- Arabische Christen
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Als arabische Christen bezeichnet man Angehörige einer orientalischen christlichen Kirche, die entweder ethnische Araber oder kulturell und linguistisch arabisiert sind.
Die Mehrheit der arabischen Christen lebt im Nahen Osten, wo der Islam die vorherrschende Religion ist. Ein Großteil der emigrierten Arabischen Christen (Emigration aus verschiedenen Gründen) leben auf dem ganzen amerikanischen Kontinent von Kanada/USA im Norden bis Argentinien und Brasilien im Süden. Weniger arabische Christen sind nach Europa ausgewandert.
Insgesamt wird die Anzahl an arabischen Christen auf 40 Millionen geschätzt.
Kopfzahlen nach Ländern:
- Ägypten: 13 Mio.
- Brasilien: 12 Mio.
- Argentinien: 3,5 Mio.
- Libanon: 1,6 Mio.
- Syrien: 2,4 Mio.
- USA: 2,5 Mio.
- EU: 500.000
- Jordanien: 400.000
- Kanada: 350.000
- Australien: 140.000
- Israel: 154.000
- Irak: 636.000
- Türkei: 18.000[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Lange Zeit haben die arabischen Christen neben Angehörigen anderer Religionen (Islam und Judentum) gelebt. Auch nach der Expansion des Islam ab dem 7. Jahrhundert blieben viele Christen ihrem Glauben treu, trotz Einschränkungen ihrer Bürgerrechte unter islamischer Herrschaft.
Es gab seit dem 1. Jh. mehrere arabische christliche Stämme, beispielsweise die Ghassaniden, die an der südöstlichen Grenze des Byzantinischen Reiches in Nordarabien lebten.
Gegenwart
Die in absoluten Zahlen größte Bevölkerung arabisch sprechender Christen lebt in Ägypten. Die meisten der etwa 13 Mio. ägyptischen Christen sind Kopten, die Koptische Kirche ist auf Ägypten und Äthiopien beschränkt. Die Kopten bezeichnen sich nicht als Araber, sondern eher als arabische bzw. arabisch sprechende Christen.
Der Libanon weist den höchsten christlichen Bevölkerungsanteil auf: etwa 45 Prozent vor dem Bürgerkrieg. Die größte christliche Kirche ist die maronitische, gefolgt von der rum-orthodoxen, griechisch-katholischen (Melkiten) sowie syrisch-orthodoxen und den armenischen Kirchen. Der Libanon ist auch Zufluchtsort anderer Christen aus den Nachbarländern. Der Staatspräsident ist immer ein Maronit, der stellvertretende Ministerpräsident immer ein rum-orthodoxer Christ. Die Ministerposten werden zur Hälfte an Muslime und Christen vergeben.
In Syrien sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung Christen, in Palästina etwa 1,6 Prozent; eine vierfache größere Zahl palästinensischer Christen lebt im Ausland.
Im Irak wanderten Christen seit der Herrschaft Saddam Husseins und jüngst verstärkt aufgrund der unsicheren Lage im Lande aus.
In Jordanien gibt es noch eine relativ große Gemeinschaft von etwa 0,4 Millionen Christen.
In maghrebinischen Staaten ist der christliche Bevölkerungsanteil wesentlich geringer. Seit einigen Jahren konvertierten über 1 Mio Marokkaner, Algerier und Tunesier zum Christentum.
Eine Sonderstellung hat die Bevölkerung von Malta, deren Sprache im Kern arabisch und deren Religion römisch-katholisch ist.
Identität
Nicht alle Christen im Nahen Osten bezeichnen sich als ethnische Araber, obwohl sie arabische Muttersprachler sind. Die aramäische Sprache ist unter den Christen weitgehend zurückgegangen und wird nur noch von einer Minderheit gesprochen.
So bezeichnen sich beispielsweise Maroniten als Nachkommen der Phönizier und Chaldäer als Aramäer, um sich von Arabern (zum Beispiel aus Saudi-Arabien) abzuheben.
Literatur
- Paul Loeffer: Arabische Christen im Nahostkonflikt. Christen im politische Spannungsfeld. Frankfurt am Main, Lembeck 1976, 98 S.
- Arabische Christen – Christen in Arabien, Hrsg. Detlev Kreikenbom, Frankfurt am Main u.a., Lang, 2007, VI, 191 S. (Nordostafrikanisch-westasiatische Studien, 6).
Einzelnachweise
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