Total intravenöse Anästhesie

Total intravenöse Anästhesie
Spritzenpumpe zum kontinuierlichen Zuführen von Anästhetika

Eine total intravenöse Anästhesie (TIVA) ist eine Form der Allgemeinanästhesie („Narkose“), die auf den Einsatz von Inhalationsanästhetika (Narkosegase) verzichtet und den Bewusstseinsverlust und die Schmerzfreiheit allein durch intravenöse (intermittierende) Injektion oder kontinuierliche Infusion eines Schlafmittels (Hypnotikum) und eines Schmerzmittels (Analgetikum) herbeiführt.

Gewöhnlich bezeichnet man als TIVA die Zufuhr kurzwirksamer Hypnotika (meist Propofol) und Analgetika (meist Opioide, z. B. Remifentanil) mit Hilfe von programmierbaren Spritzenpumpen und bei Verwendung von Fentanyl mittels Bolusinjektionen. Dabei werden Bewusstsein und Schmerzempfindung ausgeschaltet. Bedingt durch die sehr kurze Wirkdauer der genannten Medikamente ist die Anästhesie gut steuerbar und die Erholungsphase wegen der geringen Kumulationseffekte auch nach längerer Narkosedauer vergleichsweise kurz. Nach langer Infusion kann allerdings die Aufwachdauer verlängert sein, dies ist durch die kontextsensitive Halbwertszeit der Wirkstoffe bedingt. Eine Sonderform der TIVA ist die Target Controlled Infusion, bei der ein Computer anhand des einprogrammierten (gewünschten) Wirkstoffspiegels im Plasma die Zufuhr automatisch reguliert.

Die Abgrenzung der TIVA zur kontinuierlichen Sedierung, etwa in der Intensivmedizin, ist fließend. Bei der Sedierung ist der Patient weniger tief narkotisiert (vgl. Ramsay-Skala), es werden oft auch längerwirksame Stoffe wie Sufentanil und Midazolam eingesetzt.

Indikationen

Relative Indikationen, die nicht zwingendermaßen eine TIVA erfordern, sind

  • Patienten mit bekannter postoperativer Übelkeit und Erbrechen
  • Eine Ein-Lungen-Beatmung in der thoraxchirurgischen Anästhesie: Eine Beeinflussung der hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion in der nicht beatmeten Lunge durch volatile Anästhetika wird diskutiert.
  • Anästhesien mit besonderen Anforderungen an die Steuerbarkeit der Anästhesietiefe und/oder der Notwendigkeit einer kurzen Erholungsphase nach dem Eingriff (z. B. ambulante Anästhesie).

Literatur

  • Rossaint, Werner, Zwissler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. Springer, Berlin; 2. Auflage 2008. (s. 604 f.) ISBN 978-3540763017
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