Thomas Kessler (Politiker)

Thomas Kessler (Politiker)

Thomas Kessler (* 1959 in Meyriez, Schweiz) war von 1991-1998 Drogendelegierter und von 1998-2008 Integrationsbeauftragter des Kantons Basel-Stadt. In beiden Ämtern entwickelte er Strategien, die später auf nationaler Ebene übernommen wurden und die Schweizer Politik bis heute mitprägen. Seit 2009 ist er der Leiter der Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt und verantwortlich für die politische Planung und zentrale Projekte der Stadtentwicklung.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Aufgewachsen in Meyriez (FR), Adliswil (ZH) und Weisslingen (ZH), verliess er mit 14 Jahren das Elternhaus und absolvierte eine Bauernlehre in der waadtländer Gemeinde Denezy. Nach der Bauernlehre machte er das Eidgenössische Fachdiplom für Landwirte in Zürich, liess sich in Basel zum Tropenagronom ausbilden und studierte anschliessend Agronomie.

Kessler betrieb als Jungunternehmer bis 1991 eine eigene Firma für die Entwicklung landwirtschaftlicher Projekte sowie für Beratung und Troubleshooting in der Entwicklungshilfe.

Seit 1977 erforscht er Cannabis botanisch und kulturhistorisch und publizierte zu Hanf in der Schweiz (siehe unten). Er vertrat schon früh die Meinung, dass eine liberale Drogenpolitik, gekoppelt mit regulierenden Elementen, gesellschaftliche Probleme entschärfen kann.

Von 1987 bis 1991 sass er für die Grüne Partei im Zürcher Kantonsrat und dort in der Justizverwaltungskommission.

Von 1991 bis 1998 war Kessler Drogendelegierter des Kantons Basel–Stadt. Er entwickelte das Vier-Säulen-Modell der Drogenpolitik, das Prävention, Repression, Therapie und Überlebenshilfe beinhaltet. Mit einer liberalen und basisnahen Politik, der Einführung von Gassenzimmern und Heroinverschreibung, gelang es, die offene Drogenszene aufzulösen. Dieses Modell führte zu einer Beruhigung des Drogenproblems und wurde bald schweizweit und auch in anderen Ländern kopiert.

Seit 1996 ist Kessler Mitglied der Eidgenössischen Expertenkommission für Drogenfragen.

Von 1998-2008 war Kessler Integrationsbeauftragter des Kantons Basel-Stadt, genauer: Delegierter für Migration und Integration sowie Leiter der Integrations- und Anti-Diskriminierungsstelle. Er entwickelte das Basler Integrationsmodell. Dessen Kernbotschaft lautet: «Fördern und fordern ab dem ersten Tag – verbindlich». Es beinhaltet grundsätzlich einen proaktiven Ansatz sowie Sanktionen für integrationsunwillige Ausländer, aber gleichzeitig Begrüssungs-, Betreuungs- und Bildungsangebote vom Tag der Einreise bzw. der Geburt an. Ein Eingreifen, wenn die Probleme schon da sind, sei viel teurer als frühzeitige Fördermassnahmen. Er arbeitete daher auch am Basler Frühförderungskonzept für Kinder mit. Die konzeptionellen Grundlagen der Arbeit sind im regierungsrätlichen Integrationsleitbild von 1999 und im kantonalen Integrationsgesetz von 2008 verankert. Das Basler Integrationsmodell findet in der ganzen Schweiz und im Ausland Beachtung.

Als Integrationsdelegierter war er Mitglied der Projektleitung der Strategiegruppen für Integrale Stadtentwicklung und die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.

Seit dem 1. Januar 2009 ist Kessler Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung mit den fünf Fachstellen Grundlagen und Strategien, Stadtteilentwicklung, Stadtwohnen, Diversität und Integration (seit dem 1. Juni 2011) und Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung (ebenfalls seit dem 1. Juni 2011) im Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt, Leiter der kantonalen Legislaturplan-Konferenz, der Projektleitung Stadtteilentwicklung und der Fachkonferenz Wohnforum Basel.

Kessler ist Gastdozent an höheren Fachschulen und Universitäten im In- und Ausland. Der Bundesrat wählte ihn im Dezember 2007 erneut für vier Jahre in die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen und neu in die Eidgenössische Kinder- und Jugendkommission. Seit 2009 ist er Beirat im Schweizerischen Forum für Bildung.

Werke

  • Thomas Kessler: «Cannabis Helvetica: Hanf in der Schweiz – Hoffnung für die Drogenpolitik», Nachtschatten-Verlag, 1985, ISBN 3-907080-02-5

Videomaterial

Weblinks


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