- Vitzthum (Adelsgeschlecht)
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Vitzthum ist der Name eines alten und weit verzweigten thüringischen Adelsgeschlechts, das erstmals 1123 mit Dietrich de Abbolde urkundlich erscheint.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Herkunft der Herren, Freiherren und Grafen Vitzthum, in alten Urkunden und Schriften auch von Vitzdom genannt, ist von den Herren von Apolda abzuleiten. Diese bekleideten im Dienste des Erzbischofs von Mainz die Ämter der Vitzthume (vicedominus, Vertreter des Fürsten) und des Schenken. Der Vitzthum des Erzbischofs hatte seinen Verwaltungssitz in Erfurt. Da diese Hofämter zeitweise erblich waren, wurden sie bei einzelnen Linien in den Familiennamen übernommen und auf diese Weise weitervererbt, auch als das Amt selbst nicht mehr erblich und schließlich gar nicht mehr vorhanden war.
So entstanden aus den Herren von Apolda die Schenken von Apolda, welche gegen Ende des 14. Jahrhunderts ausgestorben sind. Zuvor hatte sich aber von diesen Mitte des 13. Jahrhunderts eine Linie abgetrennt, deren Begründer Ritter Berthold († um 1285) das Amt des Erfurter Vicedominus innehatte und dessen Familiensitz Eckstedt bei Erfurt war. Diese Linie nannte sich fortan Vitzthum von Eckstädt. Zu einer weiteren Abspaltung aus dem Haus der Schenken von Apolda kam es Anfang des 14. Jahrhunderts, bei welcher Ritter Berthold († 1335) die Linie Vitzthum zu Apolda und dessen Bruder Dietrich († 1337) die Linie Vitzthum zu Roßla begründeten.
Stammsitz der Familie war Apolda (wohl schon im 11. Jahrhundert), welches die Schenken offenbar um 1348 an die Vitzthume zu Apolda verkauften. Später oder doch gleichzeitig kamen Eckstädt (urkundlich 1279) und Roßla (urkundlich 1308, um 1375 an Ritter Busso Vitzthum verkauft) hinzu.
Die Familie besaß von 1334 bis 1376 die Burg in Burgscheidungen und nach 1371 auch die Wasserburg Niederroßla. Nach einer Erbteilung der Linie Vitzthum zu Roßla um 1400 bildeten sich die zwei Linien Roßla und Tannroda heraus, wobei Letztere ab 1410 im Besitz der Burg Kriebstein, 1418 zu Tannroda und 1423 zu Nebra erscheint. Die Linie Roßla besaß hingegen Dornburg, Laucha, Klöden, Lichtenwalde, Kapellendorf usw.
1711 wurde ein Zweig dieser Familie, welcher Schönwölkau und ab 1772 auch das Schloss Lichtenwalde besaß, in der Person des Friedrich Vitzthum von Eckstädt († 1726) in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. Die Linie Vitzthum von Eckstädt pflanzte sich bis in die Gegenwart fort.
Wappen
Das Stammwappen der Vitzthum von Eckstädt zeigt in Gold zwei rote Pfähle, überdeckt von einem silbernen Querbalken. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein hoher mit rechts und links je drei Hahnenfedern (rot, silber, rot) besteckter Spitzhut, dessen goldener Knopf mit einem goldenen Stern bestückt ist.
Die Linie Vitzthum zu Apolda führte einen schräg gestellten Zweig mit drei daran hängenden Äpfeln im Wappen und ist 1631 erloschen.
Die Linie Vitzthum zu Roßla, die den gleichen Wappenschild wie die Apoldaer Linie führte, teilte sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts in die Zweige Roßla und Tannroda. Während der Zweig Tannroda bereits 1479 erlosch, pflanzte sich der Roßlaer Zweig hauptsächlich in Böhmen, ab 1623 aber auch wieder in Sachsen und im Elsass unter dem Namen Vitzthum von Egersberg bis in die Gegenwart fort.
Namensträger
zu Tannroda
- Apel Vitzthum der Ältere zu Tannroda († 1425)
- Apel Vitzthum der Jüngere zu Tannroda († 1475)
zu Roßla
- Apel Vitzthum der Ältere zu Roßla († 1474)
zu Apolda
- Christoph Vitzthum zu Apolda (* um 1483; † 1559)
- Moritz Vitzthum zu Apolda († 1578), Sohn des Christoph
- Friedrich Vitzthum zu Apolda (* um 1521; † 1591), Sohn des Christoph
- Wilhelm Friedrich Vitzthum zu Apolda († 1612), Sohn des Friedrich
- Anton Friedrich Vitzthum zu Apolda († 1631), Sohn des Wilhelm Friedrich, letzter Schlossherr von Apolda
Die Grabmale von Christof und Friderich befinden sich in der Apoldaer Martinskirche.
von Eckstedt/Eckstädt
- Georg Vitzthum von Eckstedt (1551–1605), kursächsischer Rat und Hauptmann zu Salza, Thamsbrück und Sachsenburg
- Christoph Vitzthum von Eckstedt (1552–1599), kursächsischer Oberst und Stiftshauptmann, Vater von:
- Christoph Vitzthum von Eckstedt (1594–1653), kursächsischer Oberst und Stiftshauptmann
- Friedrich Wilhelm Vitzthum von Eckstedt (1578–1637), General der Kavallerie im Dreißigjährigen Krieg
- Johann Georg Vitzthum von Eckstedt (1585–1641), Domherr der Stiftskirchen in Halberstadt und Naumburg (Saale)
- Christian Vitzthum von Eckstedt (1592–1652), kaiserlicher Oberst während des Dreißigjährigen Krieges
- Dam Vitzthum von Eckstedt (1595–1638), kursächsischer Generalmajor
- Christoph Vitzthum von Eckstädt, kursächsischer Kammerherr und Rittmeister, erwarb 1659 das Gut Schönwölkau
- Friedrich I. Vitzthum von Eckstädt (1675–1726) war geheimer Kabinettsminister unter August dem Starken und seit 1711 Reichsgraf
- Heinrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1770–1837), Generaldirektor der Kunstakademie u. der Kgl. Kapelle (Hoftheater) Dresden
- Karl Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1819–1895), sächsischer und nach 1866 österreichischer Diplomat
- Paul Graf Vitzthum von Eckstädt (1850–1911), sächsischer General der Infanterie und Chef des Generalstabes des sächsischen Heeres
- Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1855–1936), letzter königlich-sächsischer Oberstmarschall, letzter Präsident der I. Kammer des Sächsischen Landtags, letzter Majoratsherr auf Schloss Lichtenwalde
- Otto Heinrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1861–1916), Dr. theol. h.c., Wirklicher Geheimer Rat, Hauptmann a.D., Ehrenbürger von Dresden (6. Oktober 1909)
- Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1863–1944), 1909-1918 sächsischer Innen- und Außenminister
- Hermann Graf Vitzthum von Eckstädt (1876–1942), Dr. phil., großherzoglich sächsischer Kammerherr, Milbenforscher, Mitglied der Mikrobiologischen Vereinigung München
- Georg Graf Vitzthum von Eckstädt (1880–1945), deutscher Kunsthistoriker
- Wolfgang Graf Vitzthum von Eckstädt (* 1941), Jurist, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Tübingen
Sonstige Namensträger
- Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (1939–2004), deutsche Althistorikerin
Siehe auch
Literatur
- Julius Constantin Kronfeld: Geschichte und Beschreibung der Fabrik- und Handelsstadt Apolda und deren nächster Umgebung. Apolda 1871.
- Richard Freiherr v. Mansberg: Erbarmannschaft wettinischer Lande. Dresden 1905 bis 1908.
- Otto Eduard Schmidt: Die Schlösser Schönwölkau und Lichtenwalde und die Grafen Vitzthum von Eckstädt, in: Mitteilungen des Vereins Sächsischer Heimatschutz, XXII. Band, 1933.
- Rudolf Graf Vitzthum von Eckstädt: Beiträge zu einer Vitzthumschen Familiengeschichte. 1935.
- Revolutionsbriefe 1848, ed. Rolf Weber, Leipzig 1973.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Band 134, 2004, Adelslexikon.
Weblinks
Commons: Vitzthum family – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Sächsisches Adelsgeschlecht
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