Truppenübungsplatz Aschaffenburg

Truppenübungsplatz Aschaffenburg

Der Truppenübungsplatz Aschaffenburg (engl.: Training Area Aschaffenburg) war von 1936 bis 2007 ein Truppenübungsplatz in Aschaffenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anlage wurde bis zum Abzug der in Aschaffenburg stationierten Einheiten und Verbände der 3. Brigade der 3. US-Infanteriedivision und anderer US-Truppenteile im Jahr 1993 als Standortübungsplatz (engl.: Local Training Area) geführt. Erst danach erhielt er die Bezeichnung Truppenübungsplatz, da er fortan bis zu seiner Schließung im September 2007, meist in Kompanie- bis Bataillonsstärke, nur noch von auswärtigen Truppen der US-Streitkräfte, vornehmlich aus den umliegenden Standorten Hanau, Darmstadt, Babenhausen (Hessen), Würzburg und Kitzingen, für Gefechtsübungen mit Manöver- und Darstellungsmunition genutzt wurde.

Geschaffen wurde der südsüdostwärts des Aschaffenburger Ortsteils Schweinheim gelegene, 577 ha umfassende, über ein dichtes Straßen- und Wegenetz erschlossene und zu 3/4 aus hügeligen Waldflächen bestehende Übungsplatz ab 1936 als lokaler Exerzierplatz für die damalige deutsche Wehrmacht. Aschaffenburg war zu Zeiten der Wehrmacht ein großer Standort geworden. Entsprechend groß war der Bedarf an Übungsmöglichkeiten gewesen. Kernbereich des Wehrmachts-Exerzierplatzes war ein Pionier-Übungsplatz. Dort ereignete sich am 21. Juli 1943 ein folgenschweres Explosionsunglück mit 33 Toten. Von seiner Vergangenheit als Pionierübungsplatz zeugen heute noch die Reste verschiedener Bauwerke, z.B. Brückenpfeiler, Brückenwiderlager, u.a.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die US-Streitkräfte das Übungsgelände. Sie schufen neue, ihren Ausbildungsvorgaben angepasste Übungseinrichtungen. Es entstanden Schießstände für Gewehr, Maschinengewehr, Pistole und Bazooka (eine rückstoßfreie Panzerabwehrwaffe). In den Waldgebieten wurden hauptsächlich Gefechtsübungen durchgeführt. Die Infrastruktur des Übungsplatzes wurde während der Nutzungsdauer durch die US-Streitkräfte fortlaufend immer wieder umgebaut und erweitert. So wurden neue Zufahrtsstraßen mit festem Unterbau für Schützenpanzer und schwere Kampfpanzer geschaffen, ein Panzerparcours zum Üben von Feuer und Bewegung des Panzerzuges ohne scharfen Schuss angelegt, ein mit künstlichen Hindernissen ausgestattetes Fahrschulgelände für Rad- und Kettenfahrzeuge ausgewiesen, ein Hubschrauberlandeplatz, mehrere Biwakplätze, ein kleines Zielfeld für Panzer und Schützenpanzer sowie eine für das Schießen bei Nacht beleuchtete und den erhöhten Sicherheitsanforderungen genügende Schießanlage für Handfeuerwaffen errichtet. Außerdem entstanden ein verbunkerter Sprengplatz für Sprengungen bis 125 Gramm TNT, eine Schießbahn für die 40-mm-Granatpistole und eine Ausbildungseinrichtung für die Besatzung von ABC-Spürpanzern. In einem aufgelassenen Munitionsdepot wurde eine kleine Kampfbahn für den Orts- und Häuserkampf gebaut. Eine Sondermunitionsniederlage für Nukleargefechtsköpfe von ballistischen Kurzstreckenraketen vom Typ Lance und mehrere Gebäude für eine Range Control, für ein Schießkino und für Schulungen bildeten den Höhepunkt der von den US-Streitkräften betrieben Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen.

Gegenwärtige Nutzung

Nach der Schließung ging der Truppenübungsplatz an seine Eigentümer, die Stadt Aschaffenburg (337 ha) und die Bundesrepublik Deutschland (240 ha), zurück.[1] Ein zukünftiges Nutzungskonzept sieht vor, Teile des Geländes dauerhaft unter Naturschutz zu stellen. Eine Ornithologische Kartierung des Truppenübungsplatzes in Aschaffenburg fand 1992 statt.[2] Inzwischen wurden 237 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Damit wurde der biologischen Vielfalt, die während der langjährigen militärischen Nutzung entstanden ist und die sich durch ein kleinräumiges Nebeneinander von Trocken- und Feuchtgebieten, offenen Wiesen, Heiden und Feuchtbrachen, Wald- und Sandflächen, sowie Lebensräume für seltene Tierarten auszeichnet, Rechnung getragen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.aschaffenburg.de/wDeutsch/presse/pm_archiv_2006/plenum20060918.php
  2. http://www.ifanos.de/landschaftsoekologie/referenzen.htm
49.9427149.179592

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