Stein an der Traun

Stein an der Traun
Stein an der Traun
Stadt Traunreut
Koordinaten: 47° 59′ N, 12° 33′ O47.98594166666712.546861111111Koordinaten: 47° 59′ 9″ N, 12° 32′ 49″ O
Eingemeindung: 1978
Postleitzahl: 83371
Vorwahl: 08621

Stein an der Traun (amtlich Stein a.d.Traun) ist ein Ortsteil der Stadt Traunreut und war früher eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Traunstein. Das Dorf liegt an der B 304 zwischen Traunstein und Altenmarkt an der Alz. Pfarrort der ehemaligen Gemeinde ist St. Georgen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stein an der Traun hatte bereits früh eine große Bedeutung: Die, in einer etwa vierzig Meter hohen senkrechten Konglomeratwand, nahe dem Ufer der Traun entstandenen großen Höhlen wurden schon von den Kelten als Zufluchtsort genutzt. Eine Siedlung wurde noch nicht entdeckt, doch ein großes Gräberfeld im Bereich der Allee zur Kapelle des Heiligen Johannes von Nepomuk gibt Hinweise darüber.

Diese Höhle nutzte im Mittelalter ein Adelsgeschlecht und baute sie zu der größten Höhlenburg Deutschlands aus. Sie errichteten sowohl am Fuße, als auch am oberen Rand der Wand eine stark befestigte Burg, genannt Schloss Stein und Hochschloss. Die Ursprünge des Hochschlosses sind nicht vollständig geklärt, möglicherweise stammt es bereits aus römischer oder keltischer Zeit. Das Schloss Stein wurde 1135 erstmals urkundlich erwähnt und war seit dem 13. Jahrhundert bis 1633 im Besitz der Familie Toerring. Graf Carl Fugger von Kirchberg erwarb den Besitz, später kamen durch Einheirat die Freiherren von Lösch in den Besitz des Schlosses.[1]

Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts soll die Burg das Refugium des Raubritters „Heinz vom Stein“ gewesen sein. Dieser wird zwar landläufig als der berühmteste Bewohner wahrgenommen, jedoch existieren keine stichhaltigen Belege, dass er tatsächlich existierte.[1] Trotzdem veröffentlichte Carl Oskar Renner 1979 die „Chronik vom abenteuerlichen Leben des Ritters Heinz vom Stein, genannt der Wilde“, und auch heute dient der legendäre Raubritter als touristische Attraktion.[2]

Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1936 wurden einige etwas nördlich der Höhlenburg gelegene Kavernen in der Nagelfluhwand von Eremiten bewohnt, die auch die Schüler des Ortes unterrichteten.[3]

1818 entstand aus der früheren Hofmark im Zuge der Reformen in Bayern ein Patrimonialgericht II. Klasse. 1845 kaufte Amélie de Beauharnais, Witwe des Kaisers von Brasilien, Schloss Stein für sich und ihre Tochter. 1848 trat sie das Gericht Stein gegen eine Entschädigung an den Staat ab. Die Gemeinde Stein entstand, zu der 1926 die Gemeinde Haßmonning eingemeindet wurde.

Das Schloss war über viele Jahrhunderte der Brotgeber für viele Menschen in der Umgebung. 1928 musste der Graf von Arco-Zinneberg, dessen Familie das Schloss seit 1890 besaß, den großen St.-Georgi–Forst schlagen, um mit dem Holzverkauf seine Schulden zu tilgen. Er musste trotzdem verkaufen, der Wald ging in Staatsbesitz über und wurde sofort wieder aufgeforstet.

Im Jahre 1938 baute die Wehrmacht in den Jungwald eine getarnte Munitionsanstalt, in welcher Giftgas hergestellt und Munition gebunkert wurde. Das Areal blieb von den Luftangriffen der Amerikaner verschont, und so wurden die intakten Gebäude gleich nach dem Zweiten Weltkrieg von vielen Heimatvertriebenen bewohnt und für Gewerbe genutzt. Diese Muna ist der Kern der heutigen Stadt Traunreut, inzwischen die größte Stadt im Landkreis Traunstein.[4]

Die Gemeinde Stein wurde 1978 zusammen mit St. Georgen nach Traunreut eingemeindet.

Am 25. Januar 2010 ereignete sich gegen 20 Uhr im Ort an der Pallinger Straße ein Felssturz. Der aus Nagelfluh bestehende Gesteinsbrocken von der Größe eines Busses zerstörte ein etwa hundert Jahre altes Wohnhaus. Zwei der vier Bewohner fanden hierbei den Tod.[5]

Sehenswürdigkeiten

Kupferstich von Michael Wening in Topographia Bavariae um 1700
Die Schlossanlage in Stein an der Traun

Die Höhlenburg Schloss Stein ist die bedeutendste Höhlenburg Deutschlands. Die Burganlage besteht aus drei Teilen:

  • Dem Hochschloss an der fast 50 m steil abfallenden Nagelfluhwand.
Das Hochschloss vom Schloss Stein gesehen
  • Der Höhlenburg darunter, die verborgen im Fels eine Verbindung ins Trauntal schafft.
  • Dem Unterschloss in Stein selbst, es beherbergt heute ein Internat (Schule Schloss Stein).

Veranstaltungen

Alle vier bzw. drei Jahre fanden auf dem Hochschloss die Steiner Spiele statt, ein Freilichttheater mit der Burg als Kulisse. Hierzu wurde eigens ein Stück geschrieben, das von Laien, Amateuren und professionellen Schauspielern mit musikalischer Untermalung aufgeführt wurde. Übersicht über die letzten Stücke:

  • Der Teufelspakt (2000)
  • Sahira oder Heinz vom Steins Fahrt ins Morgenland (2004)
  • Seit 2009 findet in Stein jährlich das Steiner Burg Festival statt, bei dem Bands aus der Mittelalterszene auftreten[6]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Unternehmen

  • Schlossbrauerei Stein

Persönlichkeiten

Quellen

  1. a b Website der Freunde der Burg Stein e.V. (abgerufen 13. Juli 2008)
  2. „Die Burg Stein und ihr berühmter Bewohner Heinz“, Traunsteiner Tagblatt 36/2001 (abgerufen 13. Juli 2008)
  3. „Die Höhlenburg Stein an der Traun, Bayern“
  4. Website der Stadt Traunreut
  5. Bericht über den Felssturz in Stein an der Traun auf www.chiemgau-online.de
  6. http://www.steiner-burgfestival.de/index.php?PageID=1

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