Sterbekasse

Sterbekasse

Als Sterbekasse (Grabe- oder Leichenkasse, Totenlade, Sterbelade, Begräbniskasse) bezeichnet man kleine, im Wesentlichen die Deckung der Beerdigungskosten bezweckende, zum Teil mit Krankenkassen verbundene Lebensversicherer, die im Todesfall das Sterbegeld an die Erben oder den Besorger der Bestattung auszahlen oder, wenn solche nicht vorhanden, auch wohl die Beerdigung selbst besorgen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Entwicklung

Es gab Sterbegeldversicherungen und auf solche spezialisierte Einrichtungen schon in der Antike bei den Römern.

In Deutschland schlossen sich im 18. und 19. Jahrhundert Angehörige von Zünften, Gesellenvereinigungen, anderen Berufsorganisationen und ärmeren städtischen Nachbarschaften zu Totenladen zusammen. Die auch materiell als Kästen existierenden Laden, die diesen Solidarvereinen ihren Namen gaben, enthielten neben dem Barvermögen auch die Sammelbüchse(n), die zur Aufbahrung nötigen weißen und schwarzen Laken, vielleicht auch bei wohlhabenderen Korporationen die zum Schmuck des Sarges dienenden silbernen Sargschilder. Wohl eine norddeutsche Besonderheit sind die sogenannten Bricken, runde, aus Holz gedrechselte oder aus Zinn gefertigte Marken, mit denen ein Bote umhergesandt wurde, um durch Überbringung dieser Zeichen bestimmte Mitglieder aufzufordern, sich als Sargträger bereitzuhalten[1]. An der Beerdigung teilzunehmen war für alle Mitglieder eine Ehrenpflicht, wurde doch der Rang des Verstorbenen nicht zuletzt an der Länge des Trauerzuges gemessen.

Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden viele Sterbekassen als Selbsthilfeeinrichtungen in Unternehmen oder begrenzten örtlichen Gebieten.

Rechtliche Beurteilung

Bei der Sterbegeldversicherung handelt es sich meist um eine lebenslängliche Lebensversicherung auf den Todesfall, die sich von normalen Lebensversicherungen nur durch die besonders niedrige, in der Höhe rechtlich beschränkte Versicherungssumme unterscheidet. Allerdings gelten für Sterbekassen und die von diesen angebotenen Versicherungsverträge auch teilweise andere gesetzliche Bestimmungen. Sterbekassen unterliegen nicht den europäischen Vorschriften für den freien Binnenmarkt für Versicherungen. Sie sind in Deutschland in der Regel kleinere Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, eine besondere Form eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit. Nach deutschem Recht ist die Grundlage für diese Einstufung die Beschränkung auf einen sachlich, örtlich oder persönlich begrenzten Wirkungskreis (§ 53 Versicherungsaufsichtsgesetz VAG). Dies trifft auf Sterbekassen zu, da sie in der Regel ausschließlich Sterbegeldversicherungen anbieten und oft auf einen bestimmten Personenkreis oder eine bestimmte Region beschränkt sind. Es gibt jedoch auch zahlreiche sehr kleine Sterbekassen in Form eines eingetragenen Vereins.

Sterbekassen unterliegen der deutschen Versicherungsaufsicht. Bei den meisten Sterbekassen ist dies die jeweilige Landesaufsicht. Im Juli 2011 unterliegen lediglich 38 Sterbekassen[2] aufgrund ihrer Größe oder ihres Geschäftsgebiets der Bundesaufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn. Die Interessenvertretung der deutschen Sterbekassen ist der Deutsche Sterbekassenverband e.V. mit Sitz in Bochum.

Beispiele

Literatur

  • Hattendorf: Über Sterbekassen. Göttingen 1867
  • Heym: Die Grabekassen. Leipzig 1850
  • Fleischhauer: Die Sterbekassenvereine. Weimar 1882

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beispiele für alle genannten Objektarten u. a. in der Sammlung des Focke-Museums Bremen
  2. Gesamtliste aller zugelassenen Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds mit Geschäftstätigkeit BaFin)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sterbekasse — Sterbekasse, 1) Kasse, zu welcher die Mitglieder einer Gesellschaft, entweder monatlich od. jährlich, gewisse Beiträge bezahlen, u. wofür bei ihrem Absterben eine einmalige Summe (Sterbegeld) od. eine Rente an die nächsten Erben ausgezahlt wird;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Sterbekasse Evangelischer Freikirchen — Rechtsform VVaG Gründung 01.01.2002 Sitz Berlin Leitung Udo Schmidt Produkte Sterbegel …   Deutsch Wikipedia

  • Sterbekasse der Kommunalen Versorgungskassen Kurhessen-Waldeck — Die KVK Sterbekasse ist eine Sterbekasse für den öffentlichen Dienst mit Sitz in Kassel. Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Organisation der KVK SterbeKasse 2 Versicherte 3 Aufgaben …   Deutsch Wikipedia

  • Sterbekasse — Stẹr|be|kas|se, die: kleinerer Versicherungsverein für Sterbegeld. * * * Stẹr|be|kas|se, die: kleinerer Versicherungsverein für Sterbegeld …   Universal-Lexikon

  • Sterbekasse — Stẹr|be|kas|se …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Beamtenvereine — (associations, societies; sociétés d employés; associazioni d agenti), dauernde Verbindungen von Eisenbahnbediensteten zur Verfolgung bestimmter, durch die Satzungen festgelegter gemeinsamer Zwecke. Die gewaltige Ausbreitung des Vereinswesens… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Vorsorgekasse Hoesch — Dortmund Sterbegeldversicherung VVaG Rechtsform VVaG Sitz Dortmund …   Deutsch Wikipedia

  • SOLIDAR Sterbegeldversicherung — Solidar Versicherungsgemeinschaft Sterbegeldversicherung VVaG Rechtsform VVaG Gründung 1. April 1922 Sitz Bochum …   Deutsch Wikipedia

  • Begräbniskasse — Als Sterbekasse (Grabe oder Leichenkasse, Totenlade, Sterbelade, Begräbniskasse) bezeichnet man kleine, im wesentlichen die Deckung der Beerdigungskosten bezweckende, zum Teil mit Krankenkassen verbundene Lebensversicherer, die im Todesfall das… …   Deutsch Wikipedia

  • Grabekasse — Als Sterbekasse (Grabe oder Leichenkasse, Totenlade, Sterbelade, Begräbniskasse) bezeichnet man kleine, im wesentlichen die Deckung der Beerdigungskosten bezweckende, zum Teil mit Krankenkassen verbundene Lebensversicherer, die im Todesfall das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”