- Tandem (Fahrrad)
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Als Tandem bezeichnet man ein Fahrrad, das Platz für mindestens zwei Personen bietet. Der Lenkende wird als Pilot oder Kapitän, Nichtlenkende als Stoker oder Heizer bezeichnet. Die meisten Tandems sind für zwei Personen, die hintereinander sitzen.
Inhaltsverzeichnis
Verwendung
Aufgrund der Tatsache, dass zwei Fahrer pedalieren, das Fahrzeug aber in Rollwiderstand und Stirnfläche mit einem Einzelrad vergleichbar ist, kann man mit dem Tandem in der Ebene eine höhere Geschwindigkeit als mit einem gleichartigen „normalen“ Fahrrad erreichen, beziehungsweise das Fahren erfordert weniger Anstrengung. Von Vorteil ist es auch, dass sich einer der Fahrer zeitweilig erholen kann. Unterschiedlich leistungsfähige Fahrer können gemeinsam Strecken bewältigen. Unabhängig davon, wie viel Kraft jeder Fahrer einsetzt – beide kommen immer zugleich an. Ein Tandem ermöglicht auch behinderten, insbesondere blinden und sehbehinderten Menschen, ein aktives Radfahren, da sie als Stoker mitfahren können. Nicht zuletzt ist die Kommunikation auf einem Tandem leichter als auf zwei hintereinander fahrenden einzelnen Fahrrädern.
Bauformen
Konventionelles Tandem
Ein Tandemrad besteht aus einem speziellen Fahrradrahmen mit einem zweiten Sitzrohr und einem weiteren Tretlager. Meist verläuft zur Versteifung ein Rohr vom Steuerohr zum hinteren Innenlager (Tretlager). Das Vorderrad wird gelenkt und das Hinterrad angetrieben. Oft wird der hintere Teil mit Durchstieg gestaltet.
Liegeradtandem
Bei einem Liegeradtandem haben beide Fahrer eine Körperhaltung inne, die derjenigen in einem Liegestuhl ähnelt.
Stufentandem
Das Stufentandem ist die kompakte Kombination von Liegerad vorn und einem aufrechten („normalen“) Diamantrahmen Tandem/Fahrrad hinten.
Faltbare Tandems
Aufgrund ihrer Länge benötigen Tandems beim Transport, etwa im Auto oder per Bahn, mehr Platz als "normale" Fahrräder. Für Einzelfahrräder dimensionierte Stellplätze reichen oft nicht aus; Dachgepäckträger benötigen in der Regel besonders verlängerte Radträger. Deshalb bieten viele Tandemhersteller teilbare Versionen Ihrer Modelle an, wobei oft sog. S&S-Kupplungen zum Einsatz kommen. Einige Hersteller haben sich auf den Bau kompakter Tandems mit 20"-Bereifung spezialisiert, z. B. baut Bike Friday in Oregon Falttandems, die in zwei handelsüblichen großen Schalenkoffer gepackt werden können. Das Spitzenmodell passt sogar in einen Fahrradkoffer. Ähnliche Technik ermöglicht auch den Umbau eines Tandems in ein dreisitziges Fahrrad und umgekehrt.
Die deutsche Firma BERNDS stellt zwei noch kompaktere, Falttandem-Modelle her, von denen sich das Kleinere im gefalteten Zustand in einen üblichen Kofferraum, z. B. eines VW-Golf, verstauen lässt.
Weitere Varianten
Tandems gibt es auch für mehr als zwei Personen. Tandems für drei Fahrer nennt man auch „Tridem“, „Triplett“ oder „Dreischnell“. Mit der Länge den Tandems sinkt allerdings die Stabilität des Rahmens, und die Belastung der Laufräder steigt. Daher sind Tandems ab vier Personen nicht für sportliche Benutzung und längere Strecken geeignet.
Ein „Buddy-Bike“ hat eine gemeinsame Lenkstange für normalerweise ein kleineres Kind vorne und einen Erwachsenen, der dahinter sitzt.[1] Oder zwei Lenker sind mit einem Gestänge verbunden. Das Kind, auch hier vorne, hat die kleinere Lenkstange.[2]
Der oder die Stoker müssen nicht in Fahrtrichtung sitzen. Unter dem Namen ConferenceBike wird ein Fahrrad vertrieben, bei dem sieben Sitze im Kreis angeordnet sind.[3]
Eine kompakte Bauform wird nicht nur durch Stufentandems erreicht, sondern auch durch die Verlegung des hinteren Sitzes auf oder hinter das Hinterrad, mit Tretkurbel auf der Hinterradnabe.[4]
Herstellung, Technik
Aufgrund der höheren Belastung müssen viele Teile eines Tandems besonders stabil sein. Stabile und nicht zu schwere Rahmen sind aus konifizierten Rohren gefertigt und sind in unterschiedlichen Größen erhältlich (z. B. von Germans Cycles, Santana, Velotraum). Die Laufräder sind häufig mit mehr als 40 oder sogar 48 Speichen ausgestattet. Bei den Bremsen sind hydraulisch betätigte Scheibenbremsen mit großen Scheiben verbreitet.
Bei den meisten Tandems sind die beiden Tretkurbelgarnituren über eine Synchronkette und zusätzliche, gleich große Kettenblätter miteinander verbunden. Diese verläuft üblicherweise auf der linken Seite des Rahmens. Dabei sind die Pedale der beiden Fahrer meistens in derselben Stellung, da ein gleichmäßiger Tretrhythmus eine effizientere Kraftübertragung bedeutet und ein Fahren im Wiegetritt erst ermöglicht. Allerdings führt dies auch dazu, dass der Totpunkt der beiden Kurbeln gleichzeitig auftritt. Dies kann bei schweren Tandems am Berg zu kurzzeitigen Geschwindigkeitseinbrüchen führen, die viel Kraft beim Wiederbeschleunigen nach jeder Kurbelumdrehung erfordern. Bei Tripletts sind die Pedale der drei Fahrer daher üblicherweise leicht versetzt angeordnet.
Bei gleicher Pedalstellung ist es sinnvoll, auf jeder Seite die Pedale mit einem Gummiband zu befestigen, sodass sie immer horizontal sind.
Sitzen die Fahrer nebeneinander, spricht man umgangssprachlich von einem Nebeneinandem.
Rekorde
- Das längste Tandem (28,4 m) wurde 2002 von zwei Niederländern gebaut. [5]
- Zwei Deutsche halten den Rekord für das kleinste fahrbare Tandem. [6]
- Das kleinste Tridem fährt die Schweizer Artistengruppe Triwengo. [7]
Wettbewerbe
Bis 1984 war das Tandemrennen eine Disziplin bei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften. Bei den Paralympics können sich blinde Radfahrer von einem sehenden Piloten auf dem Tandem lenken lassen.
Weblinks
Quellen
- ↑ Buddybike, vom 19. Oktober 2007
- ↑ Hoenig Copilot, von 2010
- ↑ ConferenceBike
- ↑ Atala Due Smart, Trekking Kategorie, italienisch, von 2010
- ↑ www.thetandemlink.com
- ↑ www.spassrekorde.de
- ↑ www.triwengos.ch
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