Truppenübungsplatz Darmstadt

Truppenübungsplatz Darmstadt

Der Truppenübungsplatz Griesheim war ein Militärgelände im „Griesheimer Sand“ in Griesheim bei Darmstadt. Heute heißt der nördliche Teil August-Euler-Flugplatz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

August-Euler-Flugplatz
Kenndaten
ICAO-Code
Koordinaten
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1 km südöstlich von Griesheim
6 km westlich von Darmstadt
Straße Flughafenstraße/Georgiiplatz
Basisdaten
Eröffnung 1908 durch August Euler
Betreiber TU Darmstadt
Fläche 70 ha
Start- und Landebahn
07 1.100 m × 20 m Asphalt

Am 2. Januar 1874 verkaufte die Gemeinde Griesheim rund 380 ha[1] des Sanddünengebietes an das Preußische Kriegsministerium zur Nutzung als Schießplatz für die 11. Artilleriebrigade. Erste Artillerieschiessübungen fanden schon 1864 statt. Der Truppenübungsplatz vor den Toren Darmstadts, der damaligen Hauptstadt des Großherzogtums Hessen, war ab 1886 unter anderem auch mit der Darmstädter Dampf-Straßenbahn und einem Gleisanschluss für eine Versorgungsbahn erreichbar. Durchschnittlich 20.000 Soldaten übten jährlich im Griesheimer Sand. Am 24. September besuchte Kaiser Wilhelm I. ein Manöver in Griesheim. Die alten Kasernenbauten sind heute teilweise noch erhalten.

1908 pachtete August Euler für Flugversuche den Fuß-Exerzierplatz des Übungsgeländes und eröffnete Deutschlands ersten Flugplatz [2] und eine Flugschule. Daneben entstanden Montagehallen, Konstruktionsbüro und Werkstatt. 1913 wurde der Flugplatz zur Fliegerstation Darmstadt-Griesheim der Preußischen Armee ausgebaut. Im Ersten Weltkrieg diente das Gelände unter anderem auch als Kriegsgefangenenlager für 15.000 Soldaten. Im Dezember 1918 besetzte die französische Armee den Truppenübungsplatz und den Flughafen und untersagte den Flugbetrieb[3]. Der Übungsplatz wurde bis 1930 von französischen Einheiten genutzt.

Nach dem Abzug der Franzosen im Juni 1930 wurde der Flugplatz wieder eingerichtet. Ab dem 1. April 1932 pachtete die Stadt Darmstadt vom Deutschen Reich das zirka 70 ha große Flugplatzgelände für ihren neuen Flughafen Darmstadt, der im Herbst 1934 den Landeplatz Lichtwiese ablöste. Im Mai 1933 verlegte die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) ihre Institute in die Kasernengebäude beim Flughafen. In den 1930er Jahren entstanden hier für die Forschungsstätte Werfthallen, Werkstätten und 1936 ein Windkanal, der noch heute von der TU Darmstadt genutzt wird. Bis zu 780 Mitarbeiter waren bei der DFS beschäftigt, darunter auch das Personal der Ingenieurschule für Luftfahrttechnik (IfL). Ab dem 1. Oktober 1937 wurde auf Weisung des hessischen Reichsstatthalters Jakob Sprenger das gesamte Übungsgelände mit dem Flugplatz, die heutige Siedlung Tann, die Waldgebiete östlich der Autobahn und im Süden bis fast zur Eschollbrücker Chaussee, insgesamt 800 ha, nach Darmstadt ausgemeindet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Flughafen ein Fliegerhorst der Luftwaffe. Die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug war 1939 nach Braunschweig verlegt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz von der United States Army in Beschlag genommen. 1992 wurde „Griesheim Airfield“ mit dem ICAO-Code EDES, wo zum Schluss eine Hubschrauberstaffel stationiert war, aufgegeben. Ab 1980 trägt der Landeplatz den Namen „August-Euler-Flugplatz“. Er besitzt eine asphaltierte Landebahn mit 1100 Meter Länge und gehört seit 2005 als Forschungsfreigelände der TU Darmstadt. Die TU ist Betreiber des Sonderlandeplatzes Griesheimer Sand[4] und darf ihn noch in geringem Umfang zu Forschungszwecken fliegerisch nutzen.

Naturschutzgebiet

Flughafengelände

Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes, nämlich das Flugplatzgelände, das benachbarte Gebiet „Beckertanne“ (von altdeutsch Beck, „Bach“ und „Tanne“), welches als Übungsgelände sowohl von der US Army als auch von der Bundeswehr genutzt wurde, sowie das angrenzende Naturschutzgebiet „Griesheimer Düne und Eichwäldchen“[5], bilden seit ungefähr 2000 ein von der Europäischen Union anerkanntes Fauna-Flora-Habitat. Eine bereichsweise Renaturierung ist erfolgt.

Das Gelände ist auch als Vogelschutzgebiet „Griesheimer Sand“ ausgewiesen.[6]

Kommandeure des Truppenübungsplatzes

Einzelnachweise

  1. www.windkanal.tu-darmstadt.de
  2. http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/161670/
  3. Bundesarchiv
  4. BFU Untersuchungsbericht mit Angaben zum Flugplatz auf S.5
  5. NSG "Griesheimer Düne und Eichwäldchen" beim NABU Kreisverband Darmstadt e.V.
  6. Karte des Vogelschutzgebiets „Griesheimer Sand“

Literatur

  • Ursula Eckstein:August-Euler-Flugplatz Darmstadt. Justus von Liebig Verlag Darmstadt 2008,ISBN 9783873902558.
  • Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Darmstadt. Vieweg, Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06249-5.`
  • Ein Jahrhundert Luftfahrtgeschichte zwischen Tradition, Forschung und Landschaftspflege. Der August-Euler-Flugplatz in Darmstadt-Griesheim, hg. von Andreas Göller und Annegret Holtmann, Darmstadt 2008.

Weblinks

49.8560538.5919747Koordinaten: 49° 51′ 21,79″ N, 8° 35′ 31,11″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Darmstadt — Darmstadt, Haupt und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen (s. den Plan), liegt zwischen Rhein und Main, am Übergang des Odenwaldes und der Bergstraße in die Ebene, 146 m ü. M. Sie besteht aus der Altstadt, mit engen und winkeligen Straßen, und …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Truppenübungsplatz — Truppenübungsplatz, umfangreicher Geländekomplex zur Abhaltung größerer Truppenübungen und zur wirklich kriegsmäßigen, durch keine Rücksicht auf Flurschäden eingeengten Ausbildung auch kleinerer Verbände. Wünschenswert ist ein T. für jedes… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Truppenübungsplatz Griesheim — Der Truppenübungsplatz Griesheim war ein Militärgelände im „Griesheimer Sand“ in Darmstadt. Das Areal lag bis 1937 in der Gemarkung der Stadt Griesheim und kam dann zur Stadt Darmstadt. Heute heißt der nördliche Teil August Euler Flugplatz.… …   Deutsch Wikipedia

  • Truppenübungsplatz — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Truppenübungsplätze (TrÜbPl) sind größere staatseigene Landflächen mit Unterkünften für die übende Truppe… …   Deutsch Wikipedia

  • Truppenübungsplatz Aschaffenburg — Der Truppenübungsplatz Aschaffenburg (engl.: Training Area Aschaffenburg) war von 1936 bis 2007 ein Truppenübungsplatz in Aschaffenburg. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gegenwärtige Nutzung 3 Weblinks 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Standortübungsplatz Darmstadt — Der Truppenübungsplatz Griesheim war ein Militärgelände im „Griesheimer Sand“ in Griesheim bei Darmstadt. Heute heißt der nördliche Teil August Euler Flugplatz. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Naturschutzgebiet 3 Kommandeure des… …   Deutsch Wikipedia

  • Militärischer Übungsplatz — Truppenübungsplätze sind größere staatseigene Landflächen mit Unterkünften für die übende Truppe („Truppenlager“) und mit Anlagen, die es Soldaten aller Teilstreitkräfte und Truppengattungen ermöglichen, eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung… …   Deutsch Wikipedia

  • Truppenübungsplatzkommandantur — Truppenübungsplätze sind größere staatseigene Landflächen mit Unterkünften für die übende Truppe („Truppenlager“) und mit Anlagen, die es Soldaten aller Teilstreitkräfte und Truppengattungen ermöglichen, eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung… …   Deutsch Wikipedia

  • TrÜbPl — Truppenübungsplätze sind größere staatseigene Landflächen mit Unterkünften für die übende Truppe („Truppenlager“) und mit Anlagen, die es Soldaten aller Teilstreitkräfte und Truppengattungen ermöglichen, eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung… …   Deutsch Wikipedia

  • TÜB — Truppenübungsplätze sind größere staatseigene Landflächen mit Unterkünften für die übende Truppe („Truppenlager“) und mit Anlagen, die es Soldaten aller Teilstreitkräfte und Truppengattungen ermöglichen, eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”