- Orgel der Stadtkirche (Waltershausen)
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Orgel der Stadtkirche (Waltershausen) Allgemeines Ort Stadtkirche (Waltershausen) Orgelerbauer Tobias Heinrich Gottfried Trost u.a. Baujahr 1724–1755 Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1995–1998 Epoche Barock Orgellandschaft Thüringen Technische Daten Anzahl der Pfeifen 2.806 Anzahl der Register 47 Anzahl der Pfeifenreihen 60 Anzahl der Manuale 3 Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Anzahl der 32′-Register 1 Anzahl der 64′-Register — Die Orgel der Stadtkirche Waltershausen von Tobias Heinrich Gottfried Trost ist ein herausragendes Beispiel des Thüringer Orgelbaus des 18. Jahrhunderts. Mit 47 Registern, drei Manualen und Pedal ist sie die größte Barockorgel in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
- 1722: Für den fast fertiggestellten Kirchenneubau wird eine Orgel bei Trost in Auftrag gegeben.
- 1724: Die Arbeiten an der Orgel beginnen.
- 1730: Trost reist ab, ohne die Orgel vollendet zu haben. Durch die Zahlungsschwierigkeiten der Stadt beim Bau der Orgel sowie durch die geringe Rücksichtnahme auf den Orgelbau scheint es Trost schließlich unmöglich gewesen zu sein, die Orgel zu vollenden. Allerdings hatte er wohl keinen geringen Anteil an der verfahrenen Situation. Der Bürgermeister Marci dichtete über den „liederlichen Orgelmacher Trost“:
- „Vor gethan und nach bedacht,
- hat manchen,
- und auch Uns bey diesem gantzen
- Kirch-Bau, in viel Leid und Unglück bracht.
- Der Orgelmacher heisst zwahr Trost,
- doch giebt Er uns gar schlechten Trost,
- Ach weren wir vom Trost erlost.“
- 1755: Die Orgel wird von verschiedenen Orgelbauern vervollständigt, vermutlich wesentlich von Johann Heinrich Ruppert[1]
- 1835-55: Umbau und Reparatur durch Michael Hesse, u.a. Höherstimmung.
- 1896: Einbau einer neuen Windanlage durch Hugo Böhm.
- 1958-59: Einbau einer neuen Windanlage und Austausch von Registern durch Firma Eule.
- 1993: Vertrag über eine Restaurierung mit der Firma Orgelbau Waltershausen GmbH.
- 1995-98: Vollständige Restaurierung der Orgel auf den ursprünglichen Zustand.
Die Disposition mit vielen achtfüßigen und engmensurierten Registern zeigt, dass es sich um ein typisches mitteldeutsches Instrument des 18. Jahrhunderts handelt. Andererseits weist sie eine Reihe von Besonderheiten auf. Heute sind noch ca. 70 % der Originalsubstanz vorhanden.
Disposition seit 1998 (= 1730/1755)
I Hauptwerk C–c3 Portun-Untersatz 16′ Groß Qvintadena 16′ Principal 8′ Gemshorn 8′ Viol d’Gambe 8′ Portun 8′ Qvintadena 8′ Unda maris 8′ Octava 4′ Salcional 4′[Anm. 1] Röhr-Flöta 4′ Celinder-Qvinta 3′ Super-Octava 2′ Sesqvialtera II Mixtura VIII [Anm. 2] Fagott 16′[Anm. 3] Trompetta 8′ II Brustwerk C–c3 Gedackt 8′ Nachthorn 8′ Principal 4′ Flöte douce 4′ Nachthorn 4′[Anm. 3] Gemshorn 4′ Spitz-Qvinta 3′ Nassad-Qvinta 3′ Octava 2′ Sesqvialtera II Mixtura IV [Anm. 4] Hautbous 8′ Tremulant III Oberwerk C–c3 Flöte Dupla*) 8′[Anm. 5] Vagarr 8′ Flöte travers 4′[Anm. 3] liebl. Principal 4′ Spitzflöte 4′ Gedackt Qvinta 3′[Anm. 3] Wald-Flöte 2′ Hohl-Flöte 8′ Vox humana 8′[Anm. 3] Geigen-Principal 4′[Anm. 6] Pedal C–d1 Groß Principal 16′ Sub-Bass 16′ Violon-Bass 16′ Octaven-Bass 8′ Celinder-Qvinta 6′ Posaunen-Bass 32′[Anm. 3] Posaunen-Bass 16′ Trompetten-Bass 8′ Qvintadenen-Bass 16′[Anm. 7] Viol d’Gamben-Bass (HW) 8′ Portun-Bass (HW) 8′ Super-Octava (HW) 4′ Röhr-Flöten-Bass (HW) 4′ Mixtur-Bass VI (HW) - Koppeln: III/I (Hakenkoppel), II/I (Schiebekoppel), II/P (Hakenkoppel), I/P (Windkoppel).
- Spielhilfen: Sperrventile.
- Tremulant zu allen Manualen.
- Zwei Cimbelsterne.
- Calcant.
Anmerkungen- ↑ Trichterförmig..
- ↑ Teilweise rekonstruiert.
- ↑ a b c d e f 1996–98 rekonstruiert.
- ↑ Teilweise rekonstruiert.
- ↑ Zweifach: eine konische offene Reihe aus Holz, eine zylindrische gedeckte Reihe aus Metall.
- ↑ Steht auf einer eigenen Windlade, die mit einer Hakenkoppel an das Oberwerk gekoppelt wird.
- ↑ Alle Transmissionen nur bis c1.
Mixtura VIII C–h: 2′ + 11/3′ + 1′ + 4/5′ + 2/3′ + 1/2′ c1-h1: 4′ + 22/3′ + 2′ + 13/5′ + 11/3′ + 1′ + 4/5′ + 2/3′ Ab c2: 8′ + 51/3′ + 4′ + 31/5′ + 22/3′ + 2′ + 13/5′ + 11/3′. Mixtura IV C–h: 2′ + 11/3′ + 1′ + 4/5′ c1-h1: 2′ + 13/5′ + 11/3′ + 1′ Ab c2: 4′ + 22/3′ + 2′ + 13/5′. Technische Daten
- 47 klingende Register.
- Anzahl aller Pfeifen: 2806.
- Prospektpfeifen: 318
- Metallpfeifen: 2071 (ca. 75 %)
- Holzpfeifen: 458
- Zungenpfeifen: 277 (ca. 10 %)
- Anzahl der originalen Pfeifen: 1981, 40 Register (ca. 70 %)
- Größe der Orgel:
- Höhe der Orgel: 8,3 m
- Breite: 8,8 m
- Tiefe (ohne Pedaltürme): 2,2 m
- Windversorgung:
- Vier Spanbälge (Keilbälge)
- Balgtretanlage
- Gesamtlänge aller Windkanäle: 159 m
- Winddruck: 69 mmWS
- Traktur:
- Tontrakur: Mechanisch
- Registertraktur: Mechanisch
- Stimmung:
- Höhe a1= 466,8 Hz bei 15° C
- Wohltemperierte Stimmung (1/5 pythagoreisches Komma)
Literatur
- Theophil Heinke (Hrsg.): Die Trost-Orgel und Stadtkirche „Zur Gotteshilfe“ Waltershausen. Selbstverlag, Waltershausen 1998.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ So nach der Chronik von C. Polack (1854), siehe Heinke (Hrsg.): Die Trost-Orgel. 1998, S. 23.
Kategorien:- Orgel in Deutschland
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