- Tischsitten
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Unter den Tischsitten versteht man die Umgangsformen bei Tisch, genauer beim Einnehmen von Speisen und Getränken in Gesellschaft.
Die Ernährungssoziologie befasst sich wissenschaftlich mit Tischsitten, Esskultur und Trinkkultur. Nach Norbert Elias entwickelten sich die europäischen Tischsitten im Prozess der Zivilisation, in dem zunehmend Fremdzwänge zu Selbstzwängen wurden. Pierre Bourdieu sieht in den Tischsitten inkorporiertes kulturelles Kapital, mit dem privilegierte Klassen sich mittels feiner Unterschiede von anderen distinguieren.
Nach Ulrich Tolksdorf entwickelten sich Tischsitten in drei Phasen: [1]
- Das Mittelalter, in dem weitgehend ohne Regeln und mit bloßen Händen gegessen wurde,
- eine zweite Phase zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert, in der sich ein umfassender Verhaltenskodex ausformte,
- eine dritte Phase im 19. und 20. Jahrhundert, in der der erreichte Standard nur unwesentlich verändert wurde.
Im sogenannten Benimmunterricht werden neben Tischsitten auch Höflichkeit und Umgangsformen vermittelt. Weniger als oft vermutet befasste sich jedoch Adolph Freiherr Knigge mit den Tischsitten.
Inhaltsverzeichnis
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Tolksdorf 1994, S. 240
Literatur
- Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation, Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. 2 Bde., 17. Auflage, Frankfurt am Main [1939] 1992.
Weblinks
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