Sunk costs

Sunk costs

Sunk costs (deutsch: versunkene Kosten, oft auch als irreversible Kosten bezeichnet), sind Kosten, die bereits entstanden sind und nicht (beispielsweise durch Verkauf) rückgängig gemacht werden können.

Darin sind sowohl Kosten enthalten, die bereits zu Auszahlungen geführt haben als auch solche zukünftige Kosten, die unwiderruflich anfallen werden. Ihr zentrales Merkmal ist, dass sie in der Gegenwart und in der Zukunft nicht mehr beeinflusst werden können – daher die Bezeichnung „versunken“.

Da „sunk costs“ unabhängig davon bestehen, welche Alternative ein Entscheidungsträger wählt, dürfen sie bei einer rationalen Entscheidung zwischen Handlungsalternativen keine Berücksichtigung finden und stellen somit entscheidungsirrelevante Kosten dar.

Inhaltsverzeichnis

Ex-ante-Betrachtungsweise

Kosten, die sich in einer späteren Entscheidungssituation (ex post) als irreversible Kosten herausstellen, können in einer früheren Entscheidungssituation, insbesondere vor ihrem Anfallen (ex ante), entscheidungsrelevante Kosten dargestellt haben.

Beispiel: Zwei Unternehmen A und B der Telekommunikation wetteifern um einen nationalen Festnetzmarkt; Anbieter A verfüge bereits über ein Telefonnetz, während Anbieter B ein solches erst noch aufbauen müsste. Für B sind die Kosten für den Aufbau des Netzes im Gegensatz zu A entscheidungsrelevant, weswegen B den Markt mit größerer Wahrscheinlichkeit verlassen wird als A. Irreversible Kosten werden in der Wettbewerbstheorie daher als ein wichtiger Grund für die Herausbildung von Monopolen angesehen.

„Sunk costs“ und rationales Verhalten

Da Individuen nicht immer als Homo oeconomicus handeln, werden irreversible Kosten oft auch im Nachhinein (ex post) beachtet – aus rationaler Sicht ungerechtfertigterweise. Somit können sie den (aus Sicht des Entscheidungsträgers) wirtschaftlich optimalen Entscheidungsprozess verfälschen.

Abgrenzung zu Ewigkeitskosten

Parallelen, aber auch deutliche Unterschiede, gibt es zum Begriff der Ewigkeitskosten. Letztere sind Folgekosten, die z.B. nach Beendigung des Bergbaus entstehen oder bleiben werden, und zumindest für längere Zeit anfallen werden. Ewigkeitskosten sind jedoch nur teilweise „sunk costs“ − und zwar dann, wenn sie auch im Falle des Weiterbetriebs einer Bergbauanlage entstehen werden. In diesem Fall sind sie in der Hinsicht versunken, als dass ihr Auslöser in der Vergangenheit liegt und sie nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Beispiele hierfür sind die Kosten für das Abpumpen von Grundwasser oder zu erwartende Kosten für Schäden an Bauwerken durch Bodensetzungen.

Nicht versunkene Ewigkeitskosten sind beispielsweise Kosten für die Renaturierung einer Tagebau-Landschaft, da diese Kosten nicht zwangsläufig, sondern nur im Fall der Stilllegung der Anlage entstehen. Folglich sind sie entscheidungsrelevant und damit nicht versunken.

Beispiele für „sunk costs“

„Sunk costs“ können entstehen, wenn die bei der Planung (z. B. eines Investitionsprojekts) gemachten Prognosen (beispielsweise über den Absatz von Produkten oder die Höhe von Kosten) bei dessen Realisierung nicht eintreffen. Die anfänglich gemachten Ausgaben stellen dann versunkene Kosten dar, da sie sich nicht mehr rückgängig machen lassen, und daher auch durch zukünftige Entscheidungen nicht beeinflusst werden können.

Ein sehr häufiges Beispiel ist die Partnerschaft bei mangelndem Erfolg. Die Entscheidung, ob man sich von seinem Partner trennen sollte, wird meist von der Dauer der gemeinsam verbrachten Zeit und der investierten Gefühle beeinflusst. Diese stellen ökonomisch betrachtet jedoch „sunk costs“ dar.

Produkteinführungen am Markt gehen oft mit hohen Kosten einher. Floppt das Produkt, sollte man nicht die bereits investierten Kosten in die Entscheidung (Produkt im Markt belassen oder zurückziehen) einbeziehen, sondern sich nur an den zukünftigen Möglichkeiten orientieren.

Börsenanleger orientieren sich bei Verkaufsentscheidungen häufig daran, zu welchem Kurs sie eine Aktie gekauft haben. Der Kurs, zu dem man in der Vergangenheit eingestiegen ist, ist jedoch irrelevant für die Beurteilung der Entwicklung der Aktie in der Zukunft.

Lehmann hat das Sunk-Cost-Dilemma beschrieben, in dem selbst das ökonomische Verhalten eines Spielers (im Sinne der Spieltheorie) dazu führt, dass aus einer Summe jeweils richtiger Entscheidungen ein großes Desaster entsteht. [1]

Quellen

  1. Oliver F. Lehmann, The Sunk Cost Dilemma.

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