Südsachalin

Südsachalin
Sachalin (engl. Sakhalin)
Karte von Sachalin

Sachalin (russisch Сахалин [səxʌˈlin]; jap. 樺太島, Karafuto-tō) ist eine in der Oblast Sachalin (Russland) liegende Insel im Pazifik (nördlich von Japan). Sie liegt als Grenzinsel zwischen dem Ochotskischen Meer im Norden und dem Japanischen Meer im Süden. Beides sind Randmeere des Pazifischen Ozeans in Ostasien. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 700 km, die Fläche 76.400 km². Die Hauptstadt der Oblast ist Juschno-Sachalinsk. Auf der Insel befinden sich die bedeutendsten Erdöl- und Erdgasvorkommen Russlands.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab dem 19. Jahrhundert war die Insel eine Strafkolonie für russische Gefangene. Aus diesen Gefangenen und ihren Nachkommen setzt sich die Bevölkerung der Insel hauptsächlich zusammen.

Bis zum Jahr 1855 gab es keine internationale Verabredung über die Souveränität der Insel. In dem Jahr schlossen Japan und Russland zwar einen Handels- und Friedensvertrag, aber die Insel blieb ein gemischtes Gebiet, in dem Japaner, Russen, Ainu und Uilta wohnten.

1875 schlossen Japan und Russland den Sankt Petersburger Vertrag. Der Vertrag legte die Souveränität Russlands auf Sachalin und die Souveränität Japans auf den ganzen Kurilen bis Kamtschatka fest.

Als Folge des von Russland verlorenen russisch-japanischen Krieges von 1904–1905 schlossen beide Staaten 1905 den Vertrag von Portsmouth. Zwischen 1905 und 1945 stand danach das Gebiet südlich des 50ten Breitengrades unter japanischer Herrschaft und Toyohara wurde Verwaltungszentrum von Südsachalin, der Präfektur Karafuto.

Während des Zweiten Weltkriegs bauten die Japaner die bis jetzt vorhandene Infrastruktur im Süden der Insel auf. Noch heute fährt die Eisenbahn auf der schmaleren japanischen Spurweite von 1067 mm. Am 8. August 1945 erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg (siehe auch: Japanisch-Sowjetischer Neutralitätspakt). Obwohl die japanische Armee schon am 15. August 1945 vor den Alliierten kapitulierte, wurden Kapitulationsverhandlungen mit den sowjetischen Truppen erst am 19. August aufgenommen. Schließlich besetzte die Sowjetunion die ganze Insel und die Kurilen bis zum 5. September größtenteils kampflos. In den Kämpfen um die Besetzung Südsachalins und der Kurilen waren über 8.000 sowjetische Soldaten und Offiziere gefallen. Von August 1948 bis November 1954 bestand ein Gefangenenlager mit bis zu 15.900 Personen, die unter anderem auch beim Bau von erdölverarbeitenden Betrieben und Pipelines eingesetzt wurden.[1]

siehe dazu Sachalin II

Aufgrund des Friedensvertrages von San Francisco verzichtete Japan am 8. September 1951 (in Kraft ab 28. April 1952) auf die Souveränität über Sachalin und einen großen Teil der Kurilen. Der Vertrag legte aber den Teil der Kurilen, für den Japan auf die Souveränität verzichtet hatte, nicht explizit fest. Zudem unterzeichnete die Sowjetunion den Vertrag nicht.

Am 1. September 1983 schossen sowjetische Abfangjäger wegen Verletzung des Luftraumes westlich der Insel Sachalin eine zivile Boeing 747 der Korean Air Lines (KAL 007) ab. Laut russischen Medien kamen alle 240 Passagiere und die 29-köpfige Besatzung zu Tode. Seit Dezember 2003 verlaufen internationale Flugrouten über Sachalin, ähnlich dem damaligen Irrfluge von KAL 007.

Bis 1991 war die Insel militärisches Sperrgebiet und nur mit spezieller Genehmigung zu betreten. Heute ist dies weitgehend aufgehoben, wobei man für die Gebiete außerhalb der Hauptstadt weiterhin eine Genehmigung braucht. Das Fotografieren von Flughäfen und anderen als militärisch deklarierten Objekten ist wie überall untersagt.

Am 28. Mai 1995 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,5 die Siedlung städtischen Typs Neftegorsk, dabei starben ca. 2.000 der 3.500 Bewohner. Die Siedlung wurde nicht wieder aufgebaut, an ihrer Stelle entstand eine Gedenkstätte.

Wirtschaft

Sachalin vom Kap Soya (Japan) aus gesehen

Sachalin gewinnt seit 1996 an Bedeutung. Auf 20.000 km² im Küstengebiet werden 700 Millionen t Öl und 2500 Mrd. m³ Erdgas erwartet, ähnlich große Reserven wie in der Nordsee. 2004 wurde mit Japan ein Vertrag über die Lieferung von 1,5 Mio. t Flüssigerdgas abgeschlossen. Am Südende der Insel Sachalin entsteht derzeit im Rahmen des Projektes Sachalin II eine – ökologisch umstrittene – Flüssigerdgas-Anlage, von der aus ab 2008 auch in die USA Flüssigerdgas geliefert wird.

Nach Meinung von Gazprom ist der Gasbedarf im Fernen Osten Russlands fast doppelt so hoch wie die für den chinesischen Markt vorgesehene Exportmenge aus Sachalin-1 und sollte deshalb wieder unter russische Kontrolle gelangen.

Die Umwelt im Norden Sachalins ist stark durch die Erdölgewinnung geschädigt. [2]

Literatur

  • Anton Tschechow: Die Insel Sachalin, 1893, ISBN 3-257-20270-9
  • György Dalos: Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow, Europäische Verlagsanstalt/Rotbuch Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50503-2
  • Wladimir Kaminer: Russendisko, Goldmann, 2000, ISBN 3-442-54175-1

Quellenangaben

  1. Gulag in Fernost
  2. Europaticker:Schwere Verstöße gegen die Umwelt

Siehe auch

Weblinks

Rohstoffe

50.285277777778142.968055555567Koordinaten: 50° 17′ N, 142° 58′ O


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