Südlibanesische Armee

Südlibanesische Armee

Die Südlibanesische Armee (SLA; französisch Armée du Liban Sud, arabisch ‏جيش لبنان الجنوبي‎, DMG djaish lubnân al-djanûbî, hebräisch ‏צבא דרום לבנון, צד"ל‎) war eine libanesische Miliz während des libanesischen Bürgerkrieges. Sie arbeitete mit Israel bei dessen Besetzung des Südlibanon zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein durch die IDF erbeuteter und dann zum gepanzerten Mannschaftstransporter umgebauter T-54, der der SLA überlassen wurde (Panzermuseum Latrun)

Die SLA entstand, zunächst als "Free Libanon Army" (FLA), während des libanesischen Bürgerkriegs 1976 als Miliz durch Abspaltung eines von Major Saad Haddad kommandierten Teils der libanesischen Armee in den Städten Marjayoun und Qulayaa. Ihre Gründer waren, neben einzelnen Schiiten und Drusen, vorwiegend Christen. Ihr Kampf richtete sich gegen die schiitische Amal-Miliz und die (ebenfalls bewaffnete, sunnitische) PLO, die zu dieser Zeit den Südlibanon beherrschten. Behauptetes Ziel war, libanesische Zivilisten schützen zu wollen. Als gemeinsamer Gegner von Amal-Miliz und PLO bildeten die SLA und Israel seit 1978 eine Allianz.

SLA-Führer waren, bis zu seinem Krebstod 1984, Major Saad Haddad und später der pensionierte Generalleutnant Antoine Lahad.

Bis zum Einmarsch Israels im Libanonkrieg 1982 bekämpfte die SLA die PLO im Süden des Landes. Nach Errichtung der sogenannten 'Sicherheitszone', die de facto eine Besatzung war, richteten sich die Operationen der SLA gegen den überwiegend vom iranisch unterstützten Hizbullâh sowie vom syrisch unterstützten Amal getragenen Widerstand. 1985 zog die israelische Armee (IDF) teilweise ab und überließ die Kontrolle der SLA, die im gleichen Jahr ihr Hauptgefängnis in Chiyâm etablierte und im Südlibanon eine einjährige allgemeine Wehrpflicht einführte. Die SLA wurde von Israel kontinuierlich mit Geld, Waffen und dazugehöriger Munition logistisch unterstützt.

Trotz der zeitweiligen Anwesenheit von 1.000 bis 1.200 israelischen Soldaten im Südlibanon [1] trug die SLA die Hauptlast des Kampfes inklusive der administrativen Verwaltung des besetzten Gebietes. Das SLA-Gebiet war nicht völlig mit der israelisch besetzten Pufferzone im Südlibanon identisch, sondern ging mit dem nördlich davon gelegenen Abschnitt Djazzîn erheblich darüber hinaus. Israelische und SLA-Interessen waren also nicht völlig deckungsgleich. Die SLA wurde des Mordes an vielen Zivilisten zwecks Einschüchterung der Bevölkerung sowie gelegentlicher Bombenanschläge außerhalb der Sicherheitszone beschuldigt.

In den 1990er Jahren gelangen der Hizbullâh zunehmend Angriffe auf die Miliz, zuletzt auch mit Unterstützung des Geheimdienstes der libanesischen Armee, der die SLA unterwandert hatte. Durch Desertion und mangelnden Rückhalt im besetzten Gebiet schrumpfte die der Kollaboration mit den Israelis bezichtigte Miliz kontinuierlich (1980: 5.000, 1990: 3.000, 2000: 1.500).

Zerfall der SLA

Im Mai 2000, verließ die israelische Armee ohne Rücksicht auf die SLA die besetzte Zone. Nach Bekanntwerden des Abzugs überrannten Zivilisten die Stützpunkte der Miliz und nötigten sie zur Aufgabe. Viele Flüchtlinge kehrten aus dem Libanon in ihre Ortschaften zurück und die Hizbullâh übernahm, teilweise kämpfend, die Kontrolle des Gebietes.

Die Mitglieder der SLA flohen zum Teil mit ihren Familien nach Israel. Andere stellten sich bzw. wurden von der Hizbullâh an die Polizei übergeben oder, je nach Anteil am Widerstand, auch freigelassen. Viele erhielten in Europa, besonders in Deutschland, Asyl. Libanon selbst betrachtete sie als 'Kollaborateure mit dem Feind' und verhängte Gefängnisstrafen; einige wurden wegen Übergriffen auf Zivilisten zu Zwangsarbeit verurteilt.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak wurde in Israel für den plötzlichen Abzug der israelischen Armee und den daraufhin raschen Zusammenbruch der Sicherheitszone kritisiert.

Nach Sicherheitsgarantien der Hizbullâh kehrten viele Familien in den Libanon zurück, andere nahmen Israels Angebot, die Staatsbürgerschaft zu erhalten, an; dies beinhaltete eine finanzielle Unterstützung ähnlich der für Neueinwanderer, ferner das Aufenthaltsrecht, aber auch Wehrpflicht. Am 6. April 2006 bewilligte der Finanzausschuss der Knesset zudem die Zahlung von 40.000 NIS (ca. 6.000 Euro) pro Familie für SLA-Veteranen, zahlbar über sieben Jahre.

Literatur

  • Frédéric Domont, Walid Charrara: Le Hezbollah: un mouvement Islamo-nationaliste. Editions Fayard, Paris 2004, ISBN 2213620091
  • Judith Palmer-Harek: Hezbollah: the Changing Face of Terrorism. IB Tauris, London 2003
  • Beate Hamizrachi: The Emergence of South Lebanon Security Belt. Praeger, New York 1984
  • Harald List: Ein Land im Fadenkreuz: Der Südlibanon zwischen Armeen und Milizen. Freiburg (o.D., ca. 1991)
  • Harald List, Antoine Lahad. in ORIENT 2/88 S. 179-187.

Weblinks


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