Textilmuseum der Brennet AG

Textilmuseum der Brennet AG
Außenansicht des Textilmuseums, mit Blick auf das ehemalige Laborantenhaus

Das im Jahr 2001 eröffnete Textilmuseum der Brennet AG liegt im Zentrum von Wehr/Baden (ca. 30 km von Basel entfernt) auf dem Gelände der Weberei der Brennet AG. Das Museum erstreckt sich über eine Ausstellungsfläche von ca. 700 Quadratmetern.

Mit Puppen originalgetreu rekonstruierte Arbeitsplätze, Webstühle, Web- und Nähmaschinen, Labor- und andere Geräte, originalgetreue Modelle, Kantinen- und Büroszenen, Musterbücher, Druckmodel, Plakate aus den 1920er Jahren, Textilien und viele andere Exponate vermitteln ein plastisches Bild der südbadischen Textilindustrie.

Ein Schwerpunkt ist die Darstellung der Betriebskultur (soziale Einrichtungen, Feste, Ehrungen, Betriebssport und Ausflüge).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kutsche aus dem 19. Jahrhundert im Erdgeschoss des ehemaligen Herrenhauses

Das Areal ist für die Geschichte der Industrialisierung Südbadens von großer Bedeutung.

Hier befand sich seit dem Mittelalter ein Eisenhammer bzw. Hammerwerk, in dem seit dem 18. Jahrhundert industriell produziert wurde. 1863 wurde das Hammerwerk geschlossen, da es nicht mehr konkurrenzfähig war.

In seinem Gebäude wurde im Jahr der Schließung eine Weberei mit mechanischen Webmaschinen angesiedelt. Diese ging 1888 in den Besitz der Brennet AG, einer 1881 im Wehrer Stadtteil Öflingen gegründeten mechanischen Buntweberei, über.

Die Textilindustrie ersetzte damals die am Hochrhein traditionsreiche Eisenherstellung und wurde zur Lokomotive der Industrialisierung Südbadens.

Museumsaufteilung

Aus der Zeit des Wehrer Hammerwerks stammt das um 1750 erbaute Herrenhaus des Hammerwerkdirektors, an das ein Arbeiterwohnhaus (das sog. Laborantenhaus) angefügt war. Das Museum erstreckt sich über beide historischen Gebäude.

Herrenhaus

Im Erdgeschoss des ehemaligen Herrenhauses des Hammerwerksdirektors werden traditionsreiche Firmen der südbadischen Textilindustrie, wie die heute noch produzierende Lörracher KBC, sowie die inzwischen liquidierten Firmen Teppichfabrik Wehra AG, Färberei Hummel und Hanf-Union Schopfheim präsentiert. Aber auch andere Gewerbebetriebe wie die Wehrer Papierfabrik Lenz oder die Druckerei Bader, die in enger Beziehung zur örtlichen Textilindustrie standen, finden sich im Museum.

Eine Sonderpräsentation widmet sich dem zu Beginn der 1920er Jahre durch die Brennet AG erbauten Pumpspeicherkraftwerk Humbel und der Frage der Bedeutung der Energie bei der Herstellung von Textilien.

Laborantenhaus

Im ehemaligen Laborantenhaus ist auf vier Stockwerken die Geschichte der Brennet AG seit dem 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Entwicklung der südbadischen Textilindustrie dokumentiert. Jeder der bisher vier Generationen der Unternehmerfamilie Denk, in deren Besitz sich die Brennet AG, sowie das Textilmuseum befindet, ist ein Stockwerk vorbehalten.

Erdgeschoss

Gut erhaltener Handwebstuhl im Erdgeschoss des ehemaligen Laborantenhauses - noch immer funktionstüchtig

Im Erdgeschoss ist die Ära der Gründerväter dargestellt (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts).

Gezeigt wird die rasche Expansion der Mechanischen Buntweberei Brennet (heute Brennet AG). Die Gründung erfolgte im Jahre 1881 im Öflinger Ortsteil Brennet. Bereits 1888 wurde die im ehemaligen Hammerwerk Wehr angesiedelte Weberei Baumgartner & Co übernommen. Durch eine weitere Übernahme im Jahre 1894, diesmal eine Spinnerei in Hausen im Wiesental, wurde eine vollstufige Textilproduktion möglich.

1. Obergeschoss

Büroszene im 1.OG des ehemaligen Laborantenhauses - Büro von Carl Denk

Das 1. Obergeschoss beherbergt die zweite Unternehmer-Generation „vor und zwischen den beiden Weltkriegen“ (1900-1945).

Im Mittelpunkt steht der Unternehmer Carl Denk, der durch den Bau eines firmeneigenen Pumpspeicherkraftwerks völlig neue Wege beim Einsatz regenerativer Energie beschritt. Für sein Lebenswerk erhielt er den Titel eines badischen Kommerzienrates sowie die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Öflingen.

Von herausragender industriegeschichtlicher Bedeutung ist ein Fotozyklus des Wegbereiters der modernen Industriefotografie und „Magiers der Leica“, Dr. Paul Wolff, der im Jahr 1941 die Firma Brennet fotografierte.

2. Obergeschoss

Nachstellung einer typischen Werkskantine im 2. OG des ehemaligen Laborantenhauses

Im 2. Obergeschoss ist die dritte Unternehmer-Generation „von der Nachkriegszeit bis zur Krise der deutschen Textilindustrie“ (1945-1980er Jahre) präsentiert.

Gezeigt werden die in den 1960er Jahren einsetzenden Bestrebungen der mitteleuropäischen Textilindustrie. Es sollte durch Forschungs- und Marketingzusammenschlüsse, der Konkurrenz aus den Niedriglohnländern begegnet werden.

Ein weiteres Thema in diesem Bereich des Museums sind die vielen Freizeitaktivitäten und sozialen Initiativen von Firma und Belegschaft. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren prägten z.B. Fußballturniere, Betriebsausflüge, Firmenfeste und Fastnacht das Arbeitsleben.

Dachgeschoss

Einblick in das Dachgeschoss des ehemaligen Laborantenhauses - Im Hintergrund sind beleuchtete Schaukästen sowie die alte Turmuhr des Herrenhauses zu sehen.

Die vierte Unternehmer-Generation unter dem Motto „vom erfolgreichen Überleben im Zeitalter der Globalisierung“, ist im Dachgeschoss untergebracht.

Eine komplette Fotodokumentation in Leuchtkästen zeigt den Stand der Textilproduktion um die Jahrtausendwende. Sie ist ein Gegenstück zur Fotodokumentation von Dr. Paul Wolff aus dem Jahr 1941 und führt den Wandel zur vollautomatischen Produktion vor Augen.

Weblinks

 Commons: Textilmuseum der Brennet AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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