer Altstadt eingebunden, in der sie mit dem nur wenige Straßen entfernt stehenden Alten Altonaer Rathaus den Mittelpunkt bildete. Beide Gebäude zusammen waren ein schönes Beispiel barocker Stadtarchitektur des 18. Jahrhunderts. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Hauptkirche St. Trinitatis samt ihrer Umgebung von britischen und amerikanischen Bombern während der Operation Gomorrha am 24. Juli 1943 so gut wie vollständig zerstört. Der Innenraum brannte komplett aus, der Turmhelm stürzte in sich zusammen, lediglich die Außenmauern und der Turmstumpf überstanden den Feuersturm.
In den Jahren 1954 bis 1969 wurde die Kirche wieder aufgebaut und innen neu gestaltet. Mitte der 1960er Jahre plädierte die Denkmalpflege für die Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt der Altonaer Hauptkirche im Äußeren, wenn auch die Turmfront ein reduziertes Aussehen erhielt und hier auf die Dekoration der Jahrhundertwende verzichtet wurde. Im Inneren entschied man sich für eine moderne Lösung. In diesem Sinne wurde von den Architekten Horst Sandtmann und Friedhelm Grundmann zwischen 1963 und 1969 die St. Trinitatis-Kirche wieder errichtet. Vom alten Innenraum wurde das weit auskragende Hauptgesims und die Kreuztonne in ihrer Form übernommen. Unter ihrem zentralen Schnittpunkt steht nun im Zentrum des Raumes und nicht mehr fern im Chor ein neuer Altar, dreiseitig umgeben vom Gestühl für die Gemeinde. Die vierte Seite bildet ein Taufrund, und im Chor entwickelt sich hinter einer halbkreisförmigen Emporenbrüstung der Raum für die Sänger, das Orchester und die große neue Orgel. In der Achse zwischen Altar und Orgel wurde das einzige im Raum erhaltene historische Ausstattungsstück, das Kruzifix aus dem Mittelalter, auf einer neu geschaffenen Kreuzsäule errichtet. Der lächelnde Christus von Altona ist in seiner Form einzigartig im europäischen Raum.
Diese und die gesamte künstlerische Ausgestaltung stammt von dem Freiburger Bildhauer Peter Dreher. Der Künstler hat sich völlig in die barocke Gestalt des Baues und die neue Innenraumkonzeption eingefühlt. Die Gestaltung der gesamten künstlerischen Inneneinrichtung und der Farbigkeit zeigen ein Bekenntnis zur Tradition, die mit künstlerischen Mitteln in die Sprache des 20. Jahrhunderts übersetzt wurde. Für die Verbindung von alt und neu erhielt der Wiederaufbau 1970 den Hamburger Architekturpreis als vorbildliches Bauwerk.
Siegfried Detlev Bendixens Gemälde von 1823 mit der lebensgroßen Darstellung St. Ansgars war vor der Zerstörung der Kirche ausgelagert worden und dann in Vergessenheit geraten. Nach seiner Entdeckung im Depot des Altonaer Museums kehrte es am 5. Februar 2006 gründlich restauriert nach St. Trinitatis zurück.[1]
Literatur
- R. Hootz (Hrsg.): Bildhandbuch der Kunstdenkmäler Hamburg & Schleswig-Holstein, Deutscher Kunstverlag, 1981
- F. Grundmann, T. Helms: Wenn Steine predigen - Hamburgs Kirchen vom Mittelalter zur Gegenwart, Medien Verlag Schubert, 1993
Weblinks
Commons: St. Trinitatis (Altona) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- ↑ http://www.hauptkirche-altona.de/ansgarsonders.htm - http://www.hanseatischer-merkur.de/stansgar.htm
53.5483333333339.9502777777778Koordinaten: 53° 32′ 54″ N, 9° 57′ 1″ OKategorien:- Barockes Kirchengebäude in Hamburg
- Dreifaltigkeitskirche
- Kulturdenkmal (Hamburg)
- Bezirk Altona
- Erbaut in den 1740er Jahren
- Rekonstruiertes Bauwerk in Deutschland
Wikimedia Foundation.