Stannewisch

Stannewisch
Stannewisch
Stadt Niesky
Koordinaten: 51° 21′ N, 14° 48′ O51.35833333333314.804166666667170Koordinaten: 51° 21′ 30″ N, 14° 48′ 15″ O
Höhe: 170 m ü. NN
Fläche: 5,45 km²
Einwohner: 210 (2002)
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02906
Vorwahl: 03588

Stannewisch (1936–1947 Steinhufen), obersorbisch Stanojšćo, ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Niesky im Landkreis Görlitz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Luftbild über Stannewisch

Stannewisch liegt in Form eines Straßendorfs nördlich von Niesky am westlichen Rand der Stannewischer Heide. Durch den Ort verläuft die aus Rietschen kommende Bundesstraße 115.

Geologisch bedeutend sind Vorkommen von Lehm, Ton und Braunkohle.

Geschichte

Ortsgeschichte

Reste mittelbronzezeitlicher Gräber in der Gemarkung belegen eine urgeschichtliche Besiedlung. Die dauerhafte Besiedlung wird deutschen Siedlern im Rahmen der zweiten Phase der deutschen Ostkolonisation zugeschrieben. Urkundlich erstmals erwähnt wird Stanewicz 1358 im Zusammenhang mit einem Sühnevertrag im Görlitzer Stadtbuch. Eingepfarrt ist das Dorf nach Kosel.

Durch die Erbteilung der Herrschaft Baruth fällt Stannewisch 1519 an Christoph von Gersdorff. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts kommt das Dorf in den Besitz des Rittergutes Trebus, dem es bis 1945 angehörte.

Durch den Prager Frieden von 1635 wechselt die Lehnsherrschaft über das Markgraftum Oberlausitz und somit auch Stannewisch vom Königreich Böhmen zum Kurfürstentum Sachsen.

Die Lehm- und Tonvorkommen begünstigen den Aufbau von mehreren Ziegeleien, die ab dem 17. Jahrhundert Dach- und Ziegelsteine herstellen. Die Produkte werden überregional verkauft, beispielsweise erwirbt die nordböhmische Stadt Šluknov Dachsteine aus Stannewisch zum Wiederaufbau der Stadt nach einem der großen Brände. Die Geschichte der Ziegeleien in Stannewisch endet 1938, als die letzte Ziegelei in Folge der größer werdenden Konkurrenz durch steigende industrielle Herstellung an anderen Standorten geschlossen wird.

Nach den Befreiungskriegen fällt Stannewisch mit dem größeren Teil der Oberlausitz an Preußen und wird 1816 dem Landkreis Rothenburg (Ob. Laus.) zugeordnet. Zwischen 1860 und 1910 wird in der Gemarkung Braunkohle gefördert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Stannewisch wieder sächsisch und bei der Verwaltungsreform von 1952 in den Kreis Niesky eingegliedert. Trotz der geringen Größe der bäuerlichen Güter – keines ist größer als 10 Hektar, das kleinste umfasst gar nur 1,1 Hektar – wird eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) erst während des „Sozialistischen Frühlings“ 1960 gegründet. Zwischen 1963 und 1994 gibt es in Stannewisch ein Freibad.

Am 1. März 1994 erfolgt die Eingemeindung von Stannewisch und Kosel nach Niesky.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [1] 283
1871 179
1885 199
1905 189
1925 204
1939 289
1946 306
1950 342
1964 283
1971 [2] 265
1988 276
1990 [3] 261
1993 229
1999 235
2002 210

1777 werden aus Stannewisch drei besessene Mann, acht Gärtner und sechs Häusler gemeldet.

1825 liegt die Einwohnerzahl noch bei 283, fällt bis zur Reichsgründung jedoch auf 179 zurück. Einem langsamen Anstieg bis 1925 folgt ein rasantes Wachstum, so dass 1939 wieder 289 Einwohner verzeichnet werden. Durch Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen wächst die Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die fünfziger Jahre auf rund 350 an. Durch den danach einsetzenden Bevölkerungsrückgang sinkt die Bevölkerungszahl bis zur Jahrtausendwende auf rund 200.

Ortsname

Urkundliche Varianten des Ortsnamens sind unter anderem Stanewicz (1358), Stanewisch (1415), Stanewitsch (1452), Stanewisch (1490) und Stannewisch (1791). Varianten des sorbischen Namens, der heute nicht mehr gebräuchlich ist, sind Stennisch' (1610), Stannoschcizo (1700), Stonoschczo (1800), Stanojšćo (1843) und Stanošćo (1866).

Der Name leitet sich wohl vom altsorbischen stanovišće ‘Standort, Stand’ ab und bezeichnet womöglich einen Rastplatz für Fuhrleute an der Fernstraße nach Żagań.[4]

Durch Germanisierungsmaßnahmen während der nationalsozialistischen Zeit wird der Ort am 22. Dezember 1936 in Steinhufen umbenannt. Wie viele umbenannte Orte der Lausitz erhält auch Stannewisch 1947 seinen alten Namen zurück.

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 307.
  • Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 222.

Fußnoten

  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 3. März 2009.
  2. Von der Muskauer Heide zum Rotstein, Seite 307.
  3. Regionalregister Sachsen. Abgerufen am 3. März 2009.
  4. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenskunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 301.

Weblinks


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