Stanislaus Cauer

Stanislaus Cauer
Das Schillerdenkmal von Cauer, 1910 in Königsberg aufgestellt
Das Schillerdenkmal auf einer Postkarte von 1910

Stanislaus Cauer (* 18. Oktober 1867 in Bad Kreuznach; † 8. März 1943 in Königsberg) war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer. Sein bekanntestes erhaltenes Werk ist das Schillerdenkmal in Königsberg, jetzt Kaliningrad.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stanislaus Cauer war der Sohn des Bildhauers Robert Cauer d. Ä. und seiner Frau Auguste, gebürtig Schmidt. Er hatte acht Geschwister. Sein jüngerer Bruder Friedrich Cauer (1874–1944) wurde ebenfalls Bildhauer; außerdem waren weitere Mitglieder der Familie Cauer Künstler. Über das väterliche Künstlererbe sagte er: „Von meinem Vater habe ich durch Vererbung die lyrisch romantische Begabung, die dann durch das Leben und Schaffen in Rom und die Bekanntschaft namhafter deutscher Künstler wie Louis Tuaillon, August Gaul, Artur Volkmann, August Kraus, Ludwig von Hofmann, Otto Greiner, Robert Wellmann und andere sich mehr zu einer klassischen plastischen Auffassung steigerte“.[1]

Das Bildhauerhandwerk erlernte Cauer von seinem 15. Lebensjahr an bei seinem Vater in dessen Atelier in Rom. Anschließend unternahm er Studienreisen, unter anderen nach Frankreich und in die Niederlande. 1897 heiratete er in Rom. 1905 kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1907, als Nachfolger von Friedrich Johann Reusch (1843–1906), zum Professor und Leiter der Bildhauerklasse an die Kunstakademie Königsberg berufen. Zu seinen Schülern gehörten Gertrud Classen, Otto Drengwitz, Christiane Gerstel-Naubereit, Hilde Leest, Paul Koralus und der Osnabrücker Bildhauer Fritz Szalinski. 1925 organisierte Cauer eine Ausstellung von Kleinplastiken an der Akademie, darunter mit Werken von Käthe Kollwitz.[2] Ab Herbst 1931 hielt er sich zu einem längeren Arbeitsaufenthalt in der Villa Romana in Florenz auf und schuf dort mehrere Portraitbüsten, unter anderem von dem Archäologen Christian Hülsen.[3] Bis 1941 war er an der Akademie tätig. Cauer gehörte der Akademie der Künste in Berlin an.[4]

Cauer starb 1943; er wurde auf dem Friedhof der Juditten-Kirche beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten.

Werke

Cauer schuf Figuren aus Stein und Bronze, auch Brunnen gehörten zu seinen Werken. Im heutigen Kaliningrad sind neben dem Schillerdenkmal im öffentlichen Raum die Marmorskulptur Nach dem Bade neben dem „Haus des Künstlers“, zwei Geflügelte weibliche Relieffiguren, Genien mit Kranz und Füllhorn und das Herkulesrelief an der Hammerteichschleuse erhalten.[5] Zerstört wurden Denkmale für Immanuel Kant, Nicolaus Copernicus, Johann Gottfried Herder und Lovis Corinth, die sich über dem Eingang der Burgschule in Königsberg befunden hatten. Diese von Wilhelm (William) Ehrich in Muschelkalk gemeißelten Köpfe wurden 1945 zerstört. „Wir standen vor der Schule, an deren Eingang vier Büsten angebracht waren. Der Oberst rief den Direktor der Schule zu sich und befahl, die Köpfe abzuschlagen. Ich habe dabei die Leiter gehalten, die Köpfe warfen wir in einen Bombentrichter“, berichtete der spätere Schriftsteller Jurij Nikolaiewitsch Iwanow.[6] Im Jahr 1907 fertigte die Kunstgießerei Lauchhammer einen von Professor Cauer entworfenen Gotischen Brunnen für die Stadt Frankfurt a. M. an.[7] 1912 gestaltete Cauer einen Zierbrunnen für die Villa von Otto Schott in Jena.[8] Für die Grabkapelle auf Gut Grabau in Holstein gestaltete er 1923 eine Madonnenstatue.

Literatur

  • Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart Bd. 6, Leipzig 1912
  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Silke Osmann: Ein Leben für die Kunst In: Ostpreußenblatt vom 17. Oktober 1992, S. 9 (PDF-Datei)
  2. Kristina Kratz-Kessemeier: Kunst für die Republik - Die Kunstpolitik des preußischen Kultusministeriums. Akademie Verlag, S. 565 (PDF-Datei)
  3. Villa Romana (PDF-Datei)
  4. Akademie der Künste, Mitglieder 1919-1933
  5. Kaliningrader Gebiet – Die Städtische Plastik
  6. Jurij Nikolaiewitsch Iwanow. In: Die Zeit vom 11. Oktober 1991
  7. Referenzliste der Kunstgießerei Lauchhammer, har 1907; abgerufen am 29. Oktober 2009
  8. Schott-Villa in Jena

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