Tussis

Tussis

Husten (lat. Tussis) ist das willkürliche oder aufgrund eines Hustenreizes über den Hustenreflex ausgelöste explosionsartige Ausstoßen von Luft, die dabei die Stimmritze mit öffnet, wobei die durch den Hustenreiz ausgestoßene Luft eine Geschwindigkeit von bis zu 480 Kilometer pro Stunde erreichen kann.

Husten ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit. Die Funktion des Hustens besteht darin, die Atemwege von Substanzen zu reinigen, die diese verlegen oder verengen könnten. Die Ursachen können in Erkrankungen der Atmungsorgane, des Herzens, des Magens, der Einnahme von Medikamenten oder – selten – psychischen Störungen bestehen. Die gewöhnliche Erkältung stellt die häufigste Ursache dar. Husten ist eines der häufigsten Symptome, aufgrund derer ein Arzt aufgesucht wird.[1] Sei es, weil er als quälend empfunden wird, die Nachtruhe stört oder Anlass zu tiefgreifenderer Besorgnis ist, wenn Husten mit einer Lungenentzündung oder einer Krebserkrankung in Zusammenhang gebracht wird, vor allem, wenn das Sputum (der „Auswurf“) mit Blut vermengt ist – siehe Bluthusten. Ein trockener Husten ohne Auswurf von Bronchialschleim, der in der Frühphase einer Erkältung, bei Allergien und auch als unerwünschte Wirkung von Arzneimitteln (z. B. ACE-Hemmern) auftreten kann, wird als Reizhusten bezeichnet. Ein längerer Husten kann an einer Keuchhustenerkrankung liegen.

Inhaltsverzeichnis

Untersuchung

Mit Ausnahme des Hustens bei einer harmlosen Erkältung stellt die körperliche Untersuchung einen wichtigen Bestandteil der Abklärung und Anamnese dar. Die Auskultation der Lungen kann einen Hinweis auf den Ort der Erkrankung liefern. Ein Thoraxröntgen wird in unklaren Fällen oder bei einem Husten, der länger als vier Wochen anhält, angeordnet. Die Lungenfunktionsprüfung kann einen Verdacht auf eine Chronisch obstruktive Lungenerkrankung erhärten oder eventuell in Verbindung mit einem Provokationstest zur Diagnose eines Asthma bronchiale führen.

Die Bronchoskopie – gegebenenfalls mit Biopsie – gilt als Goldstandard zur Diagnose von pathologischen Veränderungen des Bronchialtraktes, bei Verdacht auf interstitielle Lungenerkrankungen steht die Computertomografie zur Verfügung. Bei Verdacht auf einen gastroösophagealen Reflux kann man eine Gastroskopie durchführen. Auch an eine ösophagotracheale Fistel sollte gedacht werden.

Behandlung

Grundsätzlich ist die zugrundeliegende Erkrankung und nicht das Symptom zu behandeln. Da der Husten meist einen Schutzreflex darstellt, der eine Verlegung der Atemwege verhindern soll, ist der produktive Husten besonders in den Fällen zu therapieren, in denen die Nachtruhe stark beeinträchtigt wird. Schleimlösende Mittel (Sekretolytika) oder fein vernebelte Inhalationen helfen, vor allem zähes Sekret besser abhusten zu können. Bei trockenem Husten werden hustenreizstillende Mittel (Antitussiva) verordnet. Steht die Entzündung der Schleimhäute im Vordergrund, kann ein Hustenreiz durch inhalative Glukokortikoide gemildert werden. Selbstverständlich ist in allen Fällen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Wenn der trockene nächtliche Reizhusten den Schlaf verhindert, können folgende einfache Hausmittel versucht werden: 1. durch mehrere Kissen den Oberkörper beim Schlafen höherlagern, 2. vor dem Einschlafen eine Tasse Brühe/Suppe trinken, 3. eine Zwiebel frisch in kleine Stücke schneiden, in einer Tasse 3 Teelöffel Honig (es geht auch Zucker) darübergeben, gelegentlich umrühren und den Sud, der sich nach ca. 1 Stunde gebildet hat abseihen und alle 3-4 Stunden 1-2 Esslöffel einnehmen. Gerade bei Kindern kann so in leichteren Fällen die Gabe von Antitussiva vermieden werden. Das wiederholte Trinken von kleinen Schlucken Wasser oder Tee wirkt hustendämpfend.

Husten im Verlauf einer Erkältung

Im Verlauf einer Erkältung ist der Husten meist zu Beginn eher trocken („Reizhusten“) und wandelt sich erst nach ein bis drei Tagen in verschleimten Husten, bei dem es zur Absonderung von Schleimpartikeln kommen kann. Diese sind in der Regel klar oder gelbgrün gefärbt. Eine klare Färbung deutet dabei auf eine virale Infektion hin, wohingegen eine gelbgrüne Färbung Indiz für eine bakterielle Superinfektion ist.[2]

Phylogenese

Als lebenswichtige Funktionen müssen Schlucken, Erbrechen (Speien) und Atmen, die sich bei Wirbeltieren wegen des ursprünglichen Kiemendarms sehr leicht „vermengen“ (kreuzen) können, durch starke Reflexe geschützt und gesteuert werden. Bei Fischen können störende Partikel und Ungenießbares vom Kiemenkorb aus durch kräftige Kontraktion der Pharynx-Muskeln nach vorne und durchs Maul ausgehustet (ausgespieen) werden. Bei den Landwirbeltieren findet eine Trennung in die zwei Funktionen statt: die Lunge und der Rachen werden durch Husten, Speiseröhre und Magen durch Speien, ferner der Nasenraum durch Niesen gesäubert. Wie weit diese drei „Reflexe“ den Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern im Einzelnen wirklich zukommen, ist weiterhin Gegenstand von Beobachtung und Untersuchungen. (Hinzu kommen noch Räuspern, Schluckauf u. ä.)

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. Nach W. Fink, G. Haidinger: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis. Z. Allg. Med. 83 (200) 102-108. Zitiert nach "Womit sich Hausärzte hauptsächlich beschäftigen, MMW-Fortschr. Med. Nr. 16 / 2007 (149. Jg.)
  2. http://www.aponet.de/arzneimittel_interaktiv/husten/index.html
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