Treubund (Verhältnisvertrag)

Treubund (Verhältnisvertrag)

Der Treubund ist ein Verhältnisvertrag von derzeit acht Studentenverbindungen im Coburger Convent. Er ist von seinem Selbstverständnis her anders ausgerichtet als traditionelle Kartell- oder Paukverhältnisse.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Dem Treubund gehören sieben Landsmannschaften sowie eine Turnerschaft an. Ziel dieses Zusammenschlusses sollte eine Interessen- und Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Deutschen Landsmannschaft sein, die gegenseitigen Gedankenaustausch pflegten, jedoch keine Selbstständigkeit der einzelnen Landsmannschaften berührenden Beschlüsse fassen oder bindende Weisungen erteilen sollte. Nach außen jedoch sollten gegensätzliche Auffassungen nicht in Erscheinung treten. Als Unterpfand des Zusammenschlusses sollte das dauernde Einverständnis der Altherrenverbände untereinander mit ihren Aktiven dienen, die Aktivitates sollen in wichtigen Fragen auf Herbeiführung der Zustimmung der Alten Herren bedacht sein.

Hochschulort Name Gründung Couleur Wappen
Berlin Preußen 1871 schwarz-weiss-orange Wappen Landsmannschaft Preussen Berlin.gif
Hamburg Slesvigia Niedersachsen Königsberg 1875 schwarz-silber-grün auf weiss
Heidelberg Afrania 1839 grün-weiss-gold Wappen Afrania.jpeg
Heidelberg Teutonia Heidelberg-Rostock 1883 rot-weiss-violett Wappen Teutonia Heidelberg.jpg
Köln Macaria 1873 rot-weiss-blau
Mainz Hercynia 1872 schwarz-silber-rosa Wappen Hercynia.jpg
Stuttgart Borussia 1898 dunkelrot-weiss-hellblau
Tübingen Schottland 1849 blau-gold-rot Schottland Tübingen.jpg

Vorgeschichte

Der unter der Bezeichnung Treubund bestehende Zusammenschluss mehrerer Landsmannschaften und Turnerschaften des Coburger Convent geht zurück auf das enge Freundschaftsverhältnis, das seit dem Eintritt der Landsmannschaft Schottland Tübingen in den Coburger Landsmannschafter Convent (1901/1902) zwischen dieser und der Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania zu Leipzig bestand. Nach der Reaktivierung der Landsmannschaft Palaiomarchia im Jahre 1905 begann ein Verkehrsverhältnis zwischen letzterer und Schottland Tübingen. Nach der Aufnahme der Landsmannschaft Teutonia Heidelberg (1908/1909) kam Palaiomarchia wiederum über Schottland in ein enges Verhältnis.

In diesem Zusammenhang wurden zwischen Afrania, Schottland und Palaiomarchia Richtlinien für die Verkehrsverhältnisse an den einzelnen Universitäten vereinbart. Im Rahmen dieser Richtlinien kam Palaiomarchia um 1910 in engen Beziehungen zu Landsmannschaft Hercynia Halle, mit der sie aus der Zeit der Zugehörigkeit der Landsmannschaft Viadrina zum Goslarer Chargierten Convent noch Zweibänder-Mitglieder hatte, sowie zur Landsmannschaft Hercynia Jena, bei der zahlreiche Palaiomarchen als Inaktive verkehrten.

Entstehung des Treubundes

Über die Frage der Kartellgründung waren die Meinungen verschieden. Die Kartelle konnten die Vorteile ihrer Machtstellung innerhalb des Verbandes nutzen. So waren beispielsweise Annahme oder Ablehnung von wichtigen Anträgen im Kongress oft von der Stellungnahme der verschiedenen Kartelle abhängig, der Einfluss von nicht kartellierten Bünden entsprechend gering. Dafür waren die Kartellbünde von vornherein gezwungen, in ihrer Stellungnahme eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in der Waffenstudentenschaft zu neuen Zusammenschlüssen. So wurde im Jahre 1920 von mehreren Landsmannschaften ein Eisernes Kartell gegründet, dem auch Palaiomarchia nach einigem Zögern beizutreten beschloss. Schottland und Afrania lehnten den Beitritt ab. Das Kartell löste sich im darauffolgenden Jahr wieder auf. Nach der Auflösung dieses Kartells trat Afrania an Palaiomarchia mit der Anfrage heran, ob sie mit Ihr, Schottland und Macaria Breslau (heute Landsmannschaft Macaria Köln) ein Freundschaftsverhältnis abschließen wollte. Eine Aussprache hierzu fand am 1.Oktober 1921 in Dresden statt. Auf Anregung von Schottland und Palaiomarchia wurde vereinbart, dass der Vierbund in Heidelberg offiziell bei Landsmannschaft Teutonia Heidelberg verkehren sollte. Am 14. November 1921 wurden die Dresdner Vorschläge bestätigt und der Zusammenschluss Vierbund genannt. Erst auf dem Kongress 1922 wurde dann der Name Treubund angenommen. Es folgte am 9. Februar 1924 in Berlin die Aufnahme der Landsmannschaft Hercynia Halle. Zur eigentlichen Aufnahme der Landsmannschaft Hercynia Jena kam es nicht, da zwischen den beiden Landsmannschaften Säbelchargenforderung ausgefochten wurde, die die Beziehungen zwischen den zuvor eng befreundeten Bünden über Jahrzehnte hin belastete. Pfingsten 1924 wurde Teutonia Heidelberg in den Treubund aufgenommen.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg meldeten sich zunächst nur Altmark, die 1935 aus der Fusion zwischen Palaiomarchia und Landsmannschaft Alsatia entstanden war, sowie Schottland und Teutonia Heidelberg wieder aktiv. (Die anderen Landsmannschaften befanden sich im Nachkriegsdeutschland in der sowjetischen Besatzungszone). Das erste Treffen fand zum Kongress 1951 statt und im darauffolgenden Jahr wurde Hercynia Jena in Mainz rekonstituiert, die im folgenden Jahr mit Hercynia Halle zunächst eine Arbeitsgemeinschaft bildete, der 1955 die Fusion zur Landsmannschaft Hercynia Jenenses et Hallenses zu Mainz folgte. Zur gleichen Zeit wurde die Alte Turnerschaft Slesvigia-Niedersachsen Hamburg-Königsberg zu Hamburg in den Treubund neu aufgenommen. Hintergrund hierfür war ein Freundschaftsverhältnis, dass dadurch entstanden war, dass Altmark gezwungen war, zwei Mensurböden in Hamburg unter Waffenschutz der Alten Turnerschaft Slesvigia-Niedersachsen Hamburg-Königsberg zu Hamburg zu fechten. (Erst ab dem 1952 durften zumindest in West-Berlin wieder Mensuren gefochten werden.)

1955 wurde die Landsmannschaft Borussia-Stuttgart auf Antrag Schottlands in den Treubund aufgenommen. Zwischen diesen Bünden bestanden schon seit zwei Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen. Die Landsmannschaft Macaria Breslau hatte nach Verschmelzung mit der dortigen Landsmannschaft Hamburgia in 1951 in Köln rekonstituiert. Als Macaria Köln nahm sie zu Pfingsten 1959 ihre Arbeit im Treubund wieder auf. Afrania schloss 1951 einen Vertrag über eine Arbeitsgemeinschaft mit Franconia-Frankfurt ab, behielt aber seine Beziehungen zum Treubund, insbesondere zu Altmark und Schottland bei. Mehrmals fanden auf dem Altmärkerhaus Treffen der Afraner statt. Nach Auflösung der Arbeitsgemeinschaft mit Franconia machte Afrania zu Beginn der Sommersemesters 1958 in Heidelberg wieder auf, wobei die Landsmannschaft Teutonia Heidelberg zunächst ihr Korporationshaus zur Verfügung stellte und die Chargen von Angehörigen des Treubunds übernommen wurden.

Nach der Fusion von Altmark und Landsmannschaft Palaio-Silesia zur Landsmannschaft Preußen Berlin trat diese sofort an die Stelle der Altmark.

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