Theodor Koch

Theodor Koch

Theodor Koch-Grünberg (* 9. April 1872 in Grünberg; † 8. Oktober 1924 in Vista Alegre; eigentlich Theodor Koch) war ein deutscher Völkerkundler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Als Sohn des evangelischen Pfarrers Karl Koch verlebte Theodor Koch glückliche Kindertage. Eines seiner Lieblingsspiele war es, das Leben der Indianer im „Grimmicher Brunnental“ nachzuspielen.

1891 legte er seine Reifeprüfung am Laubacher Gymnasium ab und begann noch im selben Jahr in Gießen und Tübingen mit dem Studium der klassischen Philologie. Koch-Grünberg (er nahm später den Namen seiner Heimatstadt an) legte 1898 das Staatsexamen ab und war nun als Lehramtsassessor in Langen und Grünberg und als Gymnasiallehrer an mehreren hessischen Schulen tätig.

Sein Drang nach und Interesse für fremdländischen Kulturen und besonders die Indianischen Kulturen Südamerikas glühte seit Kochs Kindertagen in ihm und so nahm er dankend das Angebot einer Expedition von Dr. Hermann Meyer (Museum Leipzig) an. Kochs erste Expedition führte beide zum Río Xingú nach Mittelbrasilien. Ziel war es, den Ronuro zu befahren und geographisch festzulegen. Im Jahr seiner Rückkehr 1901 trat er einen Lehrdienst in Offenbach an und schrieb sein erstes Buch: Zum Animismus südamerikanischer Indianer.

Ein Jahr später promovierte Koch-Grünberg mit einer Arbeit über die Lösung eines bisher strittigen Problems über die Völkergruppierung im Gran Chaco. Aufgrund seiner Arbeit berief der Ethnologe Geheimrat Adolf Bastian Theo Koch an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Dort arbeitete er acht Jahre mit berühmten Amerikanisten wie Paul Ehrenreich und Karl von den Steinen zusammen. 1903 war es dem Forscher Koch nun auch endlich möglich, seine eigene Expedition durchzuführen, die ihn in das bisher unergründete Grenzgebiet Nordwestbrasiliens führte. Zwei Jahre dauerte seine Reise, trotz schwerer Strapazen, wie Hunger, Krankheit, ungünstiges Klima oder die Feindseligkeit eines Indianerstammes kehrte der Forscher Koch-Grünberg 1905 mit einer reichen Sammlung nach Deutschland zurück.

In den folgenden Jahren (bis 1911) widmete sich Theo Koch seiner heimischen Karriere. So habilitierte er sich an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in Völkerkunde und wurde anschließend Privatdozent an derselben Universität. 1911 folgte der Ethnologe wieder dem Ruf nach Abenteuer und dem Ruf der Wissenschaft und brach erneut in das Gebiet Nordwestbrasiliens auf. Die Reise führte in Booten den Rio Negro und den Rio Branco hinauf. Die Indianer nannten Theo Koch-Grünberg „Vater der Ströme“.

Während seiner zweijährigen Reise in das Gebiet der Guyana-Grenze entlang konnte er wertvolles Material über die Indianer sammeln. So sammelte er nicht nur Exponate sondern trug auch ihre Mythen und Legenden zusammen, die er auf Fotos und Tonmaterial festhielt.

Der Erste Weltkrieg unterbrach Kochs Forschungen und so wurde er 1915 wissenschaftlicher Leiter des Linden-Museums in Stuttgart. Als dann 1924, wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland, die Stelle des Museumsleiters gekürzt wurde, legte Koch sein Amt nieder.

Am 20. Juni 1924 brach Theo Koch zu seiner vierten und letzten Expedition auf, um mit dem Nordamerikaner Hamilton Rice die Orinoko-Quellen zu erforschen. Am 3. September erreichte dann das Forscherteam nach einer Dampfschifffahrt Vista Alegre am Rio Branco. Hier sollte die übrige Expedition auf Hamilton Rice warten, der noch einmal kurz nach Manaus zurück wollte, doch die Rückkehr des Hamilton Rice verzögerte sich und nach und nach erkrankte das ganze Forscherteam an der gerade dort ausbrechenden Malaria. Sie warteten allerdings vergebens auf Hamilton Rice, der aus Angst vor den Indianern und auf Anraten seiner Frau nicht mehr nach Vista Algre zurückkehrte. Am 22. September erkrankte auch Theo Koch an Malaria und erlag am 8. Oktober 1924 schließlich dieser Krankheit. Er hinterließ eine Frau und vier Kinder und wurde an Ort und Stelle im brasilianischen Dschungel in Vista Alegre begraben. Später wurde die Leiche exhumiert und bekam ein würdiges Ehrengrab in Manaus.

Zu seinen Ehren wurde die Gesamtschule Grünberg „Theo Koch Schule“ genannt.

Zitate

  • „Nie darf man vergessen, dass alle Menschen von einem Geiste beseelt sind.“ (Theo Koch)

Hauptwerke

  • Südamerikanische Felszeichnungen. Wasmuth, Berlin 1907. 
  • Zwei Jahre unter den Indianern. Reisen in Nordwest-Brasilien 1903/1905. Wasmuth, Berlin 1909–1910 (2 Bände).  (überarbeitete Ausgabe: Zwei Jahre bei den Indianern Nordwest-Brasiliens. Strecker und Schröder, Stuttgart 1923. 
  • Indianermärchen aus Südamerika. Diederichs, Jena 1921 (Die Märchen der Weltliteratur). 
  • Vom Roroima zum Orinoco. Ergebnisse einer Reise in Nordbrasilien und Venezuela in den Jahren 1911 - 1913. Reimer, Berlin 1916–1928 (unternommen und hrsg. im Auftrag und mit Mitteln des Baessler-Instituts in Berlin). 
    • Band 1 Schilderung der Reise (1917)
    • Band 2 Mythen und Legenden der Taulipang und Arekuna-Indianer (1916)
    • Band 3 Ethnographie (1923)
    • Band 4 Sprachen (1928)
    • Band 5 Typen-Atlas (1923)

Literatur

  • Theodor Koch-Grünberg, Michael Kraus: Die Xingu-Expedition (1898-1900). Böhlau Oktober 2004, ISBN 341208204X. 
  • Günther Hartmann: Völkerkundliche Ausstellung des Südamerikaforschers Dr. Theo Koch-Grünberg 1872 - 1924. Grünberg 1980. 

Weblinks


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