- Barber-Lyaschenko-Abkommen
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Das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen (auch Barber-Lyaschenko-Abkommen) vom 13. November 1945 war ein sowjetisch-britisches Abkommen zur Grenzbereinigung zwischen Mecklenburg und Schleswig-Holstein.
Inhaltsverzeichnis
Abkommen
Es wurde von dem britischen Generalmajor Colin Muir Barber (Bevollmächtigter des Hauptquartiers der britischen Rheinarmee und dem gleichrangigen sowjetischen Offizier Nikolai Grigorjewitsch Ljaschtschenko (Bevollmächtigter des Oberbefehlshaber der Roten Armee) auf Schloss Gadebusch in Gadebusch unterzeichnet.
Gründe für den Austausch der Flächen waren die schlechte Erreichbarkeit der zum britischen Besatzungsgebiet gehörenden Flächen sowie strategische Erwägungen. [1] Die britische Besatzungsmacht hielt dazu fest: Das Gebiet östlich des Schaalsees ist wirtschaftlich abgeschnürt, schlecht zu erreichen und vom strategischen Gesichtspunkt her unerwünscht. In dem Gebiet Dechow und Thurow befinden sich schlechte Straßenverhältnisse, es liegt strategisch ungünstig. [2] Das neu hinzukommende Gebiet habe gute Straßen und liege strategisch sehr günstig.
Getauscht wurden Gebiete östlich des Ratzeburger Sees und des Schaalsees. Auf diese Weise kamen die Nachbargemeinden Ratzeburgs Ziethen, Mechow, Bäk und Römnitz am 26. November 1945 zum Kreis Herzogtum Lauenburg und damit zur britischen Besatzungszone. Sie gehörten bis dahin zum mecklenburgischen Landkreis Schönberg (bis 1934 Teil von Mecklenburg-Strelitz). Im Austausch kamen die lauenburgischen Gemeinden Dechow, Groß und Klein Thurow (heute Ortsteile der Gemeinde Roggendorf) und Lassahn (heute Ortsteil der Stadt Zarrentin am Schaalsee) zur sowjetischen Besatzungszone. Das Abkommen sah vor, dass die Räumung der Gebiete am 28. November 1945 um 13 Uhr Berliner Zeit beendet sein musste.
Dieser Tausch wurde im Zuge der Deutschen Einheit nach 1989/90 nicht rückgängig gemacht.
Umsiedlung
Folge des Abkommens war eine Umsiedlung der Bevölkerung aus dem von der britischen Militärregierung aufgegebenen Gebiet. Sie stellte den deutschen Einwohnern der Gebiete, die in sowjetische Zuständigkeit fielen, frei zu bleiben oder zu gehen, ebenso Sowjetbürgern. Staatenlose wurden ausnahmslos umgesiedelt.
Der britische Kommandeur Ashworth teilte dem Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg mit, dass kein Bauer (...) wird mehr als 1 Pferd halten dürfen, wenn er es vorzieht, auf seinem Hof unter RUSSISCHER Kontrolle zu bleiben (...) [3] Daneben blieben ihnen je Hof ein Pferd, eine Kuh, ein Schaf, ein Schwein, ein Wagen, ein Pflug, eine Egge und anderes Gerät. Auch durften die Bleibenden keine Reserven für mehr als 30 Tage behalten. Fischerboote waren ans westliche Ufer des Schaalsees zu bringen.
Die Bevölkerung von Lassahn wurde am 14. November 1945, die von Dechow und Thurow am 15. November 1945 von dem beabsichtigten Gebietsaustausch unterrichtet. Zunächst wurden Vieh und landwirtschaftliche Gerätschaften abtransportiert. Damit wurde bereits am 16. November 1945 begonnen. Für den Transport von Vieh und landwirtschaftlichen Geräten wurden britische Amphibienfahrzeuge eingesetzt, außerdem Panzer, Pferdefuhrwerke und die Fähre der Halbinsel Stintenburg. Alleine aus Dechow wurden 1.130 Rinder, 309 Pferde und Fohlen, 406 Schafe und 554 Schweine abtransportiert.
Die Umsiedlung der Menschen begann am 23. November 1945 und war drei Tage später beendet. Die Umgesiedelten wurden im Flüchtlingsdurchgangslager Schmilau, im Schützenhof und im Ratskeller von Ratzeburg und in den Schlössern Farchau und Tüschenbeck untergebracht. Niemand durfte sich selbst ein Quartier suchen. Nur wer bei Verwandten oder Bekannten wohnen konnte, brauchte der organisierten Unterbringung nicht zu folgen. Voraussetzung dafür war jedoch, dass der Bürgermeister des gewählten Wohnorts ausdrücklich zustimmte. In Dechow blieben 120 von 1.237 Personen, in Thurow 79 von 256.
Am Vormittag des 27. November 1945 unternahm der britische Militärgouverneur eine letzte Besichtigungsfahrt durch das geräumte Gebiet.
Die Bevölkerungszahl in Ziethen, Mechow, Bäk und Römitz stieg erheblich. Zu den bisher 268 Einwohnern von Ziethen kamen 340 hinzu; Mechow wuchs von 104 auf 230, die Einwohnerschaft von Bäk stieg um 204 auf 454. Römnitz, das bis dahin 51 Einwohner hatte, wuchs auf 91 Einwohner.
An Mecklenburg fiel mit dem Gebiet um Groß Thurow, Klein Thurow und Dechow eine Gesamtfläche von 1.460,89 Hektar, davon waren 119,65 Hektar Wald und 41,42 Hektar Wasserfläche. Das Gebiet östlich des Schaalsees um Lassahn, Bernstorf, Hakendorf, Stintenburg, Stintenburg-Hütte und Techin war 3.419,81 Hektar groß mit 405,88 Hektar Wald und 773,59 Hektar Wasserfläche, die im wesentlichen den östlichen Teil des Schaalsees umfasste.
An die britische Zone fiel eine Fläche von etwa 2.442 Hektar im südöstlichen Bereich des Ratzeburger Sees mit Hohenleuchte, Mechow, Römnitz, Wietingsbeck und Ziethen. Sie umfasste 530 Hektar Wald und 1.910 Hektar Wasserfläche.
Literatur
Zur Entwicklung der innerdeutschen Grenze zwischen dem westlichen Mecklenburg und dem Kreis Herzogtum Lauenburg in den Jahren von 1945-1990 in: Ramona Piehl, Horst Stutz, Jes Parschau: Einblicke 4, Geschichte und Geschichten entlang der innerdeutschen Grenze in Nordwestmecklenburg, Landkreis Nordwestmecklenburg, Kulturamt (Hrsg.), 2. Auflage 2001
Siehe auch
Am 17. September 1945 wurde das Wanfrieder Abkommen über den Gebietsaustausch zwischen US-amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone geschlossen.
Weblinks
- Literatur über Barber-Ljaschtschenko-Abkommen in der Landesbibliographie M-V
- Text, Anlagen und Berichte zur Durchführung auf der Seite des Kreisarchivs Ratzeburg
- Regionalartikel auf Portal des Amtes Rehna
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Krog: Gebietstausch von 1945 wirkt am Schaalsee bis heute nach in: Lübecker Nachrichten vom 11. August 2005
- ↑ Ramona Piehl, Horst Stutz, Jens Parschau: Einblicke 4 - Geschichte und Geschichten entlang der innerdeutschen Grenze in Nordwestmecklenburg, Seite 28. Als Quelle dort angegeben ist das Archiv des Kreises Herzogtum Lauenburg.
- ↑ Ramona Piehl, Horst Stutz, Jens Parschau: Einblicke 4 - Geschichte und Geschichten entlang der innerdeutschen Grenze in Nordwestmecklenburg, Seite 32.
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