Tiefenrüstung

Tiefenrüstung

Als Rüstung (von althochdeutsch und mittelhochdeutsch ausstaffieren, bereitmachen) bezeichnet man die militärischen Maßnahmen und Mittel zur Vorbereitung einer kriegerischen Handlung, sei es Angriff oder Verteidigung. Als Aufrüstung bzw. Abrüstung werden die Erweiterung bzw. Reduzierung der Rüstung verstanden.

Mit der Herstellung von Rüstungsgütern und Wehrtechnik ist die Rüstungsindustrie und in ihr Rüstungsbetriebe befasst. Um die Kontrolle von Aufrüstung geht es beim Begriff der Rüstungskontrolle.

Im Jahr 2006 betrugen die weltweiten Ausgaben für militärische Rüstung 900 Milliarden Euro, was einer Steigerung um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Knapp die Hälfte, 396,2 Mrd. Euro, gaben die USA aus.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Breitenrüstung

Bei der »Breitenrüstung« geht es um die schnelle Produktion von Waffen und Rüstungsgütern, um eine zügige Aufrüstung zu erreichen. Dazu werden viele verschiedene Waffenmodelle von mehreren Anbietern gleichzeitig beschafft. Der Vorteil der Breitenrüstung liegt in der raschen Expansion einer Streitmacht. Der Nachteil liegt darin, dass für die teilweise unüberschaubare Anzahl der Waffenmodelle verschiedenartige Munition und Ersatzteile organisiert werden muss, was vor allem im Feld schwerwiegende logistische Probleme aufwirft.

Tiefenrüstung

Bei der »Tiefenrüstung« geht es um die dauerhafte Sicherung der notwendigen Ressourcen für die Rüstungsproduktion, gewissermaßen also um die „Nachhaltigkeit“ der Rüstung. Sie ist von umso größerer Bedeutung, je länger und umfassender ein Krieg ist.

Tiefenrüstung war im Grunde schon immer bei längeren militärischen Auseinandersetzungen von Bedeutung. So galt es schon in der Antike bei Seekriegen den Nachschub an geeignetem Holz für den Bau von Schiffen zu gewährleisten. Allerdings war die analytische Trennung von Tiefen- und Breitenrüstung bis ins 19. Jahrhundert hinein bedeutungslos, weil der materielle Bedarf an Rüstungsgütern relativ gering war und diese Rüstungsgüter zudem auch vergleichsweise einfach herzustellen waren.

Das Konzept der Tiefenrüstung gewann im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung, weil die Kriege materialintensiver und die Waffen komplexer wurden. So führte der Erste Weltkrieg, bei dem anfangs nur mit einer Dauer von wenigen Wochen gerechnet wurde, allen Kriegsparteien die Bedeutung des eigenen und des gegnerischen Industriepotenzials vor Augen. Je länger er dauerte, desto wichtiger wurden nicht-militärische Faktoren wie Rohstoffversorgung und Produktionskapazitäten.

So war vor allem im späteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges die Tiefenrüstung der entscheidende Punkt, um solch einen langlebigen Materialkrieg bestehen zu können. Da Deutschland nicht die Mittel zur Verfügung standen, um gleichermaßen Tiefen- wie Breitenrüstung zu betreiben, entschied sich die Führung und vor allem Hitler bei der Aufrüstung der Wehrmacht für die Breitenrüstung, um das Rüstungsziel schnell zu erreichen. Anfangs schien dies der richtige Weg zu sein, wie die schnellen Blitzkrieg-Siege über Polen und Frankreich und der damit verbundene geringe Material- und Munitionsverbrauch zeigten. Aber mit fortschreitender Kriegsdauer erwies sich dieser Weg als Sackgasse. Um mit den gigantischen Produktionskapazitäten der Sowjetunion und vor allem der Vereinigten Staaten halbwegs mithalten zu können, hätte es einer Konzentration auf nur wenige militärische Großgeräte und deren einfache Massenherstellung bedurft, welche aber erst spät und somit nicht mehr kriegsentscheidend unter dem Rüstungsminister Albert Speer durchgeführt wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft 1918 – 1943/45. Herausgegeben von Wolfgang Birkenfeld. Schriften des Bundesarchivs Bd. 14. Boppard 1966
  • Barkai, Avraham: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik 1933 – 1945. Frankfurt/Main 1988.

Weblinks

Fußnoten

  1. n-tv: Horrende Rüstungsausgaben - 900 Milliarden verballert 11. Juni 2007

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