Studententag

Studententag

Als Studententag werden im deutschen Sprachgebrauch etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel überregionale, mehr oder weniger repräsentative Studentenversammlungen bezeichnet. Von herausgehobener Bedeutung waren in der Vergangenheit insbesondere die Deutschen Studententage der jeweiligen Dachverbände Deutsche Studentenschaft (1919-1945) und Verband Deutscher Studentenschaften (1950-1965). Aber auch andere Organisationen (Studentengemeinden, Korporationsverbände, Fachvereine) bezeichne(te)n ihre Zusammenkünfte mitunter als Studententage.

Inhaltsverzeichnis

Eisenacher Studententag 1848

Erstmalige Erwähnung fand der Begriff im Zusammenhang mit dem zweiten Wartburgfest 1848 in Eisenach, als sich rund 1200 Studenten zu einem „allgemeinen Studententag“ versammelten, um politische Forderungen an die Frankfurter Nationalversammlung zu formulieren, darunter die Überführung aller Hochschulen in Nationaleigentum sowie die Beteiligung der Studenten an der Besetzung der Lehrstühle.[1]

Deutsche Studententage (1919-1945)

In der Weimarer Republik und im Dritten Reich wurden die jährlichen Mitgliederversammlungen des damaligen Dachverbandes Deutsche Studentenschaft als Deutscher Studententag bezeichnet. Diese Praxis geht auf historische Vorbilder wie Landtag oder Reichstag zurück und ist in ähnlicher Form bis heute auch in anderen berufsständischen Organisationen (z. B. Deutscher Ärztetag) üblich.

Am bekanntesten ist der 4. Deutsche Studententag von 1921 in Erlangen. Er beschloss das Erlanger Programm, in dem sowohl der Begriff des Werkstudenten geprägt als auch der Grundstein für die Entwicklung der heutigen Studentenwerke gelegt wurde.[2]

Auf dem 14. Deutschen Studententag 1931 in Graz wurde erstmals ein Nationalsozialist an die Spitze der Deutschen Studentenschaft gewählt. In der Folgezeit verloren die Deutschen Studententage ihre Funktion als demokratisches Willensbildungsorgan der Studentenschaft und wurden ähnlich wie die Reichsparteitage zu bloßen Propagandaveranstaltungen. Seit 1938 wurden zudem auf Geheiß der Reichsstudentenführung in allen Hochschulstädten alljährliche Studententage mit politischen Kundgebungen und sportlichen Wettkämpfen veranstaltet.[3]

Studententage nach dem Zweiten Weltkrieg

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Zusammenkünfte von Studentenvertretern in den damaligen Besatzungszonen wieder Studententage genannt. 1949 wurde der Verband Deutscher Studentenschaften (VDS) als Gesamtvertretung der westdeutschen Hochschulen gegründet, der zwischen 1950 und 1965 im zwei- bis dreijährigen Rhythmus insgesamt acht Deutsche Studententage ausrichtete. Diese sollten – außerhalb der regulären Mitgliederversammlungen des Verbandes – in einem größeren und repräsentativen Rahmen den studentischen Anliegen in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen. Diese Großveranstaltungen mit bis zu 2000 Teilnehmern widmeten sich vorrangig Fragen der Hochschulreform oder der Studienförderung (Honnefer Modell), aber auch allgemeinpolitischen Themen wie z.B. der Haltung zur parlamentarischen Demokratie oder der deutschen Wiedervereinigung. An diesen Studententagen nahmen nicht selten führende Politiker (Theodor Heuss, Konrad Adenauer, Willy Brandt) und Wissenschaftler (Max Horkheimer, Carl Friedrich von Weizsäcker) teil.[4]

Studententage anderer Organisationen

Daneben bezeichneten und bezeichnen aber auch andere studentische Vereinigungen (Studentengemeinden, Korporationsverbände und Fachvereine) ihre Zusammenkünfte gerne als Studententag. So führten beispielsweise die katholischen (KDSE) als auch die evangelischen (ESGiD) Studentengemeinden in den 1950er und 1960er Jahren regelmäßig öffentlich beachtete Katholische bzw. Evangelische Studententage durch. In Österreich findet zweimal im Jahr der Studententag des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV) als Ort der Willensbildung des Studentenverbandes statt. Seit 1990 bezeichnen der Coburger Convent und die Deutsche Sängerschaft ihre früheren gemeinsamen Gesamtdeutschen Tagungen als Studententag. Und auch fachlich orientierte Studententage gibt es, so z.B. den „Studententag der Metallurgie“ [5]

Einzelnachweise

  1. Schulze/Ssymank, Das deutsche Studententum, ND der Ausgabe von 1932, S. 264-266.
  2. „Erlanger Programm“ der Deutschen Studentenschaft von 1921
  3. Golücke, Studentenwörterbuch, S. 424
  4. Vgl. die vom VDS hrsg. Dokumentationen des 1. bis 8. Deutschen Studententages, Bonn 1950-1965.
  5. http://www.tu-freiberg.de/~studmet/studententag.html

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