- Storchenzentrum Bornheim
-
Aktion Pfalzstorch Zweck: Wiederansiedlung des Weißstorches in der Südpfalz Vorsitz: Dieter Hörner Gründungsdatum: 17. Januar 1998 Mitgliederzahl: > 200 Sitz: Bornheim (Pfalz) Website: www.pfalzstorch.de Die Aktion Pfalzstorch e. V. mit Sitz in der südpfälzischen Weinbaugemeinde Bornheim (Rheinland-Pfalz) ist ein gemeinnütziger Verein, der 1998 gegründet wurde und sich dem Schutz des Weißstorchs in der näheren und weiteren Umgebung verschrieben hat[1].
An ihrem Sitz betreibt die Aktion Pfalzstorch die Pflegestation „Storchenscheune Bornheim“ und baut – gemeinsam mit der Ortsgemeinde – das erste rheinland-pfälzische Storchenzentrum auf, das „Storchenzentrum Bornheim“. Das „Bornheimer Storchenfest“ im Sommer ist bereits eine feste Größe mit deutschlandweiter Ausstrahlung.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Bornheim liegt nahe dem Ostrand des Pfälzerwaldes in den hügeligen Ausläufern des Weinbaugebietes der Pfalz. Westlich der Gemeinde breitet sich die Stadt Landau aus, östlich bestimmt die überwiegend als Grasland genutzte Niederung des Flüsschens Queich die nun flache Landschaft der Oberrheinischen Tiefebene.
Aufgaben und Ziele
Allgemeines
In der Rheinebene nisteten früher in jedem Dorf Störche, meist auf Türmen und Dachfirsten. Die Aktion Pfalzstorch, die mehr als 200 Mitglieder hat, darunter ca. 30 Gemeinden und lokale Naturschutzverbände, bemüht sich, die Gemeinsamkeiten von Naturschutz und Landschaftspflege herauszuarbeiten und alle Aspekte zu berücksichtigen, wenn es um die Wiederherstellung möglichst optimaler Umweltbedingungen für Störche geht.
Storchenscheune
1997, noch vor der offiziellen Vereinsgründung, eröffnete die Aktion Pfalzstorch in einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen die Pflegestation Storchenscheune Bornheim. Die zentrumsnah am südlichen Ortsrand gelegene Anlage verfügt neben dem festen Gebäude, in dem flug- oder zugunfähige Störche sicher leben und störungsfrei brüten können, über eine große Voliere. Auch Nestlinge, die ihre Eltern verloren haben, werden hier aufgezogen, bis sie sich im Herbst wegziehenden Störchen anschließen können.
Im Ortsbereich sind Livekameras auf die Nester wildlebender Störche gerichtet, die seit Jahren hier brüten. Das von der Website als Nest 1 bekannte Objekt (vgl. Abbildung) befindet sich direkt auf dem Dachfirst der Storchenscheune. Der Standort der zweiten Kamera wechselt mitunter.
Storchenzentrum
Das Storchenzentrum Bornheim ist eine Gemeinschaftseinrichtung der Gemeinde Bornheim und der Aktion Pfalzstorch. Die Aktion Pfalzstorch will hier über den Weißstorch und seine schützenswerten regionalen Lebensräume informieren sowie das Artenschutzprojekt wissenschaftlich koordinieren und dokumentieren. Hierfür wird ein historisches Anwesen aus dem Jahre 1742 genutzt, das im Eigentum der Gemeinde steht und von dieser saniert und restauriert wurde. Das Gebäude wurde am 4. März 2006 eingeweiht, der Aufbau des Zentrums hat 2007 begonnen. Am Ende sollen drei Abteilungen stehen:
- Dokumentation über die Wiederansiedlung des Weißstorchs in der Pfalz
- Biologie des Weißstorchs
- Anforderungen an ein Weißstorch-Biotop, z. B. Mahd und Wässerung von Wiesen
Storchenfest
Wenn die Jungstörche ihre ersten Ausflüge aus dem Nest unternehmen, wird seit 2004 alljährlich im Sommer das Bornheimer Storchenfest gefeiert. Dabei können u. a. Jungstorch-Patenschaften gegen entsprechende Spenden ersteigert werden. Das Fest hat sich bereits zur Touristenattraktion entwickelt, die Besucher aus ganz Deutschland anzieht. Mitunter erleben die Festgäste sogar aus kurzer Distanz die Landung eines gerade flügge gewordenen Storches auf ebener Erde mit. Traditionell finden im Zusammenhang mit dem Storchenfest Kunstausstellungen statt, z. B. 2006 im Dorfgemeinschaftshaus Bornheim mit Gemälden der US-amerikanischen Malerin Jacklyn Gratzfeld.
Erfolge
Populationszunahme
Nachdem in der Südpfalz 1973 letztmals drei Jungstörche erbrütet worden waren, trug die Aktion Pfalzstorch in den ersten sechs Jahren ihres Bestehens maßgeblich dazu bei, dass der Bestand an Brutpaaren in Rheinland-Pfalz 2004[2] wieder auf 35 angestiegen war. Der rheinland-pfälzische Schwerpunkt der Brutpopulation liegt im Queichtal zwischen Landau im Westen und einer Linie Bellheim–Lustadt im Osten.
Wiesenbewässerung
Eine wesentliche Ursache für den überdurchschnittlichen Ansiedlungserfolg in der Region ist die Wiederaufnahme der jahrhundertealten Tradition der Wiesenbewässerung. Mittlerweile ist auf etlichen hundert Hektar ein attraktives Nahrungshabitat für den Weißstorch entstanden. Auf der Grundlage historischer Wässerrechte gibt es gestaffelte Wässertermine auf verschiedenen Wiesenarealen.
Die Wiesenwässerung im Frühjahr bewirkt durch den daraus resultierenden Grundwasseranstieg, dass u. a. verschiedene Regenwurmarten und die Larven der Wiesenschnake (Tipula paludosa) nach oben drängen. So steht den jagenden Altstörchen ein deutlich größeres Angebot für die Fütterung der Küken zur Verfügung, die in ihrer ersten Lebensphase besonders feine, weiche Nahrung brauchen. Anfangs hauptsächlich zur eigenen Ernährung der Altvögel dienen Kleinsäuger wie Mäuse, die wegen des Wasseranstiegs ihre Gänge verlassen.
Die Wässerungstermine im Sommer haben zur Folge, dass beeindruckende Storchenscharen aus größerem Umkreis angezogen werden, darunter auch die schon flügge gewordenen Jungstörche. In dieser Jahreszeit werden durch die Feuchtigkeit z. B. auch Heuschrecken aus der unteren Grasschicht nach oben getrieben und können von den Störchen wesentlich effektiver erbeutet werden.
Das Projekt „Queich-Wässerwiesen“ zur Wiederbelebung einer alten Kulturlandschaftsform resultiert aus einer gelungenen Kooperation von Gemeinden, Landwirten und Naturschutzverbänden und ist in diesem Umfang in Rheinland-Pfalz einzigartig.
Webcam-Zugriffe
Auf die im Bereich von Bornheim installierten Live-Nestkameras[3] finden alljährlich weit über eine Million Internetzugriffe statt. Die Aktion Pfalzstorch verspricht sich davon die Weckung und Förderung von Umweltbewusstsein.
Literatur
- Michael Fangrath und Hans-Wolfgang Helb: Die Kehlmusterung des Weißstorchs – ein individuelles oder geschlechtsdimorphes Merkmal?. Aktion Pfalzstorch, Bornheim 2005 (PDF zum Download, Dateigröße 4 MB)
- Michael Fangrath und Pirmin Hilsendegen: Die Bedeutung des Queichtals als Rast- und Übernachtungsgebiet für den Weißstorch (Ciconia ciconia L.): Schlafplätze und Herkunft der Vögel. Aktion Pfalzstorch, Bornheim 2005 (PDF zum Download, Dateigröße 2 MB)
- Michael Fangrath und Pirmin Hilsendegen: Bewässerungsmanagement für den Weißstorch (Ciconia ciconia L.) in der Queichniederung bei Landau in der Pfalz. Aktion Pfalzstorch, Bornheim 2005 (PDF zum Download, Dateigröße 5 MB)
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.