Steinheimer Becken

Steinheimer Becken
Das Steinheimer Becken

Das Steinheimer Becken ist ein durch einen Meteoriteneinschlag entstandener Impaktkrater bei Steinheim am Albuch im baden-württembergischen Landkreis Heidenheim.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Das Steinheimer Becken ist nahezu kreisrund mit einem mittleren Durchmesser von etwa 3,8 Kilometer. Im Zentrum des Beckens erhebt sich ein Hügel, der Klosterberg, rund 50 Meter hoch über den heutigen Kraterboden, während der Kraterboden selbst rund 100 Meter unterhalb der umgebenden Hochfläche des Albuch liegt.

Im Krater befindet sich die Gemeinde Steinheim.

Entstehung

Das Steinheimer Becken entstand vor etwa 14-15 Millionen Jahren beim Einschlag eines schätzungsweise etwa 100-150 Meter großen Meteoriten mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde (72.000 km/h). Dabei wurde explosionsartig eine Energie von etwa 1018 Joule (entsprechend etwa 18.000 Hiroshimabomben) frei, was zu einer immensen Verwüstung weiter Teile der Ostalb führte. Es entstand zunächst ein Krater mit einer Tiefe von rund 200 Metern, in dessen Zentrum das zurückfedernde Gestein einen etwa 100 Meter hohen Zentralberg bildete.[1][2][3]

Nach dem Einschlag bildete sich ein Kratersee, der später verlandete und durch das Wental entwässert wurde. Die in den bis zu 50 Meter mächtigen Seesedimenten gefundenen Fossilien lassen den Schluss zu, dass das Steinheimer Becken zeitgleich mit dem rund 40 Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Nördlinger Ries im so genannten Ries-Ereignis entstanden ist. Demnach handelte es sich bei dem kosmischen Körper, dessen Einschlag die beiden Krater hinterließ, um einen Asteroiden, der von einem kleineren Satelliten begleitet wurde.[2] In neueren Studien wird ein Eisen- (oder Stein-Eisen-) Meteorit als Steinheim-Impaktor vermutet.[4]

Geologie und Paläontologie

Brekzie aus zertrümmertem Kalkstein am südlichen Kraterrand des Steinheimer Beckens.

Der Kraterwall besteht aus verschobenen und verkippten Jura-Kalkschollen. Teilweise sind die Kalke auch zertrümmert und bilden eine Brekzie aus unterschiedlich großen, kantigen Bruchstücken. Bohrungen haben gezeigt, dass auch der Kraterboden unterhalb der Seesedimente mit Brekzien gefüllt ist, die aus Gesteinsmaterial bestehen, das beim Einschlag hochgeschleudert wurde, und danach in den Krater zurück gefallen ist (Rückfallbrekzie). Stellenweise zeigen die Impaktbrekzien des Steinheimer Beckens einen suevitischen Charakter.[4] Der Zentralberg besteht vorwiegend aus Kalk- und Sandsteinen des mittleren und oberen Jura, die bei ungestörter Lagerung außerhalb des Kraters erst in etwa 300 Metern Tiefe anzutreffen sind.

Im Kalkgestein des Zentralberges wurden auch sogenannte Strahlenkalke gefunden. Diese Oberflächenstrukturen entstehen beim Durchgang der Druckwelle des Impakts durch das Gestein. Strahlenkalke wurden um 1905 weltweit erstmals im Steinheimer Becken erkannt und beschrieben, allerdings ohne dass ihre Entstehung erklärt werden konnte. Heute sind sie auch aus zahlreichen anderen irdischen Kratern bekannt und gelten als eindeutige Indikatoren für einen Impakt.

Die Seesedimente sind reich an Fossilien aus dem Miozän, so dass das Steinheimer Becken zu den bedeutendsten Fundstellen für dieses Erdzeitalter zählt. Neben zahlreichen Funden von Wirbeltieren (darunter Fische, Reptilien, Vögel und Säugetiere) sind die Sedimente vor allem wegen der massenhaft gefundenen fossilen Schneckengehäuse bekannt (sogenannter Steinheimer Schneckensand). Im Jahr 1862 untersuchte der Paläontologe Franz Hilgendorf die Gehäuse der Süßwasserschnecke Gyraulus, eine Gattung aus der Familie der Tellerschnecken, und stellte fest, dass sich die Gehäuseform von den älteren Sedimentschichten zu den jüngeren langsam veränderte. Die Schneckenfunde waren damit die erste Bestätigung der 1859 von Charles Darwin veröffentlichten Evolutionstheorie.[5]

Im Steinheimer Ortsteil Sontheim liegt das 1978 eröffnete Meteorkratermuseum, das auch Ausgangspunkt für einen geologischen Wanderweg durch das Steinheimer Becken ist.[3]

Galerie

Panoramen

Panoramaaufnahme des Steinheimer Beckens, aufgenommen vom südlichen Kraterwall. Am Kraterboden im Vordergrund befindet sich der Steinheimer Ortsteil Sontheim, dahinter ist der Klosterberg zu sehen, der den Zentralberg des Kraters darstellt.
Panoramaansicht vom östlichen Rand auf den nördlichen Teil des Steinheimer Beckens mit Steinheim. Links inmitten der Wohnbebauung liegt der Zentralberg, die Hügelkette im Hintergrund stellt den westlichen Rand dar.


Einzelnachweise

  1. Mattmüller, 1994
  2. a b Stöffler, Artemieva und Pierazzo, 2002
  3. a b Baier und Scherzinger, 2010
  4. a b Schmieder und Buchner, 2009
  5. Heizmann und Reiff, 2002

Literatur

Weblinks

 Commons: Steinheim Basin – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
48.68666666666710.065
Steinheimer Becken (Deutschland)
Steinheimer Becken
Steinheimer Becken

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Steinheimer Becken — Steinheimer Bẹcken,   um 100 120 m eingetieftes, rundliches Becken im Albuch, im Ostteil der Schwäbischen Alb, Baden Württemberg, mit einem Durchmesser von 3,5 km und einer bis über 50 m hohen zentralen Erhebung (Klosterberg), in der stark… …   Universal-Lexikon

  • Steinheimer Schneckensand — ist die Bezeichnung für den mit fossilen Schneckengehäusen durchmischten Sand, der an vielen Stellen im Steinheimer Becken (im baden württembergischen Landkreis Heidenheim, Gemeinde Steinheim am Albuch) zutage tritt …   Deutsch Wikipedia

  • Becken (Geologie) — Ein Becken im Sinne der Geologie bezeichnet einen größeren Sedimentationsraum, in dem die Gesteinsschichten als Sedimente zumeist schüsselförmig abgelagert wurden oder werden. Solche Becken sind meist Senkungsgebiete, die durch regionale oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Ries-Impakt — Beim Ries Ereignis (auch Ries Impakt) handelt es sich um einen Meteoriteneinschlag, der sich vor etwa 15 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland ereignet hat. Noch heute zeugt das Nördlinger Ries, ein Einschlagkrater mit etwa 24 Kilometern… …   Deutsch Wikipedia

  • Riesereignis — Beim Ries Ereignis (auch Ries Impakt) handelt es sich um einen Meteoriteneinschlag, der sich vor etwa 15 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland ereignet hat. Noch heute zeugt das Nördlinger Ries, ein Einschlagkrater mit etwa 24 Kilometern… …   Deutsch Wikipedia

  • Ries-Ereignis — Beim Ries Ereignis (auch Ries Impakt) handelt es sich um einen Meteoriteneinschlag, der sich vor etwa 15 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland ereignet hat. Noch heute zeugt das Nördlinger Ries, ein langhialer Einschlagkrater mit etwa 24… …   Deutsch Wikipedia

  • Rieskrater — Das Nördlinger Ries ist eine Region im Grenzgebiet zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb im Städtedreieck Nürnberg – Stuttgart – München. Es gehört zum größeren Teil zum bayerischen Landkreis Donau Ries, zum kleineren zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Shatter Cone — Strahlenkalk aus dem Steinheimer Becken Als Strahlenkegel (auch Druckkegel oder englisch Shatter Cone – „Schmetterkegel“) bezeichnet man eine oft konisch geformte Bruchfläche im Gestein, auf deren Oberfläche feine, strahlenartige Streifen… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Martin Hilgendorf — (* 5. Dezember 1839 in Neudamm (Mark Brandenburg); † 5. Juli 1904 in Berlin, war ein deutscher Zoologe und Paläontologe. Mit den Untersuchungen an fossilen Schnecken der Art Planorbis multiformis aus dem Steinheimer Becken gelang ihm der erste… …   Deutsch Wikipedia

  • Steinheim (Westf.) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”