Stefan Hentschel

Stefan Hentschel

Stefan Hentschel (* 30. September 1948 in Chemnitz-Gablenz; † 18. Dezember 2006 in Hamburg) war ein Zuhälter und Boxer auf Sankt Pauli.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hentschel lebte bis zu seinem neunten Geburtstag bei seinen Großeltern und zog dann nach Hamburg. Am 21. September 1973 bestritt Hentschel seinen ersten und einzigen Kampf als Profiboxer. Er wurde von Erwin Josefa („Big Ali“) in der zweiten Runde k.o. geschlagen und blutete aus der Nase. Daraufhin beendete Hentschel seine „Profiboxer-Laufbahn“ nach weniger als sechs Kampfminuten.

Hentschel war in den 1980er-Jahren mit seinem Kumpan Waldemar Dammer, genannt Neger-Waldi, Rotlicht-Pate auf dem Kiez von St. Pauli. Er war in den 1980ern in den Kiez-Krieg verwickelt und überlebte mehrere Mordanschläge. Bei einem Angriff mit einem Weißbierglas verlor er sein rechtes Augenlicht. Stefan Hentschel ist durch verschiedene Publikationen bekannt geworden, wie zum Beispiel die Mitarbeit in der NDR-Reportage „Hamburg St. Pauli – da, wo die Kontraste knallen“ oder das Buch „Hamburgs Nachtjargon. Die Sprache auf dem Kiez in St. Pauli“ des Sprachforschers Klaus Siewert.

Internationale Bekanntheit erlangte Hentschel durch seinen Auftritt in einer als Internetvideo kursierenden Szene aus dem Dokumentarfilm „Der Boxprinz“ von Gerd Kroske über das Leben des Boxers Norbert Grupe, der sich „Prinz von Homburg“ nannte. Während Hentschel über die Große Freiheit, eine Seitenstraße der Reeperbahn auf St. Pauli, flaniert und auf Nachfrage des Reporters von seinen Anfängen im Rotlichtmilieu erzählt („Ja, damals mit vier Frauen in der Tagesschicht...“)., werden die Dreharbeiten unversehens durch einen jungen Mann gestört, der eigenmächtig in das Kamerabild tritt und kurz zu einer anderen, nicht sichtbaren, Person spricht. Hentschel fordert den jungen Mann auf, weiterzugehen („Hast Du 'n Problem?! Geh weiter!“), und ohrfeigt ihn anschließend – da dieser auf die Aufforderung nicht reagiert, sondern ihn nur erstaunt anstarrt. Kurz darauf empfiehlt er dem Geohrfeigten, der einige Meter weggeschleudert wurde, zu verschwinden („Noch 'n Problem? Besser isses!“). Hentschel fordert daraufhin das Filmteam auf, mit ihm weiterzugehen („So, komm, weiter!“), da er „keinen Bock“ darauf habe, „hier mit den Arschlöchern rumzureden“. Wenige Augenblicke später grüßt Hentschel in bester Laune einen „guten Freund“ („Hallo, Werner!“). Diese Szene erlangte im Internet Kultstatus und ist weltweit bekannt.

Am 18. Dezember 2006 erhängte sich Stefan Hentschel im Boxkeller der Szene-Kneipe „Zur Ritze“ an der Reeperbahn auf St. Pauli in Hamburg.[1] Die letzten Wochen vor seinem Suizid war er depressiv und äußerte gegenüber Freunden seine „Abwanderungsgedanken“. Außerdem wurde in der Presse über massive Geld- und Drogenprobleme als Grund für den Suizid spekuliert.

Literatur

Film

  • Gerd Kroske: Der Boxprinz. Realistfilm, 2000
  • dctp: Tod eines Zuhälters – das exzessive Leben einer Hamburger Kiezlegende. VOX, 2007
  • Spiegel TV: „Ich bin ein göttlicher Zuhälter“ – Leben und Sterben einer Kiezlegende. VOX, 2008

Weblinks

Quellen

  1. Artikel: Selbstmord: Kiez-Legende erhängt sich in der „Ritze“. In: Die Welt. 19. Dezember 2006

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hentschel — ist der Familienname folgender Personen: Anita Hentschel (Anita Otto; * 1942), deutsche Leichtathletin Franziska Hentschel (* 1970), deutsche Hockeyspielerin Georg Hentschel (* 1941), deutscher Theologe Hans Rudolph Hentschel (1869−1951),… …   Deutsch Wikipedia

  • Stefan Eduard Hessheimer — (* 19. Mai 1952 in Leipzig) ist ein deutscher Fotograf. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Monografien 2.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Kiezkolleg — Stefan Hentschel (* 30. September 1948 in Gablenz; † 18. Dezember 2006 in Hamburg) war ein Zuhälter und Boxer auf Sankt Pauli. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Film …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hem–Hen — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Suizidenten — Diese Liste sammelt in der Wikipedia mit einem Artikel vertretene Personen, die ihr Leben durch Selbsttötung (Suizid) beendeten. Die Liste ist aufsteigend nach dem Jahr des Todes geordnet, innerhalb desselben Jahres alphabetisch.… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Boxprinz — ist ein deutscher Dokumentarfilm über den Boxer Norbert Grupe, der unter dem Namen Prinz von Homburg bekannt wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Team 3 Mitwirkende 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Hamburg-Sankt Pauli — Lage des Stadtteils St. Pauli Lage des Bezirks Hamburg Mitte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Chemnitz — Dies ist eine Liste der Persönlichkeiten der Stadt Chemnitz. Inhaltsverzeichnis 1 Söhne und Töchter der Stadt 2 Ehrenbürger 3 Weitere Persönlichkeiten 4 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • 18. Dezember — Der 18. Dezember ist der 352. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 353. in Schaltjahren), somit bleiben 13 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage November · Dezember · Januar 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Suizidenten — Die Liste von Suizidenten ist eine Liste bekannter Personen, die ihr Leben durch Selbsttötung (Suizid) beendeten. Die Liste ist aufsteigend nach dem Jahr des Todes geordnet, innerhalb desselben Jahres alphabetisch. Inhaltsverzeichnis 1 Altertum 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”