Theognis von Megara

Theognis von Megara

Theognis von Megara (griechisch Θέογνις, nach Datierung der Suda 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.[1]) ist ein griechischer Schriftsteller, unter dessen Namen eine Sammlung von Elegien und Sprüchen (Distichen) in zwei Bänden im Gesamtumfang von fast 1400 Versen firmiert (Corpus Theognideum). Dabei ist von einer unterschiedlichen Autorenschaft auszugehen (auch: Tyrtaios? Mimnermos? Solon? Euenos?).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der historische Theognis dürfte als Anhänger der Aristokratie aus seiner Vaterstadt Megara vertrieben worden sein. Auf seine Herkunft aus der Polis verweisen zumindest die Verse 11 und 773 ff. Auch soll er nach den Versen 1197-1202 seinen Besitz durch eine Unternehmung auf See verloren haben.

Inhaltlich thematisieren die teils wie Spruchdichtungen formulierten Verse

  • Trinksprüche für Symposien
  • adlige Lebensregeln für einen jungen, Kyrnos genannten Freund
  • Klagen des Dichters über die sozialen Veränderungen – Entstehung eines Geldadels, Tyrannis - in der Poliswelt des 6. / 5. Jahrhunderts v. Chr. aus konservativ-adliger Sicht
  • allgemeine Überlegungen zu Freundschaft, Glück und dem Wesen der Menschen.

In dem zweiten Buch, das lediglich durch eine Handschrift überliefert ist, sind vor allem Verse päderastischen Inhalts zusammengestellt.

Deutlich wird, dass den Lebens-, Entstehungs- und Rezeptionshintergrund der Dichtungen adlige (politische) Gemeinschaften (Hetärien) bildeten.

Wegen ihrer Sentenzenhaftigkeit wurden die Sprüche wohl früh kopiert, weitertradiert, für den Unterricht herangezogen und dadurch auch immer wieder verändert.

Rezeption

Friedrich Nietzsche schrieb seine Valediktionsarbeit zum Abschied von Schulpforta am 7. September 1864 über Theognis: De Theognide Megarensi.[2]

Ausgaben

  • Jean Carrière: Théognis. Poèmes élégiaques. Paris [1948]
  • Antonio Garzya: Teognide, Elegie, Libri I-II, testo critico, introduzione e note, cun una scelta di testimonianze antiche e un lessico. Florenz [1958]
  • Douglas CC Young: Theognis, Pseudo-Pythagoras, Pseudo-Phocylides, Chares, Anonymi Aulodia, Fragmentum teliambicum. 1. Aufl. [1961], 2. Aufl. Leipzig 1971, Reprint Stuttgart 1998
  • Bernhard A. van Groningen: Le premier livre, édité avec un commentaire. Amsterdam [1966]
  • Martin L. West: Iambi et elegi Graeci ante Alexandrum cantati. Bd. I, Oxford [1971]
  • Dirk U. Hansen: Theognis. Frühe griechische Elegien. Darmstadt [2005]

Literatur

  • Andreas Bagordo: Theognis. In: Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Handbuch der griechischen Literatur der Antike, Band 1: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-57673-7, S. 176–179
  • Stefan von der Lahr: Dichter und Tyrannen im archaischen Griechenland. Das Corpus Theognideum als zeitgenössische Quelle politischer Wertvorstellungen archaisch-griechischer Aristokraten. München [1992]
  • Martin L. West: Studies in Greek Elegy and Iambus. Berlin und New York [1974]
  • Thomas J. Figueira: Theognis of Megara, poetry and the polis. Baltimore and London 1985.
  • Ewen L. Bowie: The Theognidea: A Step Towards a Collection of Fragments?. In: Glenn W. Most (Hrsg.): Collecting fragments — Fragmente sammeln. = Aporemata 1. Göttingen [1997], S. 53-66
  • Hendrik Selle: Theognis und die Theognidea, Berlin und New York 2008 (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 95)

Weblinks

 Commons: Theognis of Megara – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Suda Stichwort Theognis (Θέογνις), Adler-Nummer: theta 136, Suda-Online
  2. Friedrich Nietzsche: De Theognide Megarensi. In: Kritische Gesamtausgabe (KGW), hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Bd. I 3, de Gruyter, Berlin 2006, S. 420-462.

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