Deckengemälde

Deckengemälde
Wandmalerei in San Cristóbal de las Casas (Mexiko)
Eine Abbildung Salvador Dalís auf einer Häuserwand in Lima (Peru)

Wandmalerei ist eine Form der Malkunst, bei der das Bild nicht auf eine Holztafel oder Leinwand aufgetragen wird (Tafelmalerei), sondern direkt auf eine Wand. Dieselben Techniken wie bei der Wandmalerei kommen auch bei der Deckenmalerei zum Einsatz. Als Wand- bzw. Deckenmalerei gelten jedoch auch Bilder, die nach den Maßen der Wand auf Leinwand oder anderen Trägermaterialien im Atelier des ausführenden Künstlers erstellt und danach durch eine Verklebung innig mit der Wand verbunden werden, so dass ein solches Werk als Wandbild wahrgenommen wird. Diese Technik wurde insbesondere bei Deckenmalereien angewandt, da das über Kopf malen sehr anstrengend ist. Mit Aufkommen digitaler Drucktechniken rückt diese Form der Wandmalerei mehr und mehr in den Vordergrund.

Bei einer Wandmalerei versucht der Künstler, das charakteristisch Flächige der Wand zu wahren (strenge Wandmalerei) oder den Eindruck von Dreidimensionalität zu erzeugen (illusionistische Wandmalerei).

Bei der (Freskomalerei) werden die Farben auf den noch feuchten Putz der Wand aufgetragen und verkieseln dann in einem chemischen Prozess, wodurch eine lange Haltbarkeit der Farbpigmente gesichert wird. Bei der (Seccomalerei) werden die Farben dagegen auf den bereits trockenen Putz aufgebracht. Die hierzu heutzutage meist verwendeten Acryl oder Keimschen Farben gewährleisten ebenfalls eine sehr gute Haltbarkeit, während frühere Versuche mit organischen Farben sich als weniger haltbar erwiesen. So war einer der bekanntesten Versuche, das Umständliche der Frescomalereizu umgehen (hierzu musste vor dem Malen ein Putzer die genau umrissene Fläche, die der Künstler als Tagwerk schaffen konnte, ausputzen und, wenn der Künstler die vorgesehene Arbeit nicht schaffte, am nächten Tag wieder abklopfen und den Putz neu auftragen), Das Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci in einem Mailänder Kloster. Trotz seiner aufwendigen Versuche, aus organischem Material haltbare Farben herzustellen, waren diese nicht von Erfolg gekrönt, auch wenn das Bild zunächst prachtvoll aussah und von seinen Zeitgenossen entsprechend gerühmt wurde. Die verwendeten Farben unterlagen jedoch schon bald einem zunehmenden Verfallsprozess, so dass bis heute Generationern von Restauratoren mit der Erhaltung des Meisterwerks beschäftigt sind und dies voraussichtlich auch in Zukunft noch sein werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühzeit

Altägyptische Wandmalerei in einem Grab der Tal der Könige

Die frühesten Zeugnisse von Wandmalerei sind die Höhlenmalereien. Mit Hilfe der Radiokarbonmethode sind Höhlenbilder auf etwa 31.500 Jahre datiert.

Älteste Zeugnisse von Wandmalereien aus dem Neolithikum fanden sich in Çatalhöyük (ca. 6000 v. Chr.), wo diese Malereien besonders gut erhalten sind und wohl kleine Kapellen oder Kulträume schmückten. Auch an anderen Orten im Nahen Osten fanden sich Wandmalereien, doch selten so gut erhalten.

Zahlreiche Wandmalereien haben sich in Grabkappellen und Grabkammern der Alten Ägypter erhalten. In den ägyptischen Grabkapellen scheint vieles, was für das 'Überleben' in der Unterwelt wichtig war, dargestellt worden zu sein. Darunter befinden sich viele Darstellungen von Nahrungszubereitung oder von Werkstätten. Sie sollten das Überleben im Jenseits garantieren, als Statussymbol den Wohlstand des Verstorbenen repräsentieren, und letztlich waren Gartendarstellungen religiöse Symbole für die Wiedergeburt des Toten. Oftmals hatten diese Wandmalereien auch religiöse und zeremonielle Bedeutung und ersetzten auch teilweise die Hieroglyphenschrift (besonders für die Leseunkundigen).

Auch die Wohnbauten und Paläste in Vorderasien sind ausgemalt worden, doch ist, von einigen Zufallsfunden (Mari) abgesehen, davon nur wenig erhalten. Eine besondere Blüte erlebte die Wandmalerei schließlich auch im ägäischen Raum (ab ca. 1650 v. Chr. bis 1250 v. Chr.), wo die Paläste (Knossos auf Kreta) und Wohnhäuser (Akrotiri auf Santorin) oftmals farbenfroh ausgemalt worden sind.

Villa Poppaea in Oplontis, Caldarium

Klassische Antike

Obwohl im Gegensatz zur Vasenmalerei so gut wie keine Wandmalereien aus der griechischen Antike erhalten sind, scheinen die Künstler dieser Zeit die illusionistische Wandmalerei nahezu perfekt beherrscht zu haben, wie ein von Plinius dem Älteren überlieferter Wettstreit der Künstler Zeuxis und Parrhasios um 400 v. Chr. zeigt: Dabei habe Zeuxis die Trauben in seinem Wandbild so täuschend echt dargestellt, dass sie Vögel herbeigelockt hätten. Parrhasios dagegen habe in seinem Bild wiederum einen Vorhang so naturgetreu wiedergegeben, dass Zeuxios nach der Entfernung des Vorhangs verlangt habe, damit das gesamte Bild beurteilt werden könne. Als Zeuxis seinen Irrtum erkannte, habe er den Preis beschämt dem Parrhasios zuerkannt, da er selbst zwar das Getier, jener aber den Künstler habe täuschen können.

Etruskische Wandmalereien fanden sich meist in den Grabkammern und stellen die Freuden des Lebens (z.B. Bankette) dar, die damit sicherlich in der Unterwelt weitergeführt werden sollten.

Im römischen Reich leistete sich fast jeder Hausbesitzer, der einem gehobenen Stand angehörte, die Bemalung der Wände seines Hauses. So verbreitet wie im römischen Reich war die Wandmalerei sonst nie wieder. Diese Entwicklung begann schon bei den Griechen, erlebte aber ihren Höhepunkt im ersten nachchristlichen Jahrhundert, wo selbst in den abgelegensten Provinzen Häuser ausgemalt waren. Die Entwicklung der römischen Wandmalerei wird in verschiedene Stile (1.-4. Stil) unterteilt. Nach den Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. haben sich viele Wandmalereien in Pompeji und Herculaneum unter der erkalteten Asche des Vulkans erhalten. Im dritten nachchristlichen Jahrhundert erlebt diese Form der Wandmalerei einen Niedergang, um später ganz zu verschwinden. In der Folgezeit finden sich Wandmalereien fast nur noch im religiösen Bereich. Im alten Rom und Byzanz wurde die Wandmalerei oftmals durch das Mosaik ersetzt und /oder ergänzt.

Siehe hierzu ausführlich: Römische Wandmalerei

Asien

Wandmalerei aus der Synagoge von Dura Europos: Moses wird aus dem Nil errettet
Wandmalerei in einem indischen Tempel

Auch bei den Parthern und Sassaniden war die Wandmalerei mit Sicherheit eine weit verbreitete Kunstform, allerdings sind diese Werke oftmals nur in Fragmenten erhalten. Die parthische Malerei ist von einer starken Frontalität geprägt, während die auf ihnen folgenden Sassaniden Darstellungen im Profil bevorzugten. Auch in Zentralasien erlebte die Wandmalerei, besonders mit der Verbreitung des Buddhismus, eine weite Verbreitung. Heiligtümer Buddhas waren oftmals reich mit Szenen aus seinem Leben ausgemalt, wobei man in Zentralasien auch zahlreiche ausgemalte Höhlenheiligtümer findet. Diese Blüte endete an vielen Orten mit dem Aufkommen des eher bilderfeindlichen Islam (vgl. Bilderverbot im Islam). In Indien gelten die buddhistischen Felsmalereien in den Höhlen von Ajanta als Meisterwerke dieser Epoche. Spätere Werke in Ajanta sowie hinduistische, jainistische und buddhistische Darstellungen in den Höhlen von Ellora setzten den Guptastil fort.

In China sind vor allem in der Tang-Dynastie die monumentalen Grabanlagen hoher Hofbeamter und von Mitgliedern des Königshauses ausgemalt worden. In China gibt es auch zahlreiche buddhistische Tempel, in Höhlen hineingebaut, die mit Wandmalereien versehen sind.

Afrika

Zahlreiche Wandmalereien sind aus Nubien bekannt. Nubien war von ca. 500 - 1500 zum großen Teil christlich und die meisten dortigen Kirchen wurden mit Szenen aus der Bibel ausgemalt. Die Malereien orientierten sich stilistisch stark an byzantinische Vorbilder. Auch hier endet die Tradition von Wandmalerei mit der Ankunft des Islam.

Altamerika

Wandmalerei in Bonampak

Vor allem bei den Mayas blühte die Kunst der Wandmalerei. Gut erhaltene Beispiele fanden sich in San Bartolo[1], wo sie die Wände einer Grabkammer schmückten. In Bonampak fanden sie sich in einem Tempel. Die Bilder bedecken in drei Räumen eine Fläche von 144 m². Dargestellt werden der Herrscher und sein Gefolge, Tribut- und Kriegsszenen, ein Strafgericht, Tanzszenen und Blutopfer von Adligen. Die Wandmalereien geben einen einzigartigen Einblick in das soziale Gefüge der Mayagesellschaft in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u.Z.

Fresko aus dem Zyklus des Hl. Franziskus von Giotto di Bondone

Mittelalter

In romanischer Zeit erlebte die Wandmalerei durch die Christianisierung einen großen Aufschwung, denn die Kirchen wurden für die Leseunkundigen mit biblischen Darstellungen geschmückt, um sie mit dem Evangelium bekannt zu machen. Auch auf Burgen befanden sich Wandmalereien, allerdings eher mit weltlichen Sujets. Eindrucksvolles Beispiel ist der Iwein-Zyklus auf Schloss Rodenegg in Südtirol.

Spätgotische Wandmalereien der Passion Christ, Hist, Wehrkirche Finkenbach-Gersweiler (Seccotechnik 1469)

In der Gotik wurde neben der Wandmalerei die Innenraumausschmückung durch Glasmalerei bei sakralen Gebäuden immer wichtiger. Italien blieb aber weiterhin ein Zentrum der Wandmalerei, die in der Renaissance dann einen erneuten Aufschwung erlebte, während nördlich der Alpen schon die Tafelmalerei vorherrschte.

Die Wandmalerei war damit, besonders als Vorläufer der Tafelmalerei, einer der bedeutendsten Schritte in der kulturellen Entwicklung hin zu unserer modernen visuellen Wahrnehmung.

Renaissance

Eines der bekanntesten Beispiele für Wandmalerei in der Renaissance ist Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci. Es war für den Speiseraum eines Klosters gedacht. Als Höhepunkt der Malerei in Freskotechnik wird die Wand- und Deckenbemalung der Sixtinischen Kapelle durch Michelangelo gesehen.

Barock

Im Barock nahm die Bedeutung der Wandmalerei abermals zu - nun in der Spezialform der Deckenmalerei. Besonders virtuos wurde hier die Darstellung des Himmels, mit der viele Barockkirchen an der Decke ausgestattet wurden. Bereits in der Renaissance gab es einzelne Beispiele für eine "Öffnung" der Decke als Blick in den Himmel, so vor allem die Kuppelfresken von Correggio in Parma.

Im römischen Barock wurde die Deckenmalerei schließlich zu einem wesentlichen Mittel gegenreformatorischer Kirchenausstattungen. Zu Vorbildern wurden die Fresken in den Kirchen Il Gesù von Giovanni Battista Gaulli und in Sant' Ignazio von Andrea Pozzo. Die Wand- und Deckenmalerei des Barock und Rokoko versuchte, den Betrachter ganz in den Bann der Religion oder der absolutistischen Macht zu ziehen.

Eine besondere lokale Form der Wandmalerei ist die Lüftlmalerei in den Ortschaften der Alpentäler. Einige der berühmtesten Malereien, die im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden, befinden sich in Mittenwald, Garmisch sowie in Unter- und Oberammergau.

Moderne

Die modernste Form der Wandmalerei: Graffiti

Besonders im Sozialistischen Realismus wurde die Wandmalerei auch in der Moderne für Propaganda genutzt. Auf großer Fläche, etwa in Betriebskantinen oder auf öffentlichen Plätzen, wurden plakative politische Aussagen dargestellt. Politische Botschaften kontroversen Inhalts werden aber in vielen Ländern auch von anonymen Künstlern auf öffentliche oder private Wände gemalt.

In Mexiko entstand nach der mexikanischen Revolution eine besondere Schule der Muralistas, die berühmtesten Vertreter dieser Schule sind Diego Rivera, David Alfaro Siqueiros und Jose Clemente Orozco. Die mexikanischen Muralistas waren politische Künstler, teilweise dem Marxismus verpflichtet, bezogen sich künstlerisch allerdings sowohl auf einheimische mexikanische als auch auf europäische Traditionen der Malerei.

Auf Sardinien finden sich, hauptsächlich in Gebirgsdörfern, viele Murals. In manchen Dörfern dort, vor allem in Orgosolo, sind die Bildnisse allgegenwärtig. Die ältesten Wandgemälde dort verweisen direkt auf den moderaten Freiheitskampf, den die um ihre Eigenständigkeit bemühten Sarden gegen die Zentralmacht Italien führten. Orgosolo war ein Hauptwiderstandsnest. Neuere Bildnisse dort kommentieren eher die Weltpolitik (z.B. den 11. September 2001) oder enthalten sogar Werbebotschaften.

Murals im protestantischen Donegal Pass in Belfast
Murals im katholischen Bogside Viertel in Derry

Berühmt für seine als Murals bezeichneten Wandmalereien sind unter anderem auch die Städte Belfast und Derry in Nordirland. In den dortigen rein katholischen und protestantischen Wohnvierteln kam es in der Vergangenheit immer wieder zu politisch motivierten Unruhen, den sogenannten Troubles. Die Geschichte und die politischen und geschichtlichen Hintergründe zu diesen Auseinandersetzungen sind in diesen Murals festgehalten.

Die modernste Form der Wandmalerei ist das Graffiti. Auch großflächige Graffiti werden manchmal als Murals bezeichnet.

Moderne Wandmalerei in der Innenarchitektur

Spätestens seit dem Ende des Jugendstil spielte die Wandmalerei für die Innenarchitektur keine zentrale Rolle mehr. Bis auf wenige nennenswerte Farbgestaltungen durch LeCorbusier und Bruno Taut, bevorzugten die Architekten der klassischen Moderne die Farbe des Materials und die Farbe Weiß. Mitte der 80er Jahren begann der Künstler Johannes Klinger, klassische Maltechniken in die Sprache moderner Wandmalerei zu übersetzten. Er entwickelte dabei einige, in Fachkreisen, viel beachtete neue Techniken für die Wandmalerei. Die dadurch ausgelöste sinnliche Wahrnehmung von Wandoberflächen brachte eine Tendenzwende in der Innenarchitektur. Bereits um 1990 konnte man in Deutschland deutlich die Zunahme von Wandmalerei und der farbigen Gestaltung von Wänden in der Innenarchitektur feststellen. Durch zahlreiche Techniken moderner Wandmalerei besitzen Künstler und Farbdesigner - im Gegensatz zu Baumaterial, Tapete und Wandtatoo, ein Medium mit dem sie höchst individuell, sensibel und fantasievoll auf die Raumarchitektur einwirken können. Durch die Mittel der Farbe ergibt sich die Möglichkeit echte Raumunikate zu schaffen. Heute reicht das Spektrum moderner Wandmalerei von mehrlagiger Farbmalerei, über monochrome Spachteltechniken, bis zu Beispielen figürlicher Malerei und einer neuartigen Verbindung von Farbe und Licht.

Techniken

Es lassen sich grundsätzlich zwei Arten von Maltechniken unterscheiden. Bei dem Fresko wurden die Farben auf den noch feuchten Putz aufgetragen. Diese Technik erforderte schnelle und sehr geübte Maler, da die einzelnen Abschnitte des Freskos vor dem Trocknen des speziell für die Ausführung der betreffenden Putzfläche fertiggestellt werden müssen. Diese Technik hat den Vorteil hoher Haltbarkeit. Die Pigmente der Farben verkieseln dabei in einem chemischen Prozess mit dem Putz und werden so für lange Zeit konserviert.

Bei der Seccomalerei werden die Farben dagegen auf den trockenen Putz angebracht. Für Bilder dieser Technik kann sich ein Künstler mehr Zeit lassen, doch kann es Probleme mit der Haltbarkeit geben, da sich die Farben nicht so innig mit der Wand wie beim Fresko verbinden. In der heutigen Praxis werden neben Keimschen Farben, deren Pigmente ähnlich wie beim Fresco durch einen chemischen Prozess mit dem Putz eine enge Bindung eingehen und sie daher besonders für die Anwendung im Außenbereich geeignet machen, meist wasserlösliche Acrylatfarben verwendet.

Anmerkungen

  1. Guatemala’s Oldest Maya Mural

Siehe auch

Liste wichtiger Wandmaler

Literatur

  • Kurt Wehlte: Wandmalerei. Berlin 1938
  • Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei. Stuttgart/Ravensburg 1967
  • Norbert Martins: Giebelphantasien – Berliner Wandbilder. HetStein-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-926976-07-1
  • Callway, Stephen: Raumdesign im 20. Jahrhundert, Herford 1991
  • Johannes Klinger: Wandmalerei heute, München 1999
  • Johannes Klinger: Innovative Wandmalerei, München 2002
  • Johannes Klinger: Farbe und Licht, München 2007
  • Rodeck/ Meerwein/ Mahnke: Mensch - Farbe - Raum, Leinfelden - Echterdingen 1998

Weblinks

Historische Wandmalerei

Moderne Wandmalerei


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