Taschenmesser

Taschenmesser
Römischer Klappmessergriff aus Bein, Gladiatordarstellung, Römisch-Germanisches Museum, Köln

Ein Taschenmesser ist ein Messer, dessen Klinge zum gefahrlosen Transport in den Griff eingeklappt werden kann. Weitere gleichbedeutende Bezeichnungen sind Klappmesser, in Österreich Feitel (von falten) und in der Schweiz Sackmesser sowie Sackhegel.

Inhaltsverzeichnis

Arten

Die Klinge eines Taschenmessers kann im ausgeklappten Zustand durch eine Verriegelung festgestellt werden (Fixiermesser) oder lediglich durch Reibung oder leichten Federdruck in Position gehalten werden. Klappmesser ohne Rückenfeder sind schon seit der Antike bekannt. Sie sind leichter, einfacher zu fertigen, bergen jedoch ein deutlich höheres Verletzungsrisiko durch unbeabsichtigtes Schließen. Die eingestanzte Vertiefung für den Fingernagel, mit der man Klingen oder sonstiges Zubehör aus einem Taschenmesser ausklappen kann, wird „Nagelhau“ genannt.

Die populärste Ausführung ist das Schweizer Messer, das neben mehreren Klingen noch weitere Klappwerkzeuge besitzt. Hergestellt wird es im Original von den Schweizer Unternehmen Victorinox und Wenger. Ebenfalls bekannt sind Taschenwerkzeuge mit zusätzlicher Zange, so genannte Multifunktionswerkzeuge, auch Multitools genannt. Ein bekannter Hersteller dieser Werkzeuge ist Leatherman.

Aus dem gleichnamigen Ort im Département Aveyron in Frankreich stammt das Laguiole, ein traditionell in Handarbeit gefertigtes Taschenmesser. Ursprünglich als Hirtenmesser entworfen, sind sie heute in Frankreich sehr populäre Taschenmesser und aufgrund ihrer aufwändigen Handarbeit und oft künstlerischen Verzierungen auf dem Messerrücken beliebte Sammlerobjekte und Statussymbole.

Andere populäre Taschenmesser sind die französischen Opinel aus der Savoie-Region, die seit dem 19. Jahrhundert fast unverändert hergestellt werden. Seit den 1950er Jahren werden die Opinel mit einer Arretierung der Klinge ausgestattet, die versehentliches Einklappen verhindert.

Aus der Region Eisenwurzen in Österreich stammt das Trattenbacher Zauckerl (auch Trattenbacher Feitel), das in seiner funktionalen Schlichtheit dem Opinel aus Frankreich ähnelt, mit seiner typischen, im Original geschmiedeten Klingenform (einer sog. Clip Point-Klinge) und dem gedrechselten Griff lässt sich dieser Messertyp bis ins 15. J.h. zurückverfolgen. Seit den 1960er Jahren wurde die Produktion allerdings stark zurückgefahren, heute wird dieses robuste und einfache Alltagsmesser, das früher bis nach Afrika und in den Nahen Osten gehandelt wurde, meist nur mehr als Souvenir gekauft.

Eine weitere Form der Klingenarretierung ist charakteristisch für Lockback-Klappmesser (in Deutschland oft fehlerhaft als Backlock bezeichnet). Der Mechanismus wurde 1963 von dem amerikanischen Hersteller Chuck Buck mit dem Modell 110 „Folding Hunter“ entwickelt und seitdem vielfach mit mehr oder weniger Veränderungen kopiert.

Einhandmesser

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In den letzten Jahren geht der Trend bei den feststellbaren Klappmessern hin zu Konstruktionen, die durch an der Klinge angebrachte Stifte, Löcher in der Klinge oder andere Vorrichtungen (z.B. Scheiben auf dem Klingenrücken) einhändig zu öffnen sind und deren Entriegelungsmechanismus ebenfalls im vorderen Bereich des Griffs untergebracht ist, am häufigsten in Form eines sogenannten Liner-Locks. Diese Messer werden als Einhandmesser bezeichnet. Das Führen von Einhandmessern ist in Deutschland nach § 42a Waffengesetz verboten, wenn diese über eine feststellbare Klinge verfügen, die länger als 12 cm ist, wobei das Waffengesetz unter diesem Begriff nach umstrittener Ansicht wohl auch Springmesser subsumiert.[1]

Wird bei Einhandmessern die technische Vorrichtung zum einhändigen Öffnen beseitigt (z.B. durch Entfernen des an der Klingenwurzel befindlichen Stiftes oder Rädchens), so besteht unter den Vertretern der bundesweiten Arbeitsgruppe Waffentechnik/Waffenrecht Einvernehmen darüber, dass dadurch die Funktion als Einhandmesser beseitigt werden kann. Der Verlust der „Einhandmesser-Eigenschaft“ geht demnach aus technischer Sicht einher mit dem Entfernen oder Verändern der entsprechenden konstruktiven Merkmale.[2] Findige Messerhersteller haben darauf reagiert und legen ihren Einhandmessern ab Werk Hilfsmittel zum Entfernen des Öffnungsstifts bei.

Bekannte Hersteller

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sind Springmesser auch Einhandmesser? Initiative Messer sind Werkzeuge vom 18. März 2009 - eingesehen am 25. Dezember 2010
  2. Messer-Dolche-Schwerter – Hinweise zur waffenrechtl. Beurteilung als Hieb- u. Stoßwaffen (S. 6) herausgegeben vom Bayerischen LKA, Stand 14. Oktober 2009 - eingesehen am 25. Dezember 2010

Weblinks

 Commons: Taschenmesser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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