Tannroda

Tannroda
Tannroda
Stadt Bad Berka
Koordinaten: 50° 52′ N, 11° 15′ O50.85916711.246389287Koordinaten: 50° 51′ 33″ N, 11° 14′ 47″ O
Höhe: 287 m ü. NN
Einwohner: 1.007 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 9. Apr. 1994
Postleitzahl: 99438

(bis 30. Juni 1993: O-5301)

Vorwahl: 036450
Karte

Lage von Tannroda in Bad Berka

Stadtkirche "St. Michaelis"

Tannroda ist ein Ortsteil der Stadt Bad Berka im thüringischen Landkreis Weimarer Land.

Erst im Jahr 1994 wurde Tannroda eingemeindet, zuvor war der Ort selbstständig und hatte bereits seit 1403 das Stadtrecht inne.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tannroda liegt im Mittleren Ilmtal, an der Mündung des Flüsschens Schwarza in die Ilm am Rande des bewaldeten Teils des Tannrodaer Sattels (Teil der Ilm-Saale-Platte). Im Norden und Osten ist der Ort von ausgedehnten Wäldern umgeben. Südlich der Ortslage befinden sich die Kleinsiedlungen Kottendorf und Böttelborn.

Die Klassikerstadt Weimar (17 km) und die thüringische Landeshauptstadt Erfurt (33 km) sind via Straße schnell zu erreichen.

Geschichte

Burg und Herrschaft Tannroda

Die hochmittelalterliche Burg Tannroda über dem südlichen Hang der Ilm erbaut, war die Stammburg der erstmals 1174 genannten Herren von Tannrode. Die ausgedehnte Burganlage stammt wohl noch aus dem 12. Jahrhundert. Seit 1392 wurden die Herren von Querfurt mit der Burg belehnt, ihnen folgte der als „Brandmeister von Thüringen“ in die Geschichte eingegangene Raubritter Apel von Vitzthum. Die Burg wurde von einer Streitmacht Erfurter und dem Herzog von Weimar dienender Söldner zerstört. Im 16./17. Jahrhundert entstanden zwei bescheidene Schlösser. Das ziegelgedeckte „Rote Schloss“ brannte bald ab, das Baumaterial wurde 1824 zum Bau der neuen Michaeliskirche verwendet. Das schiefergedeckte „Blaue Schloss“ wurde Rittergutssitz, 1854 durch die Freiherren von Gleichen-Rußwurm erworben. Der letzte Besitzer, der konservative Publizist Heinrich von Gleichen-Rußwurm, wurde 1945 auf der Basis der Bodenreform in der SBZ entschädigungslos enteignet.[2]

Nach jahrzehntelangem Verfall mit teilweisen Notsicherungen wird seit den 1990er Jahren das Schlossgelände Stück um Stück saniert. Der Bergfried (22 m hoch) dient wieder als Aussichtsturm. Bereits wiederhergestellt ist das Laubengang-Gebäude, in dem durch den 1996 gegründeten, rührigen Heimatverein 1998 das Thüringer Korbmachermuseum eingerichtet wurde. Das „Blaue Schloss“ harrt mit teilweise zugemauerten Fenstern eines Investors. Der Bergfried mit Burgruine, das Schloss und die Michaeliskirche bilden zusammen auf einer Erhebung das Wahrzeichen von Tannroda.

Stadtgeschichte

Zuerst erwähnt wurde der Ort als „Rode“ um das Datum 1103/16 in einer Urkunde des Erfurter Peterskloster erwähnt. Die Siedlung Tannroda entwickelte sich im Schutz der Burg. 1403 wurde das Stadtrecht verliehen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort stark geplündert und verwüstet. Unter Herzog Wilhelm Ernst kamen Stadt und Schloss 1680 zeitweilig unter direkte Landesverwaltung. Tannroda galt als eine Ackerbürgerstadt, die Korbflechterei hatte eine gewisse Bedeutung. Die gewerblich-industrielle Entwicklung der Stadt erlebte viele Rückschläge, meist durch Stadtbrände verursacht. Die 1799 als Pulvermühle umgenutzte Mahlmühle wurde 1887 durch eine Explosion zerstört, nach 1802 entstanden eine Ziegelhütte, einige Holzverarbeitungsbetriebe, eine Metallfabrik, eine Kunstemaille-Fabrik und 1906 eine Papierfabrik. Um 1923 erheblich erweitert wurde die Papierfabrik größter Betrieb in Tannroda, sie wurde 1992 geschlossen und 2011 zurückgebaut. Das Korbmachergewerbe erlosch erst 1990. Arbeit vor Ort bieten noch die Edelstahlbau GmbH, ein Holzverarbeitungsbetrieb und ein Agrarunternehmen.

Wappen

Wappen der ehemaligen Stadt Tannroda

Auf ungegliedertem Schildhaupt in weiß (heraldisch: in Silber) auf grünem Boden eine Tanne. Tannrodaer Wappen und Siegel mit diesem Bild sind nachweislich seit dem 15. Jahrhundert in Gebrauch.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Stadtkirche St. Michael stammt von 1825, sie wurde nach Plänen des herzoglichen Baumeisters Clemens Wenzeslaus Coudray auf dem Lindenberg neu errichtet.
  • Die Burg Tannroda mit Bergfried, Ruinen der Wehranlagen und Korbmachermuseum.
  • Der Bahnhof Tannroda ist ein Bauwerk im Historismus-Baustil.
  • Die ehemalige Papierfabrik war ein Zeugnis der Industriegeschichte des Ortes.

Verkehr

Tannroda liegt an der Bundesstraße 87 (Ilmenau–Bad Berka–(Weimar).

Seit 1887 hat Tannroda einen Bahnanschluss an der 25 Kilometer langen Ilmbahn (ursprünglich Weimar-Berka-Blankenhainer-Eisenbahn) nach Weimar und seit 1888 nach Kranichfeld

Tannroda liegt am Ilmtal-Radweg.

Persönlichkeiten

  • Walter Kießling (* 1892 in Tannroda, † 1966 in Göttingen): Jurist, Politiker. Oberbürgermeister von Gera 1933-36 und von Erfurt 1936-45.

Sonstiges

  • Bis 1823 befand sich auf dem Tannrodaer Kirchberg am Rande der Altstadt die Sankt-Anna-Kapelle. Die Sage berichtet von der unglücklichen Liebe einer Anna von Tannrode, die mit einem Knappen in die Fremde zog, weil die Eltern dem Paar ihren Segen verweigert hatten. In Reue und Verzweiflung gelobten die Eltern später den Bau der Kapelle, diese war, so hatte man erfahren, unverheiratet in ein Kloster eingetreten.[3]

Literatur

  • Hans Patze, Peter Aufgebauer (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands / Thüringen. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. 2. Auflage. Bd. 9, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-520-31302-7.
  • Thomas Bienert; Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Mittelalterliche Burgen in Thüringen : 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1.
  • Jürgen Gruhle: Bodenreform als reiner Willkürakt. Heinrich von Gleichen verfügte über guten Leumund. In: Thüringische Landeszeitung. 14. November 2008.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Verordnung über die Auflösung der Stadt Tannroda und der Gemeinden Bergern, Meckfeld bei Bad Berka und Tiefengruben und ihre Eingliederung in die Stadt Bad Berka vom 23. März 1994 (GVBl S. 383)
  2. Er war Vetter des letzten Urenkels von Friedrich von Schiller, des 1947 verstorbenen Schriftstellers Alexander von Gleichen-Rußwurm, den er mit einer Leibrente aus den Erträgen seiner Güter unterstützte.
  3. Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden (Hrsg.): Unterwegs im Tal der Ilm. Wissenswertes und Informatives für Touristen und Einheimische. MFB-Verlagsgesellschaft, Eisenach 1998, ISBN 3-931431-10-X, Tannroda, S. 80-81.

Weblinks


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