Transeamus usque Bethlehem

Transeamus usque Bethlehem

Transeamus usque Bethlehem ist ein schlesisches weihnachtliches Chorwerk eines anonymen Komponisten auf einen lateinischen Text.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Pastorella ist in Stimmenmaterial aus dem Breslauer Dom überliefert, das der letzte deutsche Domkapellmeister Paul Blaschke aus dem belagerten Breslau nach Westdeutschland retten konnte. Die Komposition wurde lange Zeit dem Domkapellmeister Joseph Ignaz Schnabel (1767–1831) zugeschrieben, doch konnte Blaschke schon 1961 nachweisen, dass sich Schnabels Anteil auf die Bearbeitung der instrumentalen Begleitung beschränkte. In den Breslauer Chor- und Orchesterstimmen, die wohl von Schnabels Hand stammen, ist kein Komponist namentlich angegeben, jedoch findet sich in einer Stimme der Vermerk Ignoto (lat. ‚von einem Unbekannten‘).[1] Franz Witt hatte bereits 1870 erwähnt, die Komposition sei „nach einer alten Weise arrang. von J. Schnabel“.[2] Paul Krutschek vermutet, Schnabel habe die Komposition in einem schlesischen Kloster gefunden.[3] Die Komposition dürfte ihren Anlass in einem liturgischen Krippenspiel gehabt haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Komposition ursprünglich noch weitere Stücke enthielt, und damit eine kleine Kantate darstellte. Die Entstehungszeit dürfte aus stilistischen Gründen in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts anzusetzen sein. Elemente des Rokoko sind nicht gegeben, vielmehr weist der Formverlauf auf eine starke Verwurzelung des Komponisten in der Volksmusik. Eine in Textierung, Instrumentation und melodisch-rhythmischer Führung von der Breslauer Fassung etwas abweichende Ausgabe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Benediktinerkloster Braunau in Nordböhmen aufgefunden.

Der Text des Werks beruht auf der biblischen Weihnachtsgeschichte (Lk 2,10–16 Vul). Das Stück ist im Original für einen dreistimmigen Chor mit Orchesterbegleitung (8 Bläser, 5 Streicher und Orgel) gesetzt. Weitverbreitet sind Bearbeitungen für vierstimmigen Chor, die Instrumentalbegleitung wird oft von der Orgel allein ausgeführt.

Das Stück setzt mit einem Rezitativ ein, dessen Text in der Breslauer Fassung nicht überliefert ist, und das in vielen Bearbeitungen weggelassen wird. Stimmenabschriften aus dem Glogauer Dom beweisen, dass das Rezitativ mit dem Text Lk 2,10–12 Vul unterlegt war.[4] Die anschließende Pastorella ist in dreiteiliger Liedform mit einem umrahmenden Ritornell aufgebaut. Die Bassstimmen (quasi in der Rolle der Hirten) singen die erste Strophe, die Frauenstimmen setzen danach (quasi als Engelschor) ein und begleiten so die simultan von den Bässen vorgetragene zweite Strophe. Zum Schluss singen die Bässe nochmals allein.

In der harmonischen Analyse erweist sich das Stück als bemerkenswert schlicht; die Harmonien gehen nicht über die drei Hauptstufen der Kadenz hinaus, wobei die Subdominante mit einer einzigen Ausnahme immer nur auf den schwachen Taktzeiten erreicht wird. Die Formgestaltung ist mit ihrer mehrfachen Wiederholung redselig und weitschweifig. Bei aller Schlichtheit der Komposition ist das Stück von der Freude über die Menschwerdung Gottes geprägt, die in volkstümlicher musikantischer Unbekümmertheit ausgeführt wird.

Text

Latein Deutsche Übersetzung

Recitativo

Angelo

Nolite timere:
ecce enim evangelizo vobis gaudium magnum, quod erit omni populo:
quia natus est vobis Salvator hodie, qui est Christus Dominus in civitate David.
Et hoc vobis signum:
Invenietis infantem pannis involutum, et positum in praesepio.

Pastorella

Basso multiplicato

Transeamus usque Bethlehem
et videamus hoc verbum quod factum est.
Mariam et Joseph et Infantem positum in praesepio.

Coro

Gloria in excelsis Deo,
et in terra pax hominibus
bonae voluntatis.

Basso multiplicato

Transeamus, et videamus multitudinem
militiae caelestis laudantium Deum,
Mariam et Joseph et Infantem positum in praesepio.

Transeamus et videamus quod factum est.

Rezitativ

Engel [Knabensopran]

Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird:
Heut ward in der Stadt Davids der Heiland geboren, welcher ist Christus.
Und dies soll euch zum Zeichen sein:
Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.

Pastorelle

Bass

Lasst uns nach Bethlehem gehen
und sehen dieses Wort, das geschehen ist.
Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe liegt.

Chor

Ehre sei Gott in der Höhe,
und auf Erden Friede den Menschen
guten Willens.

Bass

Lasst uns gehen, und schauen
die himmlischen Heerscharen, die Gott loben.
Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe liegt.

Lasst uns gehen und sehen was geschehen ist.

Anmerkungen

  1. Paul Blaschke: Beiblatt zur Schallplatte Transeamus (Breslauer Originalfassung) des Rheinischen Kammerchores, Leitung Hermann Schroeder, harmonia mundi HM 17 077, o.J. [ca. 1965].
  2. Musica sacra, 3. Jg., Regensburg 1870, S. 14. Zitiert nach: Rudolf Walter, Vorwort zur Partiturausgabe Dülmen 1973.
  3. Paul Krutschek: Die Kirchenmusik nach dem Willen der Kirche. Regensburg, 5. Auflage 1901. Zitiert nach: Rudolf Walter, a.a.o.
  4. A. Schnabel: Die Transeamus-Kantate. In: Schlesien, IX, Regensburg 1964, S. 239 ff. Zitiert nach: Rudolf Walter, a.a.o.

Literatur

  • Rudolf Walter (Hrsg.): Transeamus usque Bethlehem. Urtextausgabe [Partitur]. Silesia cantat, Heft 5. Edition Laumann 30205. Laumann, Dülmen 1973, DNB 997809825.

Weblinks


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