The Holy Bible

The Holy Bible
The Holy Bible
Studioalbum von Manic Street Preachers
Veröffentlichung 1994
Label Epic Records
Format CD, LP
Genre Alternative Rock, Post-Punk, Grunge
Anzahl der Titel 13
Laufzeit 56 min 17 s

Besetzung

Produktion Steve Brown

Studios

Chronologie
Gold Against the Soul
(1993)
The Holy Bible Everything Must Go
(1996)

The Holy Bible ist das dritte Album der walisischen Rockband Manic Street Preachers. Es wurde im August 1994 veröffentlicht. Obwohl es zur Zeit der Veröffentlichung ein Flop war, gilt es heute als Klassiker des Alternative Rocks, vor allem auf Grund der äußerst düsteren und verstörenden Atmosphäre des Werks. Es ist das letzte noch mit Richey James Edwards aufgenommene Album der Band.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

The Holy Bible gilt bis heute als das unerschlossenste Werk der Band. Charakterisiert wird es vor allem durch die unkonventionellen Melodien, die zerbrechliche Stimmung und die äußerst düsteren Texte, die beinahe ausschließlich vom psychisch kranken Texter Edwards geschrieben wurden. Der Titel The Holy Bible (zu deutsch „Die heilige Bibel“) zeigt den bitteren Sarkasmus auf, der einige der Songs begleitet. Den Grund für diesen Titel erklärt Edwards damit, dass genauso wie die Bibel früher die Wahrheiten ihrer Zeit enthielt, enthält The Holy Bible ebenfalls die Wahrheiten der heutigen Zeit. Das Album handelt von Tabuthemen wie Misanthropie, Depression und Selbstverletzung, auch wenn bei einigen Liedern der Sinn des Texts nur sehr schwer zu erkennen ist. Fast jedes Lied auf dem Album beginnt mit einem gesprochenen Sample aus Filmen, Dokumentationen oder Interviews. Obwohl die Scheibe es bis auf Platz 6 der britischen Charts schaffte, war sie ein ökonomischer Flop. Es ist bis heute das am schlechtesten verkaufte Album der Band, was vor allem auf den nicht-massentauglichen Inhalt und die untypische Vorab-Single Faster/P.C.P. zurückzuführen ist. Trotzdem wurde das Album von Kritikern (insbesondere in Großbritannien) in allen Maßen gelobt. Das Q Magazine wählte es auf Platz 67 der besten Alben aller Zeiten. Kritisiert wurde die Band (die stark mit dem linken Flügel sympathisiert) für das Guerilla-eske Auftreten auf Konzerten und in den Musikvideos zu Faster, Revol und She Is Suffering.

Titelliste

Alle Texte wurden von Richey James Edwards und Nicky Wire geschrieben, die Musik von James Dean Bradfield und Sean Moore, außer wo anders notiert.

  1. Yes – 4:59
  2. Ifwhiteamericatoldthetruthforonedayit'sworldwouldfallapart – 3:39 (T: Wire)
  3. Of Walking Abortion – 4:01
  4. She Is Suffering – 4:43
  5. Archives of Pain – 5:29
  6. Revol – 3:04
  7. 4st 7lb – 5:05 (T: Edwards)
  8. Mausoleum – 4:12
  9. Faster – 3:55
  10. This Is Yesterday – 3:58 (T: Wire)
  11. Die in the Summertime – 3:05 (T: Edwards)
  12. The Intense Humming Of Evil – 6:12
  13. P.C.P. – 3:55

Anmerkungen zu einzelnen Lieder

Yes

Yes ist musikalisch einer der schnellsten und eingängigsten Songs des Albums. Der Text ist – im Kontrast zur Musik – allerdings einer der düstersten auf der CD. Im Text wird das Leben des Erzählers mit der Arbeit einer Prostituierten verglichen. James Dean Bradfield sagte in einem Interview, dass es beinahe unmöglich war, die passende Musik zu einem solchen Text zu schreiben.

Ifwhiteamericatoldthetruthforonedayit'sworldwouldfallappart

Dies ist eines der wenigen Lieder auf The Holy Bible, deren Text ausschließlich von Nicky Wire geschrieben wurde. Es ist ein eher klassisches Preachers-Lied, da es die politischen Themen ihres Debüts Generation Terrorists wieder aufgreift. Der Text ist vor allem eine Kritik am Rassismus und dem Zeitgeist in den USA. Die Musik wird dem Genre des Post-Punks zugeschrieben.

Of Walking Abortion

Der Song handelt von der Theorie der extremen Feministin Valerie Solanas, die beschreibt, dass das männliche Geschlecht minderwertig sei, da ihm bestimmte Chromosomen fehlen, welche nur das weibliche Geschlecht besäße. Männer seien dadurch „laufende Abtreibungen“ (walking abortions). Der Song ist auch bekannt für einige nicht entschlüsselbare Zeilen wie „So wash your car in your X baseball shoes“ (Wasche dein Auto mit deinen X-Baseball-Schuhen).

She Is Suffering

She Is Suffering wurde als dritte – und letzte vor Edwards' Verschwinden – Single des Albums veröffentlicht. Der Text ist höchst metaphorisch. Die Musik wurde des Öfteren mit der damals sehr populären Grunge-Musik in Verbindung gebracht, speziell der von Nirvana. Die Band weist diesen Vergleich ab.

Archives of Pain

Eines der kontroversesten Stücke der LP ist Archives of Pain. Der Song wurde auf Grund des extremen Inhalts in einigen Ländern zensiert. Der Text ist in einem äußerst verbitterten, sarkastischen Ton geschrieben und thematisiert die Todesstrafe und einige zu der Zeit wichtige Morde, zum Beispiel die durch Myra Hindley und Ian Brady. Archetypisch ist die Zeile „Sterilise rapists, all I preach is extinction“ (Sterilisiere Vergewaltiger, alles was ich predige ist die Ausrottung).

Revol

Revol – Kurzform für Revolution und rückwärts gelesen Lover – ist ein vom kommunistischen Gedankengut der Band beeinflusster, verhältnismäßig simpler Rocksong. Er setzt sich mit dem fehlgeschlagenen Liebesleben politischer Persönlichkeiten auseinander und gipfelt im Satz Lebensraum, Kulturkampf, raus raus!“

4st 7lb

4 stone and 7 pounds (etwa 28 Kilogramm) handelt von der fortschreitenden Anorexia nervosa, an der Edwards litt. Der Song gehört zu den düstersten des Albums. Er ist im Stile eines Tagebuchs geschrieben, in dem die Hauptperson die fortschreitende Krankheit beschreibt. Der Anfang des Songs ist ziemlich laut, während die zweite Hälfte eher ruhig und melodisch endet. Kontrovers ist das Lied vor allem wegen der Zeile „I wanna be so skinny that I rot from view, I want to walk in the snow and not leave a footprint“ (Ich möchte so drahtig sein, dass ich aus der Sicht verschwinde, ich möchte im Schnee gehen und keinen Abdruck hinterlassen).

Mausoleum

Dies ist ebenfalls einer der düstersten Songs der CD. Er spiegelt eine Endzeitstimmung wider, vor allem im Refrain („No birds, no birds, the sky is swollen black“ (Keine Vögel, keine Vögel, der Himmel ist schwarz angeschwollen)). Einen gewissen Kultstatus erlangte das Lied auch durch das Zitat „I wanted to rub the human face in its own vomit and force it to look in the mirror“ (Ich wollte das menschliche Gesicht in seinem eigenen Erbrochenem schrubben und es zwingen, in den Spiegel zu sehen).

Faster

Faster ist der bekannteste Song des Albums. Er wurde als erste Single veröffentlicht und kam bis auf Platz 16 der britischen Charts. Er ist das einzige Lied der CD, das es auf das Best-Of Forever Delayed schaffte. Legendär ist der Auftritt der Band bei Top of the Pops, bei dem Bradfield eine IRA-typische Sturmhaube trug. Der damalige Redakteur der BBC sagte, dass noch nie so viele Beschwerden wegen eines Auftritts bei der Sendeanstalt eingingen.

This Is Yesterday

Möglicherweise der hellste, optimistischste Song der CD. Er wurde bezeichnenderweise ausschließlich von Nick Wire geschrieben und ist eine Ballade, ähnlich den Songs des folgenden Albums Everything Must Go. Die Band (ohne Edwards) sagte später, dass dieses Lied eine gute Abwechslung auf The Holy Bible war.

Die in the Summertime

Die in the Summertime (Sterben im Sommer) ist der düsterste und psychotischste Song auf der CD. Er – ausschließlich von Edwards geschrieben – handelt von der Selbstzerstörung, die er begeht, und dem Wunsch, zu sterben. Der Song wurde in einigen Ländern Asiens aufgrund seines extremen Inhalts auf den Index gesetzt. Nach dem Verschwinden des Texters wurden die Zeilen „Scratch my leg with a rusty nail, sadly it heals“ (Ritze mein Bein mit einem rostigen Nagel, traurigerweise heilt es) und „I want to die, die in the summertime, I want to die“ (Ich möchte sterben, sterben im Sommer, ich will sterben!) kontrovers diskutiert.

The Intense Humming of Evil

Dieses Lied beinhaltet viele Einflüsse aus der militärischen Marschmusik. Der Text handelt vom Holocaust, beschrieben in einem Bewusstseinsstrom-ähnlichen Stil. Der Song überraschte einige Fans der ausdrücklich linken Band, da er die Gräueltaten des Nationalsozialismus nicht verteufelt, sondern schlicht beschreibt.

P.C.P.

P.C.P. ist, ähnlich wie Ifwhiteamerica..., ein recht einfacher Punk-Song mit politischen Lyrics, die vor allem gegen die Republikanische Partei gerichtet sind. Sean Moore hat in einem Interview erklärt, dass mit Yes und P.C.P. extra zwei musikalisch leicht verdauliche Songs an den Anfang und das Ende des Albums gesetzt wurden, um den Kreis zu schließen.

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