Paul Wolff

Paul Wolff

Paul Wolff (* 19. Februar 1887 in Mülhausen; † 10. April 1951 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Fotograf und ein Pionier auf dem Gebiet der Kleinbildfotografie. 1936 erhielt Paul Wolff die zweihunderttausendste Leica von der Firma Ernst Leitz [1] in Anerkennung seiner fotografischen Leistung als Pionier der Leicafotografie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schon als Zwölfjähriger fotografierte er begeistert mit einer Plattenkamera. Doch zunächst studierte er nach dem Schulabschluss Medizin, habilitierte sich 1914 in Straßburg, wurde Assistenzarzt und 1914 zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1919 aus Straßburg, das nun wieder zu Frankreich gehörte, ausgewiesen. Er übersiedelte nach Frankfurt am Main. Dort arbeitete er zunächst im Kopierwerk eines finanzschwachen Filmunternehmens. Mit einer selbst gekauften Filmkamera begann er zunächst mit Auftragsarbeiten für die Filmfirma, machte sich aber bald danach selbstständig.

Paul Wolff wechselte vom bewegten Bild wieder zur Fotografie. Er arbeitete mit einer Plattenkamera mit dem Format 18x24 cm, und hatte reichlich Aufträge.[2] 1926 gewann er auf der Internationalen Fotoausstellung in Frankfurt seine erste Leica: Sie sollte sein weiteres Leben nachhaltig beeinflussen. Erst knipste er nach getaner Arbeit mit der Großbildkamera mit der Leica „so nebenbei“ auf Märkten, in Gassen und am Wege kleine nette Szenen. Er verbesserte seine Techkik und bald erregte er mit seinen lebendigen Leicafotos aufsehen bei den Illustrierten. Der dynamische Stil der entfesselten Kleinbildkamera war geboren. [3] Der Durchbruch als Fotograf kam für Paul Wolff 1933. Die Firma Leitz bestellt bei ihm für die Ausstellung Die Kamera 100 Vergrößerungen im Format 40 x 60 cm, die anschließend als Wanderausstellung um die Welt gingen. 1934 erschien die Erstausgabe von Meine Erfahrungen mit der Leica. Übersetzt in vier Sprachen wurde dieses Buch eines der Standardwerke der Fotografie. Im gleichen Jahr unternahm Paul Wolff eine Reise in das damalige Saargebiet. Es entstanden bei dieser Gelegenheit packende Aufnahmen von Menschen, Alltagsleben, Landschaften und Industrieanlagen wie der Völklinger Hütte. 1936 fotografierten Paul Wolff und sein Mitarbeiter Alfred Tritschler die Olympischen Sommerspiele und veröffentlichten anschließend das Buch Was ich bei den Olympischen Spielen 1936 sah, erschienen in vier Sprachen.

Wolff fotografierte nicht nur mit der Leica, sondern auch weiterhin mit Großbildkameras, bei Außenaufnahmen vorzugsweise im Format 9 x 12 cm mit einem Weitwinkelobjektiv Schneider Angulon 120mm. [4]

1940 gab Paul Wolff den ersten deutschen Industriebildband in Farbe heraus. Im Kraftfeld von Rüsselsheim erschien in einer Auflage von 50.000 Exemplaren; im gleichen Jahr publizierte er die Erstausgabe von Meine Erfahrungen mit der Leica farbig. 1944 wurde sein Haus in Frankfurt durch einen Bombenangriff zerstört und große Teile seines Plattenbildarchivs vernichtet; nur das ausgelagerte Kleinbildarchiv blieb erhalten. Im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte wird eine umfangreiche Sammlung von zwischen 1927 und 1943 entstandenen Photographien der 1944 untergegangenen Frankfurter Altstadt bewahrt.

Nach seinem Tod führte sein Mitgeschäftsführer Alfred Tritschler die Agentur weiter. Wolffs Grabstätte befindet sich auf dem Hauptfriedhof Frankfurt.

Paul Wolff war in erster Ehe verheiratet mit Helene Dörr (1887-1959). Sohn Klaus Heinrich Wolff wurde am 1. Mai 1916 in Straßburg geboren (†1988). Wolffs zweiter Sohn Stephan Wolff (*1943) ging aus einer zweiten Ehe mit Annette Beiger (*1906) hervor.

Mit dem Konstrukteur der Leica, Oscar Barnack, verband ihn eine herzliche Freundschaft. Er war auch dem Chef der Leitzwerke Ernst Leitz persönlich verbunden. [5]

Werk

In seinem Buch Sonne über See und Strand fotografierte er vor allem Menschen und vermachte uns somit ein schönes Zeitdokument über die Mode in den 1940er Jahren. Interessant ist, dass die Bildunterschriften in drei Sprachen abgedruckt sind.

Ausstellungen

  • Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen 2003
  • Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Völklingen / Saar 2004
  • Galerie argus fotokunst, Berlin 2004
  • Brennet Textilmuseum / Wehr Südbaden, Dauerausstellung Photozyklus Brennet AG 1941

Publikationen

  • Aus Zoologischen Gärten. Lichtbildstudien (1929-1965)
  • Sonne über See und Strand (Copyright 1936 H. Bechhold Verlag, Frankfurt a. M.)
  • Formen des Lebens. Botanische Lichtbildstudien (1931-1957, Neu-Edition 2002 ISBN 3-7845-2480-X)
  • Meine Erfahrungen mit der Leica (1934)
  • Was ich bei den Olympischen Spielen 1936 sah (1936)
  • Grossbild oder Kleinbild? Ergebnisse einer Fotofahrt durch Franken an die Donau, Frankfurt/M 1938
  • Im Kraftfeld von Rüsselsheim (1940)
  • Meine Erfahrungen - farbig (1942)
  • Dresden (1952)
  • Paul Wolff /Alfred Tritschler (Fotos) / Paul Georg Ehrhardt (Text): Arbeit. Berlin 1937
  • Paul Wolff /Alfred Tritschler (Fotos) / Alfons Paquet (Text): Der Rhein. Vision und Wirklichkeit. Düsseldorf 1940
  • Paul Wolff /Alfred Tritschler (Fotos) / Eberhard Beckmann (Text): Germany. A series of photos of the U.S.-Zone, its towns and villages, their past and present. Frankfurt a. M. 1948 (2. Aufl. 1949)
  • Paul Wolff/ Alfred Tritschler (Fotos) / Adolf Reitz (Text): Vorstoß ins Unsichtbare. Ulm 1948
  • Paul Wolff / Alfred Tritschler (Fotos) / Erich Walch (Text): Schönheit am Wege. Seebruck am Chiemsee. 1949
  • Paul Wolff / Alfred Tritschler / Hans Saebens u.a. (Fotos) / Eberhard Beckmann / Harald Busch (Texte): Deutschland: Süden, Westen, Norden. Ein Bildband von dt. Landschaft, ihren Städten, Dörfern u. Menschen. Frankfurt a. M. 1950

Einzelnachweise

  1. Leica Lists actuphoto [1] Abruf 7. Juli 2010
  2. Vgl. Einrich Stöckler: Abschied von Dr. Paul Wolff, in: Leica Fotografie, Nr. 3 Mai/Juni 1951, Umschau Verlag Frankfurt/M., Seite 98
  3. Vgl. Heinrich Stöckler, a. a. O., Seite 98
  4. Vgl. Paul Wolff: Grossbild oder Kleinbild?, a. a. O.
  5. Vgl. Paul Wolff: Lieber Herr Dr. Leitz!, in: Ansprachen und Glückwünsche anläßlich des 70. Geburtstages von Dr. h. c. Ernst Leitz am 1. März 1941, Seite 62 f., Gesamtherstellung: Hauserpresse, Hans Schaefer, Frankfurt a. M., o.J.

Weblinks


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