- Ulrichsquelle
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Ein Ulrichsbrunnen ist ein Quellenheiligtum, das dem heiligen Ulrich von Augsburg gewidmet ist. Man kennt es auch als Ulrichsbrünnlein, Ulrichsbründl oder Ulrichsquelle. Diese Quellen liegen vornehmlich in Österreich, Bayern, Schwaben und Elsass, wo der Heilige besonders verehrt wurde.
Die Mehrzahl von ihnen stammt noch aus mittelalterlicher Zeit. Neben alten Urkunden verraten uns das die Quellen, die das Wort Brunnen im Namen tragen, da sie die alte Bedeutung des Wortes konservieren. Brunnen war bis in frühneuhochdeutsche Zeit ein gängiges Wort für Quelle.[1]
Die Ulrichswidmung lässt sich bei einigen Quellen bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Ulrich starb 973 und wurde 993 heiliggesprochen. Die Quellen in Möggers und Habach waren schon 1005 bzw. 1073 Ulrich gewidmet.[2] Viele Quellen haben diese Widmung im Laufe der Zeit verloren, dennoch hält sich die Tradition zäh. Selbst in heutiger Zeit wurden noch Brunnenanlagen dem Heiligen geweiht (Adelberg, Rettenbach, Augsburger Dom).[3]
Am Quell steht oft ein Gedenkstein, ein Brunnenhaus oder eine Kapelle. Kult hat sich dort bis in heutige Zeit bewahrt. Am Todestag des Heiligen, dem 4. Juli, finden noch Prozessionen zur Quelle statt (Eresing, Habach, Möggers, Seibranz). Oder volkstümliche Festlichkeiten (Heiligenkreuz am Waasen).
Ulrichsquellen gelten als heilige Quellen. Dem Quellwasser sagt man Heilkraft nach. Manche sollen - wie viele andere heiligen Quellen auch - insbesondere bei Augenleiden helfen. Andere sollen das Fieber lindern.[4] Selbst in den heißesten Sommern sollen die Ulrichsbrunnen nicht versiegen. So ruft man den heiligen Ulrich auch bei Wassermangel an. Wasser wird an seinem Tag geweiht.[5]
Warum ausgerechnet der heilige Ulrich zum bedeutenden Quellenheiligen wurde, weiß man nicht. Sein altes Attribut, der Fisch in der Hand, zeigt eine klare Wassersymbolik. Auch seine Heiligenvita hat Bezüge zum Wasser (Wertachwunder, Schiffbruch auf der Donau).[6] Aber das erklärt nicht zweifelsfrei die zig Quellenheiligtümer, zu denen es oft auch kleine Legenden gibt, wie der heilige Ulrich die Quelle ins Leben rief. Insbesondere im Raum der Diözese Augsburg[7] wird erzählt, dass der heilige Ulrich auf einer Reise rastete und durch Gebet oder seinen Bischofsstab die Quelle entspringen ließ, weil ihn dürstete. Was hier Henne und was Ei war, kann man nicht mehr feststellen.
Die ältere Forschung sieht hinter diesen Quellenmythen eine germanische Glaubensvorstellung, die den Gewittergott Donar/Thor als Urheber der Quelle ansah. Donar war die Gottheit des Gewitters und der Fruchtbarkeit (Gewitterregen). Dort wo sein Blitz auf die Erde traf, entsprang eine heilige Quelle. In der Mythensprache entspricht der Bischofsstab des heiligen Ulrich dem Blitz. Vorchristliche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang auch Ulrichs Verehrungstag, der 4. Juli. Dieser Tag war von alters her Abschlusstag der Sonnenwendfeste des Mittsommerkreises, auch in germanischen Landstrichen, in denen Ulrich keine Bedeutung hatte. Der letzte Brunnen- und Quellenfesttag im Jahr.[8]
Einzelnachweise
- ↑ Layer 95, 113
- ↑ Layer 113
- ↑ Layer 112
- ↑ Layer 113
- ↑ HdA 8 Sp. 1296
- ↑ Layer 96
- ↑ Layer 113
- ↑ Weinhold, z.T. auch HdA 8 Sp. 1296
Quellen
- Karl Weinhold: Die Verehrung der Quellen in Deutschland. 1898. Online
- Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 1937. Bd. 8, Sp. 1296 f., Stichwort "Ulrich, hl."
- Adolf Layer: Ulrichsbrunnen in Süddeutschland und Österreich. Ein Beitrag zur religiösen Volkskunde. In: ZHV Schwaben (Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg), Bd. 67, 1973. S. 95-115. Online
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