Broumov

Broumov
Broumov
Wappen von Broumov
Broumov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Fläche: 2.226 ha
Geographische Lage: 50° 35′ N, 16° 20′ O50.58305555555616.333055555556395Koordinaten: 50° 34′ 59″ N, 16° 19′ 59″ O
Höhe: 395 m n.m.
Einwohner: 7.902 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 549 83 - 550 01
Verkehr
Bahnanschluss: Meziměstí–Ścinawka Średnia
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 8
Verwaltung
Bürgermeister: Milan Kotrnec (Stand: 2010)
Adresse: třída Masarykova 239
550 14 Broumov 1
Gemeindenummer: 573922
Website: www.broumov-mesto.cz

Broumov (deutsch Braunau) ist eine Stadt mit 8.191 Einwohnern (2005) am Fluss Steine im nordöstlichen Teil Böhmens in Tschechien an der Grenze zu Polen. Broumov ist eine Nachbarstadt von Náchod und gehört zum Královéhradecký kraj (Region Königgrätz).

Westlich von Broumov befinden sich die Braunauer Wände und die Adersbacher und Weckelsdorfer Felsen. Aufgrund der dort vorzufindenden bizarren Felsformationen sind sie ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Broumov ist das Zentrum des Braunauer Ländchens (Broumovsko), das auch als Braunauer Land bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Straße nahe dem Marktplatz von Broumov
Auf dem Marktplatz von Broumov
Auf dem Marktplatz von Broumov
Mariakirche
Das Kloster um 1850

Die Stadt Braunau wurde vom Zeitpunkt ihrer Gründung an über sieben Jahrhunderte durch die Tätigkeit des Benediktinerordens in der Abtei des Heiligen Wenzel geprägt. Der rasche Aufstieg der Stadt hing wesentlich mit der Prosperität des Tuchmachergewerbes zusammen, dessen Absatzmärkte sich vor allem im inneren Böhmen sowie im benachbarten Schlesien befanden.

Das Braunauer Land wurde durch die Benediktinerabtei Břevnov kolonisiert. Vermutlich im Jahr 1255 wurde Braunau als Marktort gegründet und bildete fortan den wirtschaftlichen Mittelpunkt sowie das Verwaltungszentrum der Domäne des Ordens. 1348 wurden dem Abt des Stiftes Břevnov von Kaiser Karl IV. dieselben Rechte über dessen Untertanen verliehen, wie sie die königlichen Städte Glatz und Königgrätz damals besaßen.[2]

Der historische Stadtkern hat einen typisch schlesischen Grundriss. Dabei begrenzen zwei parallel verlaufende Hauptstraßen von zwei Seiten den großen Marktplatz und treffen an den sich gegenüber liegenden Stadttoren zusammen. Der Rand eines Felsenvorsprungs wurde nach dem Willen des Lokators der Burg und der Pfarrkirche vorbehalten. Unterhalb der Stadtmauern wurden Vorstädte mit Mühlen, Walken, befestigtem Meierhof, Bad und Spital gegründet.

Die ursprüngliche aus dem Mittelalter stammende hölzerne Verbauung ist bis auf die Friedhofskirche "Unserer Lieben Frau" nach mehreren Bränden restlos verschwunden. Nach einem Brand im Jahr 1306 wurde die Burg zu einem befestigten Kloster mit der Kirche St. Adalbert umgebaut. Ebenso wie die Klosterkirche wurde auch die Pfarrkirche St. Peter und Paul aus Stein erbaut.

Braunau wurde im Verlauf des 14. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Kulturzentren in Nordostböhmen. Mit dem Bau der Stadtmauer wurde im Jahr 1357 begonnen. Die Arbeiten waren 1380 beendet. Wachsender Wohlstand führte zum Bau von steinernen Häusern auf dem Ringplatz und den anliegenden Gassen. Im Stil der Renaissance wurde nach dem großen Brand im Jahr 1549 auch das Kloster wieder aufgebaut.

In der Zeit des Barocks kam es zu einem allgemeinen Aufstieg der Abtei Břevnov. Nach Überwindung der katastrophalen Folgen des Dreißigjährigen Krieges, besonders unter den Äbten Thomas Sartorius (1663-1700) und Othmar Daniel Zinke (1700–1738), erlangte der Orden eine sehr gute wirtschaftliche Stellung. Diese ermöglichte in Braunau die Erneuerung aller Kirchen und des von der Feuersbrunst vernichteten Klosters nach Entwürfen des Baumeisters Martin Allio.

Unter der Leitung von Christoph Dientzenhofer wurden die Terrassen und Höfe errichtet sowie auch das Stiftsgymnasium und die Stiftsapotheke gebaut. Zuletzt wurden auch die Projekte von Kilian Ignaz Dientzenhofer realisiert, zu denen der radikale Umbau des Braunauer Klosters in den Jahren 1728–38 zählte.

Die Schlesischen Kriege hatten verhängnisvolle Auswirkungen auf die Stadt Braunau. Zum einen kam es zu Plünderungen durch vorbeiziehende Truppen, zum anderen wurden durch die preußische Besetzung Schlesiens und Glatz' jahrhundertealte Handels- und Kulturbeziehungen unterbrochen. Durch die Kriegsereignisse beschränkte sich die Bautätigkeit des Ordens auf Instandsetzungen nach den Bränden in den Jahren 1757 und 1759. In ihren volkstümlichen Formen aber überlebte die Barockkultur im Braunauer Land bis ins 19. Jahrhundert.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden außerhalb der Stadtmauer Villen und Mietshäuser sowie die ersten Industrieanlagen. Am 14. Juli 1847 ging zwischen Braunau und Hauptmannsdorf der Braunauer Meteorit nieder. 1856 errichtete Josef Schroll in Ölberg eine mechanische Weberei, der 1860 und 1876 noch zwei weitere Fabriken in Braunau folgten.

Der Deutsche Krieg von 1866 hatte eine Auswanderungswelle aus dem Braunauer Land nach Lateinamerika, vor allem nach Chile, zur Folge. So wurde 1875 nördlich von Puerto Montt der Ort Nueva Braunau gegründet.

Gebäude in Broumov

Am 28. Oktober 1918 wurde Braunau gegen den Widerstand der Bevölkerung Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei, was im Vertrag von Saint-Germain im September 1919 bestätigt wurde. Nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 kam die Stadt wie das gesamte Sudetenland zum Deutschen Reich und war Kreisstadt des Landkreis Braunau. Am 9. Mai 1945 wurde Braunau von Einheiten der Roten Armee besetzt. Die politische Verwaltung übernahmen die sich bildenden tschechoslowakischen Machtorgane. Hatte die Stadt am 1. Dezember 1930 noch 7.356 Einwohner, so waren es am 17. Mai 1939 6.383 und am 22. Mai 1947 nur noch 4.557 Bewohner. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde der größte Teil der deutschen Bevölkerung 1945/1946 enteignet und vertrieben.

In dem Chaos der ersten Nachkriegswochen kam es zu Plünderungen, Tyrannisierung deutscher Zivilisten und wilder Vertreibung. Der Boden und das Gewerbe wurden schrittweise Neusiedlern aus den anliegenden Bezirken Ostböhmens, aus der Slowakei und Re-Immigranten aus dem Ausland übergeben. Somit war die Bevölkerung Braunaus nahezu komplett ausgetauscht worden. 1961 verlor die Stadt ihren Status als Bezirksstadt und kam zum Okres Náchod.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Kloster von Broumov

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstige Personen

  • Alois Jirásek, tschechischer Schriftsteller und Historiker, besuchte das hiesige Gymnasium
  • Jiří Petr, Rektor Emeritus Prag-Suchdol, erwarb hier im Gymnasium sein Abitur
  • Josef von Schroll, Unternehmer und Ehrenbürger

Kuriosum

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg dachte Zeit seines Lebens, dass Adolf Hitler, der in Braunau am Inn in Oberösterreich geboren wurde, aus dem böhmischen Braunau stammen würde, und nannte ihn deshalb stets den „böhmischen Gefreiten“.[3] Auch in der deutschen Presse war diese Ansicht teilweise verbreitet. So fragte Carl von Ossietzky im Juni 1930 in der Zeitschrift Die Weltbühne: „Warum hat eigentlich noch keine deutsche Regierung daran gedacht, Herrn Adolf Hitler aus Braunau (Tschechoslowakei) endlich des Landes zu verweisen?“[4]

Stadtgliederung

Die Stadt Broumov besteht aus den Gemeindeteilen Broumov (Braunau), Olivětín (Ölberg), Poříčí (Sand), Nové Město (Neue Heimat), Kolonie 5. května (Schafferbergsiedlung), Velká Ves (Großdorf), Benešov (Straßenau) und Rožmitál (Rosental).

Weblinks

 Commons: Broumov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen, S. 280.
  3. Konrad Heiden: Adolf Hitler. Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit, Europa Verlag, Zürich 1936, Reprint 2007, S. 288.
  4. Carl von Ossietzky: "Der Pabst" , in: Die Weltbühne, 24. Juni 1930, S. 937.

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