Straußeney

Straußeney

Pstrążna (deutsch: Straußeney, 1937–45: Straußdörfel; tschechisch: Stroužné) ist ein zur Stadtgemeinde Kudowa-Zdrój gehörendes Dorf im polnischen Powiat Kłodzki.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pstrążna liegt am Westhang der Heuscheuer unmittelbar an der tschechischen Grenze und ist sieben Kilometer von Bad Kudowa entfernt. Der Ort wird von Tscherbeney aus über das Tal des Straußeneyer Baches (polnisch: Pstrążnik; tschechisch: Strouženský potok) erreicht. Der obere Teil des Dorfes heißt tschechisch Paseka was Verhau oder Lichtung bedeutet. Ein kleiner Fahrweg führt zu der oberhalb gelegenen Kolonie Bukowina Kłodzka (Bukowine; 1937–1945 Tannhübel), von der ein Aufstieg zu den Wilden Löchern (Błędne Skały) möglich ist. Jenseits der Grenze liegt das kleine Dorf Závrchy, auch als Machovské Končiny bezeichnet, sowie Machov (Machau), welches zweieinhalb Kilometer von Straußeney entfernt ist.

Geschichte

Straußeney ist ein Dorf im ehemaligen Böhmischen Winkel. Es gehörte zunächst unmittelbar zu Böhmen und wurde 1477 in die Herrschaft Hummel und zusammen mit dieser in die Grafschaft Glatz eingegliedert. Der ursprünglich tschechische Ortsname war Pstružný; 1631 wird es als Straussenei bezeichnet. 1763 kam Straußeney nach dem Hubertusburger Frieden an Preußen. Als einziger Ort im katholischen Glatzer Land hatte es eine überwiegend evangelische Gemeinde. 1787 zählte das Dorf 135 Einwohner; 1910 waren es 744 Einwohner.

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Einwohner vor allem als Hausweber, Kleinbauern oder Tagelöhner. Nachdem die Firma Dierig Anfang des 20. Jahrhunderts in Gellenau eine Textilfabrik errichtet hatte, fanden dort zahlreiche Hausweber auch aus Straußeney Arbeit. Wegen des langen Fußweges verlegten mehrere von ihnen in den 1920-er Jahren ihren Wohnsitz in die von Dierig errichteten Werkswohnungen und -häuser in Gellenau.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in den Bergwerken Rosalie und Hůrka Steinkohle abgebaut. Diese wurden 1834 mit der Wilhelminen-Grube verbunden, die auf dem böhmischem Gebiet von Žďárky lag. Mangels Rentabilität wurde der Steinkohlenbergbau 1929 eingestellt.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Straußeney an Polen und wurde in Pstrążna umbenannt. Der Großteil der ansässigen Bevölkerung wurde 1946 vertrieben. Schon vorher waren zahlreiche Einwohner über die nahe Grenze in die Tschechoslowakei geflohen. Die neuen Siedler waren zum großen Teil ihrerseits Heimatvertriebene aus Ostpolen. In den Nachkriegsjahren wurden jedoch zahlreiche Häuser, landwirtschaftliche Gehöfte und Handwerksbetriebe dem Verfall preisgegeben. Das Dorf wurde weitgehend entvölkert, die Bevölkerungszahl nahm deutlich ab und betrug im Jahre 1998 nur noch 109 Einwohner.

Chronik der evangelischen-christlichen Gemeinde von Straußeney

Josef Ernst (Arnošt) Bergmann, der 1830–1849 der erste Ortspfarrer von Straußeney war, zeichnete eine Chronik der dortigen evangelischen Gemeinde auf. Sie wurde in tschechischer Sprache verfasst und hatte den Titel: Letopisi památních události evangelicko-křesťanské obce v Stroužnym. Das Original der 34-seitigen Handschrift gilt als verschollen. Die Chronik diente dem tschechischen Schriftsteller Alois Jirásek in seinem volkstümlichen Roman „U nás“, der in den Jahren 1895 bis 1903 in vier Bänden erschien, als Vorlage. In dem Roman unterhält der Hronower katholische Pfarrer Josef Regner (im Roman Havlovický) mit dem Straußeneyer evangelischen Pfarrer Bergmann freundschaftliche Beziehungen.

Die erste publizierte Übersetzung der Chronik ins Deutsche erfolgte erst 1966. Die Chronik berichtet, dass über die Anfänge der Gemeinde keine schriftlichen Unterlagen vorliegen und die niedergeschriebenen Mitteilungen auf Erzählungen zurückgehen, die von Generation zu Generation weitergeben wurden. Danach soll Straußeney eine hussitische Gründung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts sein. Während der Reformation sollen in Straußeney viele Menschen gesiedelt und einen bescheidenen Wohlstand erreicht haben. Da die Gemeinde noch keine eigene Kirche hatte, besuchten die Bewohner die Kirchen in Tscherbeney und in Machau, die beide zu dieser Zeit evangelisch waren. Durch den Dreißigjährigen Krieg und die damit zusammenhängende Hungersnot und Pest sowie durch die Religionsverfolgung während der Gegenreformation soll der Ort bis auf wenige Familien ausgerottet worden sein. Es sollen die Familien Hauschke, Zwikirsch und Kubetschek gewesen sein, die sich zunächst in den Wäldern versteckten und nach ihrer Rückkehr in die Häuser den Keim der späteren evangelisch-christlichen Gemeinde bildeten. Weitere Religionsverfolgungen erfolgten im Siebenjährigen Krieg, als die kaiserliche Armee 1760 das Glatzer Land zurückeroberte. Die evangelischen Schriften der Straußeneyer Gemeinde wurden beschlagnahmt und in Tscherbeney vor der Kirche verbrannt. Einige der Gemeindemitglieder sollen nach Wien abgeführt und nach Siebenbürgen verbannt worden sein.

Mit dem Übergang des Glatzer Landes an Preußen 1763 verbesserte sich die Situation der evangelischen Gläubigen. 1799 wurde in Kudowa auf dem Sternberg (auch: Stammberg oder Schlossberg; polnisch: Góra Parkowa; tschechisch: Vítkova Horá) unter dem Patronat des Grafen Stillfried, dem Besitzer der Herrschaft Tscherbeney, eine evangelische Kirche errichtet. 1811 erhielten auch die Gläubigen von Straußeney die Erlaubnis zur Errichtung einer kleinen Kirche aus Holz, die 1813 eingeweiht wurde.

Anlässlich seines Aufenthaltes auf dem Tscherbeneyer Pfarrhof 1813 besuchte König Friedrich Wilhelm III. die Gegend von Straußeney und versprach den Gemeindeältesten den Bau eines Pfarrhauses und einer Schule aus seinen Mitteln. Nach Ende der Napoleonischen Kriege löste er 1817 das Versprechen ein. 1847–1848 wurde eine neue, größere Kirche aus Stein errichtet. Ein Jahr später verließ der Chronist Josef Ernst Bergmann Straußeney und wanderte mit seiner Familie nach Amerika aus.

Nach Bergmanns Weggang blieb das Amt des Pfarrers bis 1851 unbesetzt. Unter seinen Nachfolgern wurde die Chronik nur lückenhaft fortgeführt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Kirche wurde 1848 im Stil der Neuromanik erbaut.
  • Das Freichlichtmuseum für Volkskunde (Skanzen) wurde vor einigen Jahren auf einem Hügel neben einer erhaltenen Schmiede aus dem 18./19. Jahrhundert errichtet, die mit Werkzeugen und Geräten ausgestattet ist. Zu sehen sind außerdem ein Gasthaus aus Niederschwedeldorf sowie eine Weberkate und ein Signalturm aus Hallatsch (Gołaczów).

Literatur

  • W. Berndt, G. Münch: Josef Ernst Bergmanns Chronik denkwürdiger Begebenheiten der evangelisch-christlichen Gemeinde Strausseney. In: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte, Bd. 45, 1966
  • Peter Güttler u. a.: Das Glatzer Land. Düsseldorf 1995, ISBN 3-928508-03-2, S. 107-108
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien, München- Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-x, S. 511

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