The Westin Bellevue Dresden

The Westin Bellevue Dresden
Außenansicht des Bellevue (Gartenseite)

Das Hotel Bellevue („schöne Aussicht“) ist ein Grand Hotel der Westin Hotels & Resorts-Kette in Dresden. Es liegt in der Inneren Neustadt und firmiert seit 2000 als Hotel The Westin Bellevue Dresden. Sein Standort am Neustädter Elbufer gegenüber der Dresdner Altstadt wurde durch den Canaletto-Blick bekannt. Die nach dem Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, benannte Aussicht zeigt das Dresdenpanorama mit dem Blick auf Brühlsche Terrasse, Frauenkirche, Kunstakademie mit Hofkirche und Semperoper. Das barocke Mittelgebäude des Hotels wurde von den Baumeistern George Bähr und Matthäus Daniel Pöppelmann gestaltet.

Das heutige Hotel nimmt seinen in Dresden traditionsreichen Namen auf von dem gleichnamigen bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg führenden Dresdner Hotel auf dem gegenüber liegenden Elbufer (neben dem Italienischen Dörfchen).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit Beginn des Baus im Jahre 1724 wurde der im Barockstil entworfene Gebäudeteil zunächst Teil der geschlossenen Bürgerhausbebauung an der Großen Meißner Straße. George Bähr fertigte die Pläne an. Für das vordere Gebäude zeichnete Johann Georg Gebhart in den Jahren 1723/24 verantwortlich. Das Haus wurde bis zum Jahre 1733 als Wohn-, Brau-, und Malzhaus genutzt. Der Sächsische Hof erwarb es mit dem Ziel, es in eine Kanzlei umzubauen. Die Entwürfe für den Umbau stammen von Matthäus Daniel Pöppelmann aus dem Jahre 1734, dem Architekt des Dresdner Zwingers. Umgesetzt wurden dessen Pläne von Andreas Adam. Mit der Nutzung als Kanzlei ab dem Jahre 1733 hatte das Gebäude seine endgültige Baugestalt erreicht.

Die Kanzleinutzung prägte seine Nachfolger. Das Barockgebäude mit der Adresse Große Meißner Straße Nr. 15 wurde ab 1736 vornehmlich zum Sitz von Ministerien. Dieser Umstand trägt dem Haus die Bezeichnung „Die Regierung“ und „Kollegienhaus“ ein.

Architektonisch handelt es sich um die kompositorische Vereinigung von ursprünglich zwei getrennten Häusern, einem bürgerlichen Stadthaus und einem kleinen Landpalais. Hierdurch erhielt das Haus seine Doppelhofanlage.

August der Starke konzentrierte sich städtebaulich mit dem Auftrag für das Japanische Palais auf die Neustädter Elbseite. Die Aufwertung der Dresdner Neustadt hatte die Funktion, einen Gegenpol zur Dresdner Altstadt zu bilden. Damit fügte sich die Wahl der Nr. 15 zum Kanzlei-Gebäude ebenfalls in den Plan ein, die Neustädter Seite als Verwaltungssitz zu profilieren. Bis 1904 beherbergte die Nr. 15 das Justizministerium. Das staatliche Gebäude diente in seiner danach unter anderem als Landesregierung, Landesdirektion, Kreishauptmannschaft und Oberrechnungskammer.

Freistehende Nr. 15 vor Renovierung der gemalten Blumenbordüren

Die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg durch die anglo-amerikanischen Bombardierungen vom 13.–15. Februar 1945, überstand das Gebäude Nr. 15 als eines der wenigen in Dresden unbeschadet. Die umliegenden Ruinen wurden in der Folgezeit entfernt. 1950 sollte auch die Nr. 15 abgerissen werden. Bürgerproteste konnten die geplante Sprengung im Jahre 1950 verhindern. Das Barockgebäude wurde nach seiner Rettung als alleinstehender Bau bis zu Beginn der 1980er Jahre in unterschiedlichen Funktionen genutzt. Unter anderem wurde es Sitz des Familienunternehmens „Heckers Sohn“. Neben der Eisenwarenhandlung am Hauptsitz Nr. 15 unterhielt das Unternehmen weitere Filialen in der Stadt. Trotz der Nutzung wurde dem Haus keine Pflege zuteil und verfiel. Daher sollte das Gebäude Anfang der 1980er Jahre zugunsten eines neuen Hotelkomplexes weichen. Eine Bürgerinitiative, die sich aus Denkmalpflegern, Architekten und aufgebrachten Bürgern zusammensetzte, konnte den Abriss verhindern. Beschlossen wurde die Eingliederung der barocken Bausubstanz als Mittelbau in eine neu zu entwerfende Hotelkonstruktion.

Interhotel

Hotelbaustelle mit Blick auf das Japanische Palais

Der japanische Architekt Takeshi Inoue erhielt den Auftrag für einen Neubau unter Berücksichtigung des Barockgebäudes. Zwischen 1982 und 1985 verwirklichte er seine Pläne mit dem japanischen Unternehmen Kajima Corp. Tokyo. Ausdrückliches Ziel war es, den internationalen Standards der Touristenbranche auch in der DDR zu genügen. Eine weitere Funktion lag in der Generierung ausländischer Währungen. Das Hotel wurde zum „Devisenhotel“, in dem ausschließlich mit westlicher Währung gebucht werden musste. Der Bau galt zudem als Maßnahme der innerstädtischen Belebung. Städtebaulich und stadthistorisch sollte dies der Aufwertung der Dresdner Neustadt Rechnung tragen.

Die Neukonstruktion des Architekten Inoue wurde den internationalen Hotelstandards mit der Schaffung eines Wellness- und Kongressbereichs gerecht. Auf der Fläche des Hotelumlands erfolgte die Anlage eines Gartens mit zeitgenössischen und neobarocken Elementen. Dazu gehörten auch japanischer Tradition gepflanzte Kirschbäume. Die Komposition der Parkanlage wurde der Öffentlichkeit unabhängig von der Hotelnutzung zugänglich gemacht. Sie galt als gelungenste Anlage im Garten- und Landschaftsbau der DDR.

Das Hotel Bellevue wurde zugleich mit der Wiedereröffnung der Dresdner Semperoper am 13. Februar 1985 eingeweiht und zum ersten Haus am Platze. Zielgruppe des Interhotels waren vornehmlich Gäste aus dem westlichen Ausland. DDR-Bürgern war die Übernachtung für gewöhnlich nicht möglich. Ausnahmen bestanden für repräsentative Größen aus Politik, Sport und Kultur. Da die Interhotels der Abteilung Touristik des Ministeriums für Staatssicherheit unterstellt waren, bestimmten Vorgaben der Staatssicherheit die zusätzliche technische Ausstattung des Hotels. Im Souterrain des Hotels befand sich ein Intershop.

Ab dem Jahre 1992 befand sich das einzige Dresdner Casino im Hotel Bellevue. Bis zu seiner Eröffnung war die Jupiter-Bar Attraktion des Hotels; sie wurde mit Eröffnung des Casinos geschlossen.

Ebenfalls nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war das Buri-Buri-Restaurant des Hotels mit 46 Plätzen. Als einziges Restaurant mit polynesischer Küche in Dresden erfreute es sich unter Hotelgästen großer Beliebtheit. In den letzten Jahren der DDR wurde es auch öffentlich zugänglich, jedoch war dabei mit sechsmonatiger Wartezeit für Tischreservierungen zu rechnen. Im April 1997 nahm das Buri-Buri seine letzte Reservierung entgegen.

Nutzung nach der Politischen Wende

Nach der politischen Wende im Jahre 1989 bleibt das Hotel Bellevue zunächst Teil der Interhotelkette. Das Hotel Bellevue war zum Ende des Jahre 1989 mehrfach Ort politischer Begegnungen. Genannt sei das Treffen zwischen dem Bundeskanzler Helmut Kohl in Begleitung seines Kanzleramtsministers Rudolf Seiters und dem Ministerpräsidenten der DDR, Hans Modrow. 1989 fanden im Rahmen der Verhandlungen zur Wiedervereinigung ebenfalls weitere Treffen zwischen Helmut Kohl und Hans Modrow im Hotel statt.

Zwischen 1992 und 1996 gehört es zur Hotelkette Maritim. Ab dem Jahre 1996 übernahm die Interhotel-Kette erneut die Hotelleitung. In den Jahren 2000 bis 2006 war Interhotel Franchisenehmer bei „Starwood Hotels & Resorts“. Das Hotel Bellevue wurde 2000 Westin-Hotel und firmiert von da an unter The Westin Bellevue Dresden. Die Blackstone Group übernahm 2006 die Interhotel-Kette als Investor.

Nach den 1990er Jahren erfolgten im Bellevue weiterhin politische Großveranstaltungen. Vom 6. bis zum 8. Mai 2007 tagten die Arbeitsminister der G8-Staaten unter Vorsitz des Arbeitsministers Franz Müntefering im großen Konferenzsaal des Hotels.

Hochwasser auf der Palais-Terrasse

Vom Elbhochwasser im Jahre 2002 war das Hotel wegen seiner unmittelbaren Nähe zum Flussufer stark betroffen. Der Pegelstand stieg auf 9,42 m. Besonders die zum Garten gelegenen Konferenzräume sowie Terrassen und das Gourmet-Restaurant Canaletto wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Während der sechsmonatigen Renovierungsarbeiten blieb das Hotel geschlossen. Im Frühjahr 2003 wurde der Betrieb trotz der bis Ende 2004 dauernden Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten wieder aufgenommen. Im Businessbereich entstand eine tageslichtgeöffnete Konferenzfläche mit 19 Konferenzräumen. Das 340-Zimmer-Haus umfasst nun 14 Luxussuiten, sieben Junior-Suiten, sechs Deluxe-Suiten und eine Präsidentensuite. Die Luxussuiten gestaltete der Hotelarchitekt Tassilo Bost. Der Berliner Architekt erhielt für seine Arbeit an der Innenausstattung 2004 den „Best Guestroom Design Award“. Robbie Williams wählte 2006 die Präsidentensuite des Hotels für vier Nächte als Unterkunft während seines Dresdner Konzertaufenthalts.

Die Terrasse des Restaurants „Canaletto“ gibt den gleichnamigen Blick über die Elbe frei.

Im Atrium des barocken Flügels befindet sich die Fine Dining Küche des Restaurants „Canaletto“. Daneben gehört zum Hotel der Weinkeller „Vinothek“ und der Biergarten „Elbsegler“ am Elbufer. Um künftigen Hochwasserschäden vorzubeugen, wurde eine Flutschutzwand, die gegen Hochwasser bis zur Höhe von 9,70 m schützt und innerhalb von 24 Stunden aufgebaut werden kann, errichtet.

Gäste

Helmut Kohl war zu DDR-Zeiten mehrmals zu Gast im „Bellevue“. Zeitzeugen berichten, er habe stets Pellkartoffeln geordert, die die Köche erst einkaufen mussten, da es ausschließlich geschälte Kartoffeln gab.

Weblinks

51.05821813.7393327Koordinaten: 51° 3′ 30″ N, 13° 44′ 22″ O


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