Stöhrer

Stöhrer

Walter Stöhrer (* 15. Januar 1937 in Stuttgart; † 10. April 2000 in Scholderup bei Schleswig) war ein deutscher Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stöhrer wächst, kriegsbedingt, an verschiedenen Orten des Schwarzwalds auf, bis sich die Familie in Karlsruhe niederläßt. Schon früh stand für Stöhrer fest: „lch will Maler werden”[1]. Da er für die Akademie noch zu jung war, machte er eine Lehre als Gebrauchgrafiker bei der Firma Werbe-Blum in Karlsruhe. Anschließend studierte er zwischen 1956 und 1959 an der Kunstakademie Karlsruhe. Nach zwei Grundsemestern bei Hans Gaensslen wechselte er an die Klasse von HAP Grieshaber. Er gehörte zu einer Gruppe von Malern mit eigenständigen, individuellen Profilen, wie Dieter Krieg, Horst Antes und Heinz Schanz. Stöhrer lebte ab 1959 in Berlin. Nach einer viersemestrigen Gastprofessur an der Hochschule der Künste Berlin erhielt er 1986 den Ruf auf eine ordentliche Professur. In den vorlesungsfreien Zeiten lebte er in Scholderup bei Schleswig. Von 1984 an war er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Werk

Walter Stöhrers Werk ist singulär in der Kunst der letzten vierzig Jahre des 20. Jahrhunderts und blieb nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung. Bereits während seines Studiums gehörte er zu den prägenden Künstlern der Neuen Figuration in Deutschland. In der Folgezeit hat er seine meist großformatigen Gemälde unbeeinflusst von Pop Art, Minimal- oder Konzeptkunst, in Auseinandersetzung mit der freien malerischen Geste des abstrakten Expressionismus weiter entwickelt. Eine Nähe gibt es zwar zum deutschen Informel, doch dessen Lyrik geht Stöhrers Malerei wiederum ab. Dominieren fast regelmäßig die Grundfarben Rot, Gelb, Blau seine Bilder (mit oft großen Flächen des weißen Malgrundes) und tauchen immer wieder Versatzstücke aus der realen Welt auf, so gibt es gleichermaßen Parallelen zur kritzelnden Zeichnung und Figuration der COBRA-Künstler, den chiffrierten Bildzeichen der Art Brut sowie den künstlerischen Verfahrenstechniken des Surrealismus. Zudem reflektiert sein Werk, das oft in inhaltlich-thematischen Gruppen entstand, die Auseinandersetzung mit visuell aufgeladener Literatur, unter anderen von Antonin Artaud, André Breton, Rolf Dieter Brinkmann und Unica Zürn. Gleichrangig neben dem malerischen Werk, steht Stöhrers druckgraphisches Schaffen, insbesondere das der Radierungen. Wie auch immer Verwandtschaften oder Nähe definiert werden, Walter Stöhrers Werk ist singulär in der Kunst des 20. Jahrhundert und blieb nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung.

Werke, exemplarische Auswahl

  • Mannequin I, 1964 (Wkvz. 64.4)
  • Portrait William Blake, 1976 (Wkvz. 76.47)
  • Große kosmetische Weiber voll Industrie, Hommage à Brinkmann, 1976 (Wkvz. 76.18)
  • Porzellanhaut, 1979 (Wkvz. 79.15)
  • Bei der Bildung der Augen …, 1982 (Malprozess Nordhorn, zu den Fragmenten des Empedokles) (Wkvz 82.3)
  • Nadja I bis Nadja XI (11 Gemälde als Hommage à Breton), 1988 (Wkvz. 88.1 bis 88.11, 88.13, 89.1)
  • Caspar, 1991, (Wkvz.91.11)
  • Wörter mit Schlamm gefüllt, Wörter mit Wehen geschmückt, 1999 (Wkvz. 99.26)
  • Noch nicht (Hommage à Hopkins), 1999 (Wkvz. 99.29)

Ausstellungen, Auswahl

von 1961 an eine Vielzahl von Galerieausstellungen und Teilnahme an Gruppenausstellungen

Galerien: insbesondere Nothelfer, Berlin, Brusberg Berlin, bis 1991 Wentzel, Köln, ab 1993 Orangerie-Reinz, Köln

Preise, Auswahl

Literatur (Auswahl)

  • Walter Stöhrer, Werkverzeichnis der Malerei 1957-1999, hg. von der Walter Stöhrer-Stiftung, bearbeitet von Hanne Forstbauer/Ilka Merkert u.a., Brinkmann & Bose, Berlin, 2008 ISBN 978-3-940048-00-4
  • Walter Stöhrer. Radierarbeit, hg. von Erich Brinkmann/Hanne Forstbauer, mit Textbeiträgen von Walter Aue, Ottmar Bergmann, Christine Hoffmann, Annette Meyer zu Eissen, Karsten Müller, Karl Ruhrberg, Peter Winter u. a., Berlin 2007, ISBN 978-3940048011
  • Dieter Honisch (Vorw.): 1945-1985. Kunst in der Bundesrepublik Deutschland, (Nationalgalerie, Staatliche Museen, Preußischer Kulturbesitz, Berlin), Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1985, ISBN 3-87584-158-1

Weblinks

Quellen

  1. Walter Stöhrer, Werkverzeichnis der Malerei 1957-1999, Brinkmann & Bose, Berlin, 2008, S. 534

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stohrer — ist der Familienname folgender Personen: Eberhard von Stohrer (1883–1953), deutscher Diplomat Manfred Stohrer (1918–1976), deutscher protestantischer Pfarrer, Naturschützer und Kunstliebhaber Manfred Stohrer (Tiermediziner), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Stöhrer — Stöhrer,   Walter, Maler und Grafiker, * Stuttgart 15. 1. 1937, ✝ Scholderup (zu Taarstadt, Kreis Schleswig Flensburg) 10. 4. 2000; studierte 1956 59 in Karlsruhe, Schüler von HAP Grieshaber; seit 1986 Professor an der Hochschule der Künste… …   Universal-Lexikon

  • Walter Stöhrer — (* 15. Januar 1937 in Stuttgart; † 10. April 2000 in Scholderup bei Schleswig) war ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke, exemplarische Auswahl …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard von Stohrer — (* 5. Februar 1883 in Stuttgart; † 7. März 1953 in Konstanz) war ein Botschafter des Deutschen Reichs. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Quellen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Stohrer — (* 3. August 1909 in Stuttgart; † 1975 ebenda) war ein deutscher Architekt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wichtige Bauten 3 Auszeichnungen 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Manfred Stohrer — 1970 Manfred Stohrer (* 23. August 1918 in Stuttgart; † 28. September 1976 in Sigmaringen), war ein deutscher protestantischer Pfarrer, Pazifist, Naturschützer und Kunstliebhaber …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Stöhrer — (1937 ndash; 2000) was a German painter born in Stuttgart. Between 1952 and 1954 he studied as a commercial graphical artist ( Werbegraphiker ), receiving a journeymans certificate. In 1955 he began to study painting at the Academy of Arts (… …   Wikipedia

  • Nicolas Stohrer — Pâtissier de Marie Leszczyńska, fille du roi Stanislas Ier de Pologne et épouse du roi Louis XV de France, Nicolas Stohrer est l inventeur du baba au rhum, gourmandise composée de brioche sèche arrosée de vin de Málaga, parfumée au safran et… …   Wikipédia en Français

  • Telegraph — (vom Griechischen τῆλε, in die Ferne, u. γράφειν, schreiben), eine Vorrichtung od. Maschine zur schnellen Fortpflanzung von Nachrichten in größere Fernen. Das Bedürfniß Nachrichten in größere Fernen, als es durch die menschliche Sprache geschehen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Liste der Biografien/Sto — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”