Tanatra

Tanatra

Die Weltloge Tanatra ist eine Religionsgemeinschaft, die sich u.a. für die Freiheit der Sexualität einsetzt.

Trotz des Begriffs Loge hat Tanatra keine organisatorische Verbindung zur Freimaurerei. 2005 hatte sie 25 Mitglieder in Deutschland sowie ca. 50 Sympathisanten. Anhänger Tanatras sind vornehmlich Akademiker, wie der damalige Emigrant Prof. Dr. Georg Hoeltje (1939-54 in Brasilien).

Organ von Tanatra war die Monatsschrift Der Freitag, welche von 1930 bis 1934 eine Auflage von mehreren tausend Stück erreichte. Das stilisierte "Auge Gottes" ist das Emblem Tanatras und wird seit 1925 von Anhängern Tanatras als Abzeichen getragen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1922/23 wurde die Weltloge Tanatra in Görlitz durch den Kaufmann Fedor Mühle als Gottesbund Tanatra gegründet. Später erhielt der Bund den Namen Gottesbund Loge Tanatra, ab 1990 Weltloge Tanatra.

In den 20er und 30er Jahren bekannten sich einige tausend Menschen besonders im sächsischen Raum zu Tanatra. Mitte 1936 löste sich Tanatra formal selbst auf, da die Angriffe gegen einige homosexuelle Mitglieder Tanatras unter dem NS-Regime zunahmen. Am 1. September 1936 wurde Tanatra offiziell staatlicherseits verboten.

Mitte der 30er Jahre wanderten einige Tanatra-Anhänger nach Brasilien aus. In Brasilien und Paraguay bestehen bis heute kleinere selbständige Tanatra-Gruppen (in Paraguay teilweise unter dem alten Gottesbund-Namen: Alianza de Dios Tanatra). 1945 bis 1952 wurde Tanatra reorganisiert, erhielt aber unter anderem wegen des § 175 StGB keine erneute Zulassung von Seiten der DDR-Behörden als Religionsgemeinschaft. Seit 1990 tritt sie wieder in Erscheinung, ohne sich als offizielle Religionsgemeinschaft zu organisieren.

Theologischer Hintergrund

Die Grundlage Tanatras ist ein Christentum eigener Prägung, welches theologisch nicht auf die Bibel beschränkt wird. In den 20er und 30er Jahren war Tanatra stark durch eine Doppelmitgliedschaft der Tanatra-Anhänger in den evangelischen Kirchen geprägt. Neuoffenbarungen geschahen besonders durch homosexuelle Medien. Homosexuellen sprach man eine besondere Nähe zu Gott und dem Heiligen Geist zu. Die Reinkarnationslehre wurde gelehrt. Wissenschaft und Kunst wird positive Bedeutung beigemessen und als Teil des Heiligen Geistes gedeutet.

Im Selbstverständnis der Tanatra-Anhänger versteht sich die Weltloge Tanatra als Nachfolgerin der altägyptischen Aton-Logen, des zarathustrischen Dualismus und der von der paulinischen Kirche verfolgten Manichäer, Gnostiker, Adamiten und Aufklärer. Paulus und weite Teile der Bibel werden abgelehnt, dafür aber einige apokryphe Evangelien, die Schriften von Margarete Porete und einige Teile der Shinto-Religion übernommen.

Die Aufklärung um die französische Revolution, die Moderne um 1900 (Freud, Reich, soziale Befreiung, Freikörperkultur, Reformbewegung etc.) sowie die 68er-Bewegung werden als vom Licht gesandt gesehen, in den Kirchen und dem Konservatismus partiell das Wirken des Dunkels.

Literatur

  • Martin Krawielitzki: Gottesbund (Loge) Tanatra. Blankenburg 1930
  • Paul Scheurlen: Die Sekten der Gegenwart und neuere Weltanschauungsgebilde. Quell-Verlag, Stuttgart 1930
  • Heinrich Weiberg/Ludwig Mandler: Der Gottesbund Tanatra, Die Entwicklung und die Grundzüge der Geistlehre in dem neuen Deutschen Reiche. Herausgegeben vom Gottesbund Tanatra, Görlitz, 1934
  • Bernd Nowack: La luz y mundologia. Herausgegeben von Alianza mundial de Tanatra, Asunción, Paraguay, 2003
  • Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten. Quell-Verlag, Stuttgart, 1. Auflage, 1950

Weblinks


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