Bahram V. Gor

Bahram V. Gor
Münze Bahrams V.

Bahram V. (Vahram, Varahran), der den Beinamen Gor („Wildesel“) trug, war von 420/421 bis 438 persischer Großkönig aus dem Hause der Sassaniden. In der persischen Literatur und der persischen Kunst fand das Leben Bahrams einen wirkungsmächtigen Nachhall.

Leben

Darstellung Bahrams V. bei der Jagd (spätes 12./frühes 13. Jahrhundert).

Bahram, der einen Teil seiner Jugend am Hof der arabischen Lachmiden in Hira verbracht hatte, trat nach dem rätselhaften Tod seines Vaters Yazdegerd I. dessen Nachfolge an. Bahram sah sich dabei mit mehreren Problemen konfrontiert, vor allem mit einem starken Hochadel, der wiederholt mit Yazdegerd in Konflikt geraten war, und den nicht minder einflussreichen zoroastrischen Priestern. Adlige waren vielleicht auch in den mysteriösen Tod Yazdegerds verwickelt gewesen, der gegenüber den Christen recht große Toleranz geübt hatte.

Der Adel wollte sogar die Söhne des verhassten Yazdegerd von der Thronfolge ausschließen (der älteste Sohn Yazdegerds wurde denn auch ermordet) und favorisierte zunächst mehrheitlich Chosrau, einen Prinzen aus einer sassanidischen Nebenlinie, als neuen König. Dieser bestieg auch zunächst den Thron, doch konnte Bahram sich mit Unterstützung der Lachmiden letztendlich durchsetzen, wobei er dem Adel jedoch einige Zugeständnisse machen musste. Dennoch entwickelte er sich in der Folgezeit zu einem bedeutenden Herrscher, dessen Leben später von Legenden verklärt werden sollte.

Zur Verwaltung zog er mehrere Gefolgsleute seines Vaters heran. Gleichzeitig förderte er die Künste und ging vor allem seiner Lieblingsbeschäftigung nach, der Jagd – davon rührt auch sein Beiname her. Bahram, der als ritterlicher Charakter galt, erfreute sich beim Volk großer Beliebtheit, zumal er auch im Krieg durchaus erfolgreich war: Bald nach seinem Regierungsantritt konnte er sich im Kampf mit den Hephthaliten, den „weißen Hunnen“, behaupten (wohl 427). Während seines Feldzugs gegen sie machte er reiche Beute, die er teils als Opfergabe weihen ließ.

Im Westen war aufgrund von Streitigkeiten bezüglich Armeniens sowie aufgrund von Konflikten zwischen persischen Christen und Zoroastriern schon unter König Yazdegerd 420/21 ein neuer Krieg mit Ostrom ausgebrochen: Die Augusta Aelia Pulcheria scheint zudem womöglich einen „Kreuzzug“ gegen die zoroastrischen Perser angestrebt zu haben. Die wichtigste westliche Quelle, der Kirchenhistoriker Sokrates, berichtet jedoch nicht davon, dass die Römer den Frieden gebrochen hätten.[1] Bahram übernahm jedenfalls selbst das Oberkommando, sobald er den Thron bestiegen hatte, und persische Truppen stießen unter seiner Führung gegen Theodosiopolis in Mesopotamien vor, während die Römer Nisibis belagerten. In zwei Feldschlachten blieben die Römer aber siegreich, bevor sie aufgrund von Schwierigkeiten an anderen Fronten Truppen abziehen mussten. Dabei scheiterte auch ein Angriff der arabischen Verbündeten Bahrams, der Lachmiden, auf Antiochia am Orontes. Der Krieg konnte so schon 422 beendet werden.[2] Die (wenigen) Zoroastrier im Römischen Reich bzw. die (recht zahlreichen) Christen im Perserreich sollten ungehindert ihrem Glauben nachgehen können. Ostrom verpflichtete sich außerdem zur Zahlung von Geldern, wofür Persien die Kaukasuspässe gegen die Hunnen befestigen sollte. Vermutlich wurde zudem vereinbart, dass keine Seite neue Festungen entlang der gemeinsamen Grenze anlegen solle.

Als Bahram im Herbst 438 (oder Anfang 439) starb (nach manchen Berichten während einer Jagd), folgte ihm sein Sohn Yazdegerd II. nach. Als eine wichtige Quelle zu seiner Herrschaft dient die Universalgeschichte des Tabari.

Literatur

  • Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London und New York 2002, S. 36ff.
  • Otakar Klíma: Bahram V. In: Encyclopædia Iranica. Bd. 3, S. 518f.
  • Nezāmī: Die Abenteuer des Königs Bahram und seiner sieben Prinzessinnen. Aus dem Persischen übertragen und herausgegeben von J. C. Bügel. München 1997.
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8.

Anmerkungen

  1. Sokrates, Kirchengeschichte, 7,18; 7,20.
  2. Geoffrey B. Greatrex: The two fifth-century wars between Rome and Persia (Pdf), in: Florilegium 12 (1993), S. 1–14.



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