Stadtkirche (Waltershausen)

Stadtkirche (Waltershausen)
Die Stadtkirche „Zur Gotteshilfe“ vom Markt aus gesehen
Orgel und Deckenfresko
Dies ist die alte Glocke, die nun vor der Kirche steht

Die Stadtkirche "Zur Gotteshilfe" in Waltershausen ist eine evangelische Kirche in Waltershausen. Sie ist ein barocker Zentralbau und gilt als Vorläufer der Dresdner Frauenkirche. Sie beherbergt die größte Barockorgel Thüringens. Die Kirche ist die Pfarrkirche von Waltershausen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Mittelalter stand am heutigen Platz die Liebfrauenkirche, eine spätgotische Hallenkirche, welche 1326 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Jahre 1458 wurde der Turm erbaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das protestantische Waltershausen mehrfach eingenommen und die Kirche wurde entweiht, indem sie den respektlosen Landsknechten und Söldnern als Pferdestall dienen musste. Das Inventar wurde beschädigt oder geraubt. Erst unter Herzog Ernst dem Frommen wurde die Kirche 1667 wieder hergerichtet und neu geweiht. Das Gebäude entsprach aber nicht mehr den Bedürfnissen der Gothaer Hofgesellschaft. Erste Entwürfe für das Projekt einer Neuen Kirche wurden 1716 vom Gothaer Oberbaudirektor Wolf Christoph Zorn von Plobsheim und 1719 vom Hofbaumeister Johann Andreas Tütleb vorgelegt, beide wurden vom Waltershäuser Stadtrat aber wegen der finanziellen Situation der Stadt zurückgewiesen. Mit einem überarbeiteten Entwurf gelang es 1719 von Plobsheim sowohl den Stadtrat als auch den Herzog zu überzeugen. Am 9. Oktober 1719 erfolgte die Grundsteinlegung und am 24. November 1723 die Einweihung. Nach einigen Bränden, die auch den oberen Teil des Kirchturmes beschädigten, wurde dieser zuletzt 1865 in der heutigen Form saniert. Von 1945 bis 1960 wurde in der Kirche auch katholischer Gottesdienst gefeiert, dieser Tradition folgend finden hier zuweilen ökumenische Andachten und Konzerte statt. Auch in Waltershausen war die Stadtkirche im Herbst 1989 Zentrum der sich formierenden Bürgerbewegung.

Bauliches

Das Kirchenschiff wurde aus heimischem grau-rotem Sandstein errichtet. Dem Gebäude liegt die Gestaltungsidee zu Grunde, die Kirchengemeinde zusammenzufassen, sie gleichrangig am Geschehen des Gottesdienstes teilnehmen zu lassen. Hierzu passt als architektonische Umsetzung am treffendsten ein Bauwerk in Form einer Rotunde, der Architekt realisierte jedoch einen mehr elliptisch ausgebildeten Grundriss des Innenraumes und gab dem umhüllenden Gebäude die Form eines kurzflügeligen Griechischen Kreuzes, die Achsenmaße des Raumes messen hierbei 22,5 m. Der Hauptzugang erfolgt von Westen. Auf acht Holzpfeiler gestützt wurden drei Emporen errichtet, diese werden über die auf der Ost- und Westseite liegenden Treppenaufgänge erreicht, der Innenraum bietet somit etwa 1200 Menschen Platz. Lediglich der Turm blieb vom alten Bauwerk erhalten. Als Superlativ wurde die größte Orgel der Bach-Zeit in der Kirche eingebaut, die Orgel befindet sich auf der Ostseite, über Altar und Kanzel eingefügt und mit diesen auf einer Achse liegend. Auf der gegenüberliegenden Westseite der Kirche, in gleicher Höhe mit der Kanzel, wurde die Herrschaftsloge des Herzogs auf der unteren Empore eingefügt. Aus den Bedürfnissen der barocken höfischen Inszenierung wurde das Innere der Kirche äußerst prachtvoll und reichhaltig ausgeschmückt. Das von Johann Heinrich Ritter geschaffene Deckenfresko Heilige Dreifaltigkeit vollendet den Raumeindruck indem die vorhandenen Architekturteile sich in eine Scheinkuppel verlängern. In die meisterhaft umgesetzte illusionistische Architekturmalerei eingefügt wurden acht allegorische weibliche Figuren, sie stellen Liebe und Klugheit, Hoffnung und Geduld, Mäßigung und Standhaftigkeit sowie Treue und Glauben dar. Eine Gruppe von Engelsgestalten füllt zu oberst den Raum und deutet auf die im Zentrum, auf Wolken gebettete Heilige Dreifaltigkeit.

Restaurierung

Zwischen 1992 und 1996 wurden im Inneren der Kirche letztmalig Restaurierungsarbeiten durchgeführt, von 1995 bis Mai 1998 wurde auch die Orgel durch die Orgelbaugesellschaft Waltershausen restauriert. Im Dezember 2004 wurde eine neue mittlere Glocke in Passau gegossen und am 26. Dezember 2004 geweiht, die alte Glocke, durch einen Gussfehler unbrauchbar geworden, steht nun vor der Kirche.

Orgel

Hauptartikel: Orgel der Stadtkirche (Waltershausen)

Veranstaltungen

In der Kirche finden häufig Konzerte statt, dies erfolgt im Rahmen des Thüringer Orgelsommers und der Thüringer Bachwochen, weiterhin gibt es die Waltershäuser Kirchennacht.

Literatur

  • Hartmut Ellrich; Evangelisch Lutherische Landeskirche in Thüringen (Hrsg.): «Waltershausen» - Schloss- und Residenzkirchen in Thüringen. Wartburg-Verlag, Weimar 2007, ISBN 3-86160-163-X, S. 128–132.
  • Ulrich Nikolai: Thüringische Barockkirchen. In: Das Thüringer Fähnlein. Monatshefte für die mitteldeutsche Heimat. Heft 11, G. Neuenhahn Druck und Verlag, Jena 1933, S. 641–644.

Weblinks

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