- Beutepanzer
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Ein Beutepanzer ist ein Panzerfahrzeug (meist ein Kampfpanzer), das vom Kriegsgegner erbeutet wurde, und das meist von der eigenen Panzertruppe eingesetzt oder untersucht wird.
Wenn erbeutete Panzer in eigenen Streitkräften eingesetzt werden, werden sie mit dem eigenen Hoheitszeichen versehen, damit sie nicht von den eigenen oder verbündeten Streitkräften attackiert werden (Eigenbeschuss), da sie ihn aufgrund des Modells für einen Feindpanzer halten. Auch werden für Beutepanzer Benutzerhandbücher für die Panzerbesatzungen ausgearbeitet, um die Bedienung zu erleichtern. Die Beutepanzer werden, sofern sie militärischen Nutzen bringen und der Nachschub von Munition, Treibstoff und Ersatzteilen sowie die Instandsetzung sichergestellt ist, als regulärer Teil der Panzertruppe genutzt. Werden die Beutepanzer über eine längere Zeit eingesetzt, wird durch Austausch einiger Bauteile wie z. B. Bewaffnung versucht den eigenen Panzern anzugleichen um den Nachschub und Instandsetzung zu vereinfachen. In seltenen Fällen werden nicht nur Panzer erbeutet, sondern auch die Panzerfabriken des Gegners, so z. B. italienische und tschechoslowakische Rüstungsindustrie durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg. Dies steigert den militärischen Nutzen, wenn die Produktion gegebenenfalls weiter betrieben werden kann.
In vielen Fällen liefern erbeutete Panzerfahrzeuge auch wichtige Einblicke in die Waffentechnologie des Gegners, welche für die Entwicklung eigener Panzertypen von Nutzen sind.
Inhaltsverzeichnis
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg fielen den deutschen Streitkräften so viele britische Tanks (meist Mark IV) in die Hände, dass diese die Anzahl der selbst produzierten Panzer bei weitem überschritten. Es wurden Sammellager und Reparaturwerkstätten eingerichtet und Panzerschwadronen mit den Beutepanzern aufgestellt. Die Tanks wurde mit dem Eisernen Kreuz, als Hoheitszeichen, versehen und erhielten zum Teil einen neuen Tarnanstrich.
Zweiter Weltkrieg
Vor allem für die Wehrmacht spielten Beutefahrzeuge eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bereits nach dem Anschluss Österreichs und der Annexion Tschechiens wurden dortige Bestände von gepanzerten Fahrzeugen in den Bestand der Wehrmacht eingegliedert. Im Oktober 1940 befahl das Heeresamt von jedem erbeuteten Panzer, Kraftfahrzeug u.s.w. zwei Exemplare zu Auswertungszwecken an die Kraftfahrversuchsstelle des Heereswaffenamtes abzuliefern.
Im aktiven Truppendienst wurden Beutepanzer vereinzelt oder in kleinen Gruppen (zum Beispiel in Beute-Panzerkampfwagen-Zügen) an allen Fronten eingesetzt. Eine Ausnahme bildete das Deutsche Afrika Korps. Da die Panzerarmee Afrika ständig unter Versorgungsmangel litt, enthielt der Kraftfahrzeugbestand zeitweise bis zu 85 Prozent Beutefahrzeuge.
Teilweise wurden feindliche Panzer in großen Stückzahlen erbeutet. So wurden im Westfeldzug 691 englische Kampfpanzer erbeutet, von denen wohl circa 350 für die Wehrmacht wiederverwendbar gewesen sein können. Ein ausreichender Nachschub an Munition war für die meisten Fahrzeuge jedoch nicht gewährleistet. Um diese aber weiter nutzen zu können, wurden Fahrgestelle von Beutepanzern auch zu Munitionstransportern und Beobachtungspanzern umfunktioniert. Andere erhielten Aufbauten mit Waffen aus eigener Herstellung und wurden so zu Selbstfahrlafetten oder Jagdpanzern.
Zu stark beschädigte Fahrzeuge wurden zur Ersatzteilgewinnung verwendet.
Während des Unternehmens Barbarossa gelang es bis zur Jahreswende 1941/1942 einige wenige BT- und T-26-Panzer, sowie einzelne T-60-Kampfwagen und Panzerzüge zu erobern. Im Frühjahr 1943 besetzte das SS-Panzerkorps ein Traktorenwerk (Panzerwerk) in Charkow und ließ die dortige Produktion von T-34 Panzern fortführen. Mit diesen wurde zum Beispiel die SS-Panzerjäger-Abteilung 2 der Division „Das Reich“ ausgestattet.[1]
Beispiele für Beutepanzer im Zweiten Weltkrieg
Verwendung durch die Wehrmacht
- tschechoslowakische Panzer 35(t) und Panzer 38(t)
- leichte tschechoslowakische ČKD-Praga LT-H-Panzer
- sowjetische T-50
- sowjetische T-35, eingesetzt unter Bezeichnung 751(r)
- sowjetische T-60
- sowjetischer schwerer Kampfpanzer KW-2, von der deutschen Wehrmacht häufig als Artillerie-Beobachtungspanzer eingesetzt
- sowjetische schwere KW-1-Kampfpanzer, eingesetzt als Panzerkampfwagen (PzKpfw) 756(r)
- sowjetische T-34-Kampfpanzer welche vorwiegend zu Berge- und Munitionspanzern sowie Ambulanzfahrzeugen umgebaut wurden
- sowjetische Kampfpanzer IS-2 (JS-2) (von Iossif Stalin; deutsch Josef Stalin), z. B. Anfang März 1945 während der Operation Sonnenwende erbeutet und unter deutschen Hoheitszeichen eingesetzt
- britische Cruiser Tank Mk. I (A9) nach der Niederlage in Dünkirchen zurückgelassen
- Sturmpanzer Churchill beim Afrikafeldzug
- Universal Carrier in der Wehrmacht als Fahrgestell Bren (e) und Panzerjäger Bren 731 (e) bezeichnet
- polnischer leichter 7TP-Panzer, u.a. wurde damit das 203. Panzerbataillon in Frankreich und Norwegen ausgestattet
- polnischer Radpanzer wz. 34, Einsatz bei der deutschen Polizei im besetzten Polen
- französischer leichter Panzer Hotchkiss H-39 als Panzerkampfwagen 39-H 735 (f) bzw. als Panzerjäger mit anstelle der Turms montierte Panzerabwehrkanone, in Polen und Frankreich erbeutet, eingesetzt im Krieg gegen die Sowjetunion und Afrikafeldzug
- französischer Renault FT-17 als Panzerkampfwagen 17R/18R 730(f) zu Sicherungsaufgaben.
- französischer Renault R-35, als Artillerie- und Munitionsschlepper
- sowjetischer Aufklärungspanzer BA-10, eingesetzt als Panzerspähwagen Ba 10 203(r) für die Bekämpfung von Partisanen auf dem Balkan und in der Sowjetunion
- sowjetischer Artillerie-Schlepper Komintern, eingesetzt als Artillerie-Schlepper 604(r)
- italienische AB43 Spähpanzer, übernommen nach der italienischen Kapitulation 1943, durch die Wehrmacht mit MG42 oder MG 34 nachgerüstet
- italienische leichte P26/40-Panzer, eingesetzt als Panzerkampfwagen P40 737(i)
- italienische Kampfpanzer M13/40, von den SS-Sturmgeschütz-Abteilungen und der „Panzerabteilung Adria“ als Sd.Kfz. 735(i) zur Partisanenbekämpfung eingesetzt
- italienisches Sturmgeschütz Semovente 75/18, als Sturmgeschütz M42(i)
- italienisches Sturmgeschütz Semovente 105/25 ("Basetto"=Dachshund), als Sturmgeschütz M43(i)
- italienisches Sturmgeschütz und Jagdpanzer Semovente 90/53, nach der italienischen Kapitulation übernommen und als Langstreckenartillerie eingesetzt
- italienische leichte L6/40-Panzer, u.a. bei der Partisanenbekämpfung als Flammenwerfer
- Artillerieschlepper Saurer RR-7, nach dem Anschluss Österreichs vom Österreichischen Bundesheer übernommen und als Spähpanzer eingesetzt (offizielle Bezeichnung: "gepanzerter Beobachtungskraftwagen")
- französische Renault UE Chenillette-Transportpanzer als Infanterieschlepper UE 630 (f)
- britische Matilda II-Infanteriepanzer, erbeutet im Afrikafeldzug und dort auch eingesetzt
Verwendung durch die Rote Armee
- deutsches Sturmgeschütz III
- Panzerkampfwagen V Panther, unter dem Einsatznamen T-5 oder T-V Pantera
- Panzerkampfwagen IV als T-4 oder T-IV, wurden mit deutschen Hoheitszeichen für Infiltrationszwecke eingesetzt
- Panzerkampfwagen III, als T-3 oder T-III
- Panzerkampfwagen 38(t), als LT-38 oder Praga
- Panzerkampfwagen I, als T-1 oder T-I
Verwendung durch die finnische Armee im Fortsetzungskrieg
- sowjetische schnellfahrende Panzer der BT-Serie, erbeutet im Sowjetisch-Finnischen Krieg
- sowjetische T-26
- sowjetische BT-7 der Baureihe 1937
Verwendung durch die rumänische Armee
- sowjetischer leichter Schwimmpanzer T-40
Verwendung durch die Alliierten der Westfront
- italienische M13/40-Kampfpanzer, vom australischen 6. Calvry Regiment Dingo, Wombat bzw. Rabbit genannt, welche mit weißen Kängurus an Wanne und Turm gekennzeichnet waren
Beispiele für Beutepanzer nach dem Zweiten Weltkrieg
- sowjetische T-72-Kampfpanzer im Bergkarabachkonflikt durch beide Konfliktparteien entwendet aus Depots der regulären Armee
- US-amerikanische M47 (Patton I) Kampfpanzer, erbeutet durch die zypriotischen Nationalgarde nach der türkischen Invasion der Insel Zypern im August 1974
- amerikanische M48-Kampfpanzer, in Vietnam durch die Amerikaner nach dem Abzug der US Army zurückgelassen
- Israelische Armee hat in den Arabisch-Israelische Kriegen größere Mengen von T-55 und T-54 erbeutet und setzt diese als Tiran (Kampfpanzer) und Achzarit (Schützen-/Transportpanzer) ein.
Siehe auch
Literatur
Thematik Erster Weltkrieg:
- Beutepanzer im Ersten Weltkrieg – Britische, französische und russische Kampf- und Panzerwagen im deutschem Heer von Fred Koch, Podzun-Pallas Verlag GmbH 1994, ISBN 3790905208.
Thematik Zweiter Weltkrieg:
- Beutepanzer unterm Balkenkreuz von Werner Regenberg und Horst Scheibert, Podzun-Pallas Verlag GmbH, ISBN 3790903922.
- Militärfahrzeuge, Band 12, Beute-Kraftfahrzeuge und Panzer der deutschen Wehrmacht von Walter J. Spielberger, Motorbuch Verlag, ISBN 9783613012554.
- Werner Regenberg,Waffen-Arsenal Band 137 – Beutepanzer unterm Balkenkreuz / Amerikanische und englische Kampfpanzer, Podzun-Pallas-Verlag GmbH 1992, ISBN 3-7909-0448-1
Einzelnachweise
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