Theodor Uhlig

Theodor Uhlig

Theodor Uhlig (* 15. Februar 1822 in Wurzen; † 3. Januar 1853 Dresden) war ein deutscher Musiker, Publizist und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Theodor Uhlig war ein nichtehelicher Sohn von Friedrich August II. von Sachsen. Ab 1841 war er Geiger in der Dresdner Hofkapelle. Hier lernte er Richard Wagner kennen und wurde einer seiner engsten Freunde und ein verlässlicher Helfer, vor allem im Zürcher Exil Wagners. Nach dem Dresdner Maiaufstand lebte Uhlig zeitweise in Paris. Er komponierte Kammermusikstücke, schrieb den Klavierauszug zu Lohengrin, war Musikkritiker und publizierte vor allem in der Neuen Zeitschrift für Musik. Dort polemisierte er unter anderem gegen Meyerbeer und die „jüdische Musik“ und setzte sich für die Ideen Wagners ein. Dieser widmete Uhlig seine Schrift Oper und Drama. Uhlig besuchte Wagner mehrmals in Zürich, erkrankte an Tuberkulose und starb im Alter von 31 Jahren am 3. Januar 1853. Sein intensiver Briefkontakt mit Wagner ist von historischer Bedeutung.

Artikel gegen jüdische Musik

Dieser Artikel wurde am 23. Juli 1850 in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ von Uhlig publiziert und gilt als „Vorlage“ des Folgeartikel Wagners, der am 3. September 1850 in der gleichen Zeitschrift unter der Überschrift „Das Judentum in der Musik“ veröffentlicht wurde. Uhlig schreibt unter anderem:

In der Musik vieler jüdischer Komponisten gibt es Stellen, die fast alle nichtjüdischen Musiker im gewöhnlichen Leben und mit Bezugnahme auf die allbekannte jüdische Sprechweise als Judenmusik, als ein Gemauschel bezeichnen. Je nachdem in dieser Musik hier der Charakter des Edlen, dort der des Gemeinen überwiegt, treten diese Stellen, deren Eigentümlichkeit teils in der metrischen Gestaltung, teils in einzelnen melodischen Tonfällen der musikalischen Phrase liegt, hier nur wenig, dort ganz auffallend hervor, so z.B. bei Mendelssohn sehr gelind, bei Meyerbeer dagegen in höchster Schärfe, namentlich in seinen „Hugenotten“, nicht minder auch in seinem „Propheten“. Eben so wenig wie die ihnen analoge Sprechweise hat man diese Tonweise schön oder nur erträglich da finden können, wo sie wie bei Meyerbeer ganz unmittelbar an das erinnern, was ich nicht anders, denn als „Judenschule“ zu bezeichnen weiß. Robert Schumann spricht in Bezug auf zahlreiche Stellen in den „Hugenotten“ von einem „eigentümlich meckernden Rhythmus“, der vornehmlich Meyerbeers Musik auszeichnet. Ich selbst spreche in Bezug auf jene altbekannten Stellen, von einem „hebräischen Kunstgeschmacke des Komponisten“. So besteht im Augenblick das tägliche Brot der Opernbesucher aus den Erzeugnissen Meyerbeers, Flotows und einiger ihnen verwandter Geister von mehr oder weniger Spekulationstalent – und das ist der beste Beweis für die Zurechnungsfähigkeit des modernen Opernpublikums. So ist es im Augenblicke in Deutschland – wahrlich trübselig genug.

Der Briefwechsel mit Richard Wagner

Richard Wagner um 1860

Uhlig und Wagner schrieben sich mehr als 100 Briefe. Von besonderer Bedeutung sind die Briefe Wagners in den Jahren 1849 bis 1852, in denen er seine „Revolutionsgesinnung“ und seine Intentionen zum Ring des Nibelungen, den er ab 1851 zu konzipieren begann, im Detail mitteilt. Am 12. November 1851 erläuterte Wagner erstmals in einem Brief an Uhlig, dass er beabsichtigt (rund um die erste Siegfried-Konzeption), eine große Dramendichtung, eine Tetralogie schreiben zu wollen und verdeutlichte seine Intentionen:

Mit dieser meiner neuen Konzeption trete ich gänzlich aus allem Bezug zu unsrem heutigen Theater und Publikum heraus: ich breche bestimmt und für immer mit der formellen Gegenwart. Fragst Du mich nun, was ich mit meinem Plane vorhabe? - Zunächst, ihn ausführen, soweit es in meinem dichterischen und musikalischen Vermögen steht. Dies wird mich mindestens drei volle Jahre beschäftigen. Meine Existenz lege ich somit ganz in die Hände Ritters (Juli Ritter, von der Wagner eine kleine Rente bezog)... An eine Aufführung kann ich erst nach der Revolution denken: erst die Revolution kann mir die Künstler und die Zuhörer zuführen. Die nächste Revolution muß notwendig unsrer ganzen Theaterwirtschaft das Ende bringen: Sie müssen und werden alle zusammenbrechen, dies ist unausbleiblich. Aus den Trümmern rufe ich mir dann zusammen, was ich brauche. Ich werde, was ich bedarf, dann finden. Am Rheine schlage ich dann ein Theater auf, und lade zu einem großen dramatischen Feste ein. Nach einem Jahre Vorbereitung führe ich dann im Laufe von vier Tagen mein ganzes Werk auf. Mit ihm gebe ich den Menschen der Revolution dann die Bedeutung dieser Revolution, nach ihrem edelsten Sinne, zu erkennen. Dieses Publikum wird mich verstehen: das jetzige kann es nicht. So ausschweifend dieser Plan ist, so ist er doch der einzige, an den ich noch mein Leben, richten und trachten setze. Erlebe ich seine Ausführung, so habe ich herrlich gelebt; wenn nicht, so starb ich für 'was schönes. Nur dies aber kann mich noch erfreuen.

Quellen

  • Digitale Bibliothek, Berlin: Richard Wagner; Werke, Schriften und Briefe. Hrsg. Sven Friedrich.
  • Richard Wagner Briefe: Ausgewählt und kommentiert von Hanjo Kesting. München 1983. ISBN 3-492-02829-1 (formal falsche ISBN)

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