- Steiger (Auto)
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Die Firma Steiger wurde 1914 von dem Schweizer Ingenieur Walther Steiger in Burgrieden bei Ulm als "Maschinenfabrik Walther Steiger & Co." gegründet. 1921 wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (Steiger AG). In der kurzen Zeit ihres Bestehens wurden ca. 3.500 Personen- und Sportwagen hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
Anfänge
Im ersten Weltkrieg wurden bei Steiger Flugzeuge und Flugmotoren repariert. Ab 1917 beschäftigten sich der Inhaber und sein Konstrukteur Paul Henze bereits mit Kraftfahrzeugen. Ursprünglich planten sie die Herstellung von Ackerschleppern, verlegten sich aber bald auf die Entwicklung von Personenwagen. 1918 kam das erste Modell, der Steiger 10/50 PS, heraus. Der Tourenwagen mit 2,6 l - Vierzylindermotor (50 PS / 37 kW) war zugleich das wichtigste Modell, das auch bis zum Zusammenbruch der Firma 1926 angeboten wurde. Die Besonderheit seines modern konzipierten OHC-Motors bestand in einer Königswelle, die über spiralverzahnte Kegelräder die obenliegende Nockenwelle antrieb. Die Fahrzeuge mit U-Profil-Pressstahlrahmen, zwei blattgefederten Starrachsen und Spitzkühler galten als technisch bemerkenswerteste Neuschöpfung Anfang der 1920er Jahre[1] und als fortschrittlichste deutsche Serienwagen ihrer Zeit.[2]
Kurze Blüte
Ab 1921 wurden auch eigene Karosserien gefertigt. 1922 kam ein zweisitziger Roadster mit größerem Motor (2,8 l Hubraum, Leistung 55 PS / 40 kW) heraus, der ab 1924 in einer nochmals stärkeren Variante (2,9 l Hubraum, Leistung 70 PS / 51 kW) geliefert wurde. Die Fahrzeuge brachten es auf eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 140 km/h (100-PS-Rennversionen waren bis zu 180 km/h schnell)[3] und kosteten 18.000 RM. 1925 erschien der stärkere Tourenwagen Steiger 11/55 PS mit verlängertem Radstand und dem Motor des ersten Sportwagens. Die leistungsstarken Sport- und Rennversionen waren in den 1920er Jahren bei zahlreichen Autorennen (Solitude, Avus, Eifel, Klausen, Monza, Targa Florio) erfolgreich.[4]
Zeitweise beschäftigte der Betrieb bis zu 500 Arbeiter und Angestellte. Trotz ihrer hochklassigen Produkte, die in vielerlei Hinsicht mit Bugatti verglichen wurden[5], musste die Firma im Zuge der Automobilkrise 1926 Konkurs anmelden. Bis dahin entstanden rund 3.500 Fahrzeuge.[6]
Steiger-Martini
Walther Steiger ging nach der Liquidation seines Unternehmens zum Schweizer Automobilhersteller Martini, bei dem er und sein Bruder Robert seit 1924 die Aktienmehrheit hielten, und brachte dort u.a. ein 95 PS (70 kW) starkes Sechszylindermodell heraus. Der luxuriöse Wagen mit 4,4 l - Maschine, der in der Schweiz als Martini-Six auf den Markt kam, wurde in Deutschland unter dem Namen Steiger-Martini 17/100 PS[7] angeboten.
Wie zuvor bei Steiger wurden auch bei Martini verschiedene Rennversionen entwickelt, mit denen man z. T. spektakuläre Erfolge erzielte (z. B. zweimal erste vier Plätze beim Klausenrennen 1929). Die in sorgfältiger Einzelfertigung hergestellten Fahrzeuge konnten sich jedoch auf Dauer nicht gegen die zunehmend billigere Großserien-Konkurrenz aus Deutschland, Frankreich und Amerika behaupten. Das Ende der traditionsreichen Marke war unabwendbar: am 12. Juni 1934 verließ der letzte Martini die Werkshallen in Saint-Blaise am Neuenburgersee.
PKW-Modelle
Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax Steiger 10/50 PS 1920-1926 4 Reihe 2604 ccm 50 PS (37 kW) 95 km/h Steiger Sport 11/55 PS 1922-1924 4 Reihe 2826 ccm 55 PS (40 kW) 128 km/h Steiger Sport 12/70 PS 1924-1926 4 Reihe 2902 ccm 70 PS (51 kW) 140 km/h Steiger 11/55 PS 1925-1926 4 Reihe 2826 ccm 55 PS (40 kW) 100 km/h Siehe auch
- Martini (Automobilfabrik) - Saint-Blaise, NE
- auto motor und sport-tv: Die faszinierendsten Autos der Welt – Klassiker. DVD 2002, EAN 4-260000-950484
Bilder
Literatur
- Hans-Heinrich v. Fersen (1): Autos in Deutschland 1920-1939. 2. Auflage, Stuttgart 1964.
- Hans-Heinrich v. Fersen, u.a. (2): Klassische Wagen 1919-1939. Köln 1994, ISBN 3-8228-8944-X
- Ferdinand Hediger: Oldtimer – Interessante Automobile von 1885-1939. 3. Auflage, Bern 1982, ISBN 3-444-50134-X
- Helmut u. Uta Jung: Stuttgarter Karosseriewerk Reutter. Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1829-2
- Ralf J.F. Kieselbach und Hans-Erhard Lessing: Faszination der Form – Automobildesign in Baden-Württemberg. Stuttgart, Weimar 2002, ISBN 3-476-01825-3
- Werner Oswald: Deutsche Autos Band 2 - 1920-1945. 2. Neuauflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02170-6
- Michael Schick: Steiger – Die Geschichte einer schwäbischen Autofabrik in den 20er Jahren. Laupheim 1999, ISBN 3-00-003913-9
Einzelnachweise
- ↑ * v. Fersen (1), a.a.O., S. 300
- ↑ * Oswald, S. 358
- ↑ * Schick, S. 67
- ↑ * Hediger, S. 46 f.
- ↑ * Kieselbach, , S. 78
- ↑ * Schick, S. 58
- ↑ * Jung, S. 86 f., (mit 3 Bildern)
Weblinks
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