- Bahram V.
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Bahram V. (Vahram, Varahran), der den Beinamen Gor („Wildesel“) trug, war von 420/21 bis 438 (oder 439) persischer Großkönig aus dem Hause der Sassaniden. In der persischen Literatur und der persischen Kunst fand das Leben Bahrams einen wirkungsmächtigen Nachhall.
Leben
Bahram, der einen Teil seiner Jugend am Hof der arabischen Lachmiden in Hira verbracht hatte, trat nach dem rätselhaften Tod seines Vaters Yazdegerd I. dessen Nachfolge an. Bahram, dessen Verhältnis zu seinem Vater gespannt gewesen war, sah sich nun mit mehreren Problemen konfrontiert, vor allem mit einem starken Hochadel, der wiederholt mit Yazdegerd in Konflikt geraten war, und den nicht minder einflussreichen zoroastrischen Priestern. Adlige waren vielleicht auch in den mysteriösen Tod Yazdegerds verwickelt gewesen, der gegenüber den Christen recht große Toleranz geübt hatte, zuletzt allerdings Verfolgungen angeordnet hatte, die unter seinem Sohn zunächst fortgesetzt wurden.
Der Adel wollte die Söhne des verhassten Yazdegerd von der Thronfolge ausschließen (der älteste Sohn Yazdegerds wurde denn auch ermordet) und favorisierte zunächst mehrheitlich Chosrau, einen Prinzen aus einer sassanidischen Nebenlinie, als neuen König. Dieser bestieg auch zunächst den Thron, doch konnte Bahram sich mit Unterstützung der Lachmiden letztendlich durchsetzen, wobei er dem Adel jedoch einige Zugeständnisse machen musste. Dennoch entwickelte er sich in der Folgezeit zu einem bedeutenden Herrscher, dessen Leben später von Legenden verklärt werden sollte.[1]
Bemerkenswert ist, dass laut Ausweis der Münzen unter Bahram die seit 200 Jahren übliche Formel kē čihr az yazdān („vom Samen der Götter“ bzw. „nach dem Bild der Götter geschaffen“) aus der Königstitulatur verschwand; nach Ansicht mancher Forscher ist dies ein Zeichen dafür, dass man dem Herrscher fortan weniger bereitwillig eine göttliche Legitimation zusprach – ein Defizit, das Bahrams Nachfolger vielleicht auszugleichen suchten, indem sie stattdessen an die mythischen Urkönige Irans anzuknüpfen versuchten.
Zur Verwaltung zog Bahram mehrere Gefolgsleute seines Vaters heran. Gleichzeitig förderte er die Künste und ging vor allem seiner Lieblingsbeschäftigung nach, der Jagd – davon rührt auch sein Beiname her. Bahram, der als ritterlicher Charakter galt, erfreute sich beim Volk offenbar großer Beliebtheit, zumal er auch im Krieg durchaus erfolgreich war: Bald nach seinem Regierungsantritt konnte er sich im Kampf mit den Hunnen – entweder bereits den Hephthaliten, den sogenannten „weißen Hunnen“, oder (wahrscheinlicher) noch den Kidariten – behaupten (wohl 427). Während seines Feldzugs gegen sie machte er reiche Beute, die er teils als Opfergabe weihen ließ.
Im Westen war aufgrund von Streitigkeiten bezüglich Armeniens sowie aufgrund von Konflikten zwischen persischen Christen und Zoroastriern schon unter König Yazdegerd 420/21 ein neuer Krieg mit Ostrom ausgebrochen: Die Augusta Aelia Pulcheria scheint zudem womöglich einen „Kreuzzug“ gegen die zoroastrischen Perser angestrebt zu haben. Die wichtigste westliche Quelle, der Kirchenhistoriker Sokrates, berichtet jedoch nicht davon, dass die Römer den Frieden gebrochen hätten.[2] Bahram, der offenbar seinen umstrittenen Machtanspruch durch militärische Erfolge unterstreichen wollte, übernahm jedenfalls selbst das Oberkommando, sobald er den Thron bestiegen hatte. Persische Truppen stießen unter seiner Führung gegen Theodosiopolis im römischen Mesopotamien vor, während die Römer im Gegenzug Nisibis belagerten. In zwei Feldschlachten blieben die Römer offenbar siegreich, bevor sie aufgrund von Schwierigkeiten an anderen Fronten Truppen abziehen mussten. Dabei scheiterte auch ein Vorstoß der arabischen Verbündeten Bahrams, der Lachmiden, auf Antiochia am Orontes. Der heftige, aber kurze Krieg konnte so schon 422 beendet werden.[3] Die (wenigen) Zoroastrier im Römischen Reich bzw. die (recht zahlreichen) Christen im Perserreich sollten fortan ungehindert ihrem Glauben nachgehen können. Ostrom verpflichtete sich außerdem zur Zahlung von Geldern, wofür Persien wohl die Kaukasuspässe gegen die Hunnen befestigen sollte; vielleicht haben sich hinter den kaiserlichen Zahlungen an Bahram auch einfach Tribute verborgen. Vermutlich wurde zudem vereinbart, dass keine Seite neue Festungen entlang der gemeinsamen Grenze anlegen solle.
Als Bahram im Herbst 438 oder Anfang 439 starb (nach manchen Berichten während einer Jagd), folgte ihm sein Sohn Yazdegerd II. nach. Als wichtigste Quelle zu seiner Herrschaft dient die Universalgeschichte des Tabari.
Literatur
- Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London und New York 2002, S. 36ff.
- Otakar Klíma: Bahram V. In: Encyclopædia Iranica. Bd. 3, S. 518f.
- Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8.
Anmerkungen
Commons: Bahram V. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- ↑ So in den Werken von Nezāmi und Firdausi.
- ↑ Sokrates, Kirchengeschichte, 7,18; 7,20.
- ↑ Geoffrey B. Greatrex: The two fifth-century wars between Rome and Persia (Pdf), in: Florilegium 12 (1993), S. 1–14.
Vorgänger Amt Nachfolger Yazdegerd I. König des neupersischen Reichs
420/421–438Yazdegerd II. Kategorien:- König (Sassanidenreich)
- Geboren im 4. oder 5. Jahrhundert
- Gestorben im 5. Jahrhundert
- Mann
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