Theodor Koch-Grünberg

Theodor Koch-Grünberg

Theodor Koch-Grünberg (* 9. April 1872 in Grünberg (Hessen); † 8. Oktober 1924 in Vista Alegre, Brasilien), auch bekannt als Theo Koch, war ein deutscher Anthropologe und Forschungsreisender, der wichtige Beiträge zur Erforschung der Südamerikanischen Indianer leistete, vor allem der Pemón in Venezuela und von Amazonasstämmen.

Koch-Grünberg hat klassische Philologie studiert und war Lehrer an hessischen Schulen. 1899 nahm er an seiner ersten Expedition in Brasilien teil. Von 1901 an arbeitete er am Völkerkundemuseum in Berlin, 1909 wechselte er an die Universität Freiburg im Breisgau, wo er sich habilitierte, und Privatdozent und ab 1913 außerordentlicher Professor wurde. 1915 ernannte man ihn zum Direktor des Linden-Museums in Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Die Brasilianischen Expeditionen

1899 nahm er an der zweiten Xingú Expedition unter der Leitung des Leipzigers Hermann Meyer teil, die nach den Quellen des Rio Xingu suchte, eines Nebenflusses des Amazonas.

Von 1903 bis 1905 erforschte er den Yapura und den Rio Negro an der Grenze zu Venezuela (nordwestliches Amazonasgebiet). Sein Expeditionsbericht, mit seiner Untersuchung der Baniwa, wurde 1910-1911 unter dem Titel "Zwei Jahre Unter Den Indianern. Reisen in Nord West Brasilien, 1903-1905" in zwei Bänden veröffentlicht.

Er war ein Pionier der anthropologischen Fotografie und seine Beschreibungen Brasilianischer Stämme sind für Ethnologen noch von Interesse.

Seine zweite wichtige Expedition nach Nord-Brasilienund Süd-Venezuela begann 1911. Sie führte von Manaus, den Rio Branco hinauf bis hin zum Monte Roraima in Venezuela. Dort dokumentierte er Mythen und Legenden der Pemón Indianer und fotografierte. Koch-Grünberg bezeichnete diese Pemón mit den örtlichen Namen Arekuna und Taulipang. Koch-Grünberg erforschte die Sierra Parima, den Caura und den Ventuari, bevor er den Orinoco am 1. Januar 1913 erreichte. Er hielt sich kurze Zeit in San Fernando de Atabapo auf, der damaligen Hauptstadt des Amazonas Staates, folgte dem Casiquiare Kanal, der das Orinoco Flusssystem über den Rio Negro mit dem Amazonas verbindet.

Er kehrte nach Manaus zurück, und dann nach Deutschland, um 1917 seine wichtigste Arbeit Vom Roroima zum Orinoco zu veröffentlichen.

Koch-Grünberg starb 1924 unerwartet an Malaria, auf einer Expedition mit dem Amerikanischen Forscher A. Hamilton Rice und dem Brasilianischen Filmer Silvino Santos, die den Oberlauf des Rio Branco kartographieren wollte.

In seiner Geburtsstadt Grünberg (Hessen) ist sowohl eine Straße als auch eine integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, die Theo-Koch-Schule Grünberg, nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

  • Theodor Koch-Grünberg: Indianertypen aus dem Amazonasgebiet. Nach eigenen Aufnahmen während seiner Reise in Brasilien, Ernst Wasmuth, Berlin, 1906-1911 (sieben Lieferungen). Eine seltene und beeindruckende Sammlung von 141 Tafeln (mit in der Regel 4 Fotogravuren pro Tafel).
  • Theodor Koch-Grünberg: Zwei Jahre unter den Indianern: Reisen in Nordwest-Brasilien, 1903-1905, 2 Bände, Ernst Wasmuth, Berlin, 1909 und 1910.
  • Theodor Koch-Grünberg: Vom Roroima zum Orinoco. Ergebnisse einer Reise in Nordbrasilien und Venezuela in den Jahren 1911-1913, 5 Bände, Strecker und Schröder, Stuttgart, 1917-1923, und 1928.
  • Englische Ausgabe der Cambridge University Press, 2009; ISBN 9781108006309.

Literatur

  • Susanne Ziegler: Die Wachszylinder des Berliner Phonogramm-Archivs, SMPK, Berlin, 2006, S. 350f., ISBN 978-3886095278

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