- Typentheorie
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Die Typentheorie ist eine von Bertrand Russell entwickelte Form der Mengenlehre, mit der er unter anderem versuchte, die von ihm entdeckte Russellsche Antinomie und andere Widersprüche der naiven Mengenlehre zu beheben.
Nach dieser Theorie gibt es einfache Mengen, die nur Urelemente, aber keine Mengen als Elemente enthalten können; Mengen des zweiten Typs können zusätzlich einfache Mengen enthalten, Mengen des dritten Typs zusätzlich Mengen des zweiten Typs usw. Mengen haben also einen höheren Typ als ihre Elemente. Dieses System beruht somit auf einer Stratifikation des Mengenbegriffs und vermeidet dadurch die Russellsche Antinomie, da die Darstellung der Menge aller sich nicht selbst enthaltenden Mengen schon aus syntaktischen Gründen nicht möglich ist, denn die dazu nötigen Aussagen und sind syntaktisch nicht korrekt.
Die erste einfache Version der Typentheorie formulierte Russell 1903 im Anhang seiner Principles of Mathematics, die zweite komplexere Version 1908 in Mathematical Logic as based on the Theory of Types. Letztere wurde die Grundlage der berühmten Principia Mathematica, die er nach beinahe zehnjähriger Vorbereitungszeit zusammen mit Alfred North Whitehead ab 1910 veröffentlichte. Die einfache Typentheorie wird seit Ramsey auch Simplified Theory of Types (STT) genannt; sie ist hinreichend zur Vermeidung der logischen Paradoxien wie der Russellschen Antinomie, aber nicht für die Lösung der semantischen Paradoxien wie der Grelling-Nelson-Antinomie; dies vermag erst seine signifikant kompliziertere Version von 1908, die Ramified Theory of Types (RTT), die „verzweigte“ Typentheorie.
Diese Version der Typentheorie setzte sich wegen ihrer Kompliziertheit und eingeschränkten Leistungsfähigkeit nicht auf Dauer durch. Als bequemer und leistungsfähiger erwies sich die von Ernst Zermelo 1907 entwickelte axiomatische Mengenlehre, die Abraham Fraenkel 1922 erweiterte und die heute als Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre, kurz ZF, bekannt und als Basis der Mathematik weitgehend anerkannt ist. Zudem hat man in ZF eine zum Fundierungsaxiom äquivalente von-Neumann-Hierarchie, die eine Art Stratifikation darstellt, aber keine weiteren Restriktionen mit sich bringt.
Eine vereinfachte Variante der Typentheorie entwarf Quine 1937 in seinen New Foundations.
Typtheorien spielen eine wichtige Rolle in der Theorie der Programmiersprache und in darauf basierenden Programmiersprachen wie Haskell und ML, sowie in computergestützten Beweissystemen wie Coq und Agda (dependent types).
Literatur
- Russell: Mathematical logic as based on the theory of types, in: American Journal of Mathematics 30 (1908), Seite 222-262.
Weblinks
- Eintrag, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
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